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Das Kunsthaus erhält den Güterschuppen als Geschenk

Die Stiftung von Robert und Ruth Jenny sichert den Güterschuppen in Glarus für die Kultur. Der Kunstverein Glarus nimmt das grosse Geschenk mit viel Applaus an.

Südostschweiz
08.05.12 - 02:00 Uhr

Von Claudia Kock Marti

Glarus. – «Kauf Güterschuppen» lautete das mit Spannung erwartete Traktandum. Dann gab Kunstvereinspräsident Kaspar Marti bekannt, dass die rund 40 Teilnehmenden an der 142. Hauptversammlung (HV) zwar formell kaufen müssten, der Güterschuppen dem Kunstverein aber zum weitaus grössten Teil geschenkt werde.

So ist die Schenkung der Familie Robert und Ruth Jenny und der Stiftung Gartenflügel ein zweckgebundener Beitrag zum Kauf des Güterschuppens. Das Geschenk müsse bis 2013 angenommen werden.

Die Mittel der Stiftung Gartenflügel stammen aus dem Nachlass Caspar und Elisabeth Jenny-Müller. Sie seien auf Wunsch der Schenker im Andenken an die Eltern von Robert Jenny zu sehen, so Marti. Robert Jennys Bedingung ist, dass der Güterschuppen kulturell genutzt werde.

Grösserer Raumbedarf

Nach wenigen Fragen zu Auflagen der Denkmalpflege und zu den Unterhaltskosten stimmte die Versammlung dem Kauf zu und applaudierte dem anwesenden Robert Jenny herzlich. Kunstvereinspräsident Kaspar Marti hatte zuvor nochmals die Vorgeschichte Revue passieren lassen.

1952 hatte sich der Wunsch des 1870 gegründeten Kunstvereins nach einem eigenen Kunsthaus erfüllt. Nach 60 Jahren steht heute eine Gesamtsanierung an. Auch die Kunst hat sich stark verändert. Die Werke sind grösser und benötigen mehr Lagerraum und Vorbereitungsräume.

Die Kunstvermittlung ist ebenfalls anders. «Es gab Überlegungen, neue Räume anzubauen, wie dies durch Architekt Hans Leuzinger zwar vorgesehen war, aber heute auf Schwierigkeiten stossen würde», so Marti.

Der Einbezug des Güterschuppens wird vom Kunstverein seit 2009 erwogen. 2010 stimmte eine ausserordentliche HV einem Miet-/Kaufvertrag mit den SBB zu. Der Kunstverein präsentierte dazu Ideen, den Güterschuppen als «Schaudepot» sowie Anteile als Kulturraum (Kleintheater, Kleinkino, Kulturbeiz) zu nutzen.

Kulturelle Zwischennutzung

Die SBB hatten dem Kunstverein vertraglich fünf Jahre Zeit gegeben, mögliche Nutzungen zu klären oder vom Vertrag zurückzutreten. Zuvor waren mit den SBB diverse Sanierungen (Strom, Wasser) ausgehandelt und der Preis von Boden und Gebäude auf 520 000 Franken festgelegt worden. Mit der jetzigen Schenkung wird die Kaufoption nun bereits nach eineinhalb Jahren eingelöst.

Die Lösung, was künftig im Güterschuppen umgesetzt werden könne, ohne sich zu übernehmen, liege noch nicht vor, aber eine realistische Zukunftsperspektive, sagte Marti. Die Lokremise in St. Gallen sei ein schönes Vorbild im grossen Stil. Und klipp und klar: «Unser Kerngeschäft ist die Kunst – mit dem Kultur-Güterschuppen stärken wir das.»

Im letzten Jahr hat der Verein bereits mit kulturellen Zwischennutzungen, etwa mit der historischen Ausstellung zu «Glarus brennt», dem Kunst(Floh)markt und anderen Anlässen Erfahrungen gesammelt. Dieses Jahr soll dies im kleineren Rahmen so weitergehen.

Kultur sorgt für Lebensqualität

Den Abschluss der HV bildete eine Diskussionsrunde mit dem Hauptabteilungsleiter für Kultur und Landesarchivar Fritz Rigendinger zu seinen Aufgaben sowie zum Thema, was die Kultur für den Kanton Glarus bedeutet. «Kultur ist ein Beitrag zur Lebensqualität, die über das tägliche Brot hinausgeht», so Rigendinger. Dies in erster Linie für die Leute, die hier wohnen und arbeiten; in zweiter Linie aber auch für Gäste und Touristen. Kultur leiste – auch über die Identifikation mit den Kulturschaffenden – einen Beitrag zur Identität und sorge für gesellschaftlichen Kitt.

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