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Der Davoser Bergler fühlt sich auch in Ambri wohl

Als 17-Jähriger hat Reto Stirnimann mit dem HCD sein erstes NLB-Eishockeyspiel bestritten – und gleich getroffen. 20 Jahre später kehrt er morgen als Assistenztrainer mit dem HC Ambri-Piotta nach Davos zurück.

Südostschweiz
17.02.12 - 01:00 Uhr

Von Hansruedi Camenisch

Eishockey. – Es geschieht im Frühling 2011 kurz nach dem Meisterschaftsende. Reto Stirnimann trifft sich mit Ambris Manager Jean-Jacques Aeschlimann in der Absicht, den auslaufenden Spielervertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern. Stattdessen erhält er das Angebot, Trainerassistent und Teammanager beim Leventiner NLA-Klub zu werden. «Da musste ich nicht zweimal überlegen», sagt Stirnimann. «Als Aktiver aufhören und dennoch mittendrin bleiben im Eishockey – etwas Besseres hätte mir gar nicht geschehen können.»

Treffer mit erstem Puckkontakt

Das Eishockey prägt Stirnimanns Leben. In Davos aufgewachsen, durchlief er beim HCD sämtliche Nachwuchsstufen. Bereits als 17-Jähriger debütierte der Stürmer im Fanionteam des Bündner Traditionsklubs. Seinen ersten Match wird er nie mehr vergessen: «Es war in der Saison 1991/92, damals noch in der Nationalliga B. Wir spielten gegen Lausanne. Etwa in der 15., 16. Spielminute durfte ich erstmals aufs Eis – und gleich mit meinem ersten Puckkontakt erzielte ich ein Tor», so Stirnimann. 1999 wechselte er von Davos zu den ZSC Lions, mit denen er zweimal Schweizer Meister wurde. 2007 zog er von der Grossstadt Zürich weiter ins beschauliche Ambri an die Südseite des Gotthards. Stirnimann bestritt insgesamt 888 Partien für den HCD, die ZSC Lions und den HC Ambri-Piotta. Dabei erzielte er 119 Tore sowie 188 Assists, und insgesamt genau drei Stunden verbrachte er während seiner 19-jährigen Nationalliga-Karriere auf der Strafbank.

Vor einem Jahr zügelte Stirnimann in der zügigen Valascia-Eishalle von der Spieler- in die Trainerkabine. Mit Kevin Constantine hat er in seiner neuen Rolle als Assistenztrainer einen ausgezeichneten Lehrmeister. Der Amerikaner ist seit 26 Jahren im Trainermetier tätig. In der National Hockey League (NHL) betreute Constantine die San Jose Sharks, die Pittsburgh Penguins und die New Jersey Devils. Er gilt als «Workaholic». Seine Bewunderer sagen, er nütze einen scharfen Verstand zu 99,9 Prozent fürs Eishockey. Trotzdem ist er kein Diktator. «Constantine ist offen. Ich kann meine Anregungen einbringen, und er geht darauf ein», sagt Stirnimann. Wenn im Training Spezialübungen anstehen, kümmert sich der Bündner primär um die Stürmer. Und das Warm-up am Vormittag an den Spieltagen leitet Stirnimann jeweils in eigener Regie. Genauso ist der Bündner fürs Krafttraining und die Sprungschule zuständig. Wie weit er es als Trainer einmal schaffen möchte, lässt er noch offen. Den Kurs für die Trainer-B-Lizenz schliesst Stirnimann bald ab, im Sommer beginnt er dann mit dem A-Kurs. «Den Spielern helfen, sich mit Detailarbeit weiterzuentwickeln», fasziniert ihn.

Am Vormittag befindet sich Stirnimann jeweils auf dem Eis, nachmittags stehen für ihn als Teammanager Büroarbeiten an. Da ist er Verbindungsglied zwischen den Spielern sowie dem Trainer und den Ärzten. Weiter gilt es, Trainingspläne zu gestalten und Autogrammstunden zu organisieren.

«Davos bleibt in meinem Herzen»

Das 300-Seelen-Dörfchen Ambri, das zur Gemeinde Quinto gehört, gilt eingeklemmt zwischen hohe Berge für die meisten nicht gerade als eine Wunschdestination. «Für mich als Bergler ist die Situation perfekt», sagt hingegen Stirnimann. Er wohnt mit seiner Frau Emerita und den Kindern Aaron (11), Riana (10) und Lino (7) nur ein paar Autominuten entfernt in Prato «mit dem Skilift und der Langlaufloipe praktisch vor der Haustüre», so Stirnimann. Aaron ist übrigens Torhüter bei Ambris Piccolos und Moskitos. Und auch Lino möchte nun die Schlittschuhe schnüren, nachdem ihn das Eishockey bisher nicht gross interessierte.

Wenn Stirnimann morgen mit dem HC Ambri-Piotta zum Meisterschaftsspiel nach Davos fährt, «wird mein Herz wie jedes Mal höher schlagen, auch wenn ich schon seit 13 Jahren nicht mehr dort wohne. Davos bleibt meine Heimat und in meinem Herz», sagt er. Stirnimanns Eltern wohnen noch immer in jenem Haus, wo er aufgewachsen ist – an der Eisbahnstrasse.

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