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Camping ist für Freiheitsliebende

Auf dem Campingplatz Ferien machen bedeutet, leben in und mit der Natur. Wer einmal von diesem «Virus» angesteckt ist, den lässt er meist über Jahre hinweg nicht mehr los.

Südostschweiz
05.08.12 - 02:00 Uhr

Von Renate Ammann

Rapperswil-Jona. – Das Thermometer zeigt 30 Grad, die Wassertemperatur des Zürichsees vor dem Strandbad Stampf beträgt für die einen kühle, für andere wiederum angenehme 20 Grad. Nicht ein einziges Wölkchen zeigt sich am stahlblauen Himmel. Keine Frage, unter solchen Umständen kommt absolute Ferienstimmung auf, ohne Hunderte von Kilometer fahren zu müssen. Dennoch hinterlässt der erste Blick auf das grosszügige Areal den Eindruck, dass viele derzeit das Weite gesucht haben. Einzig um das Kinderplanschbecken ist der Phonpegel ein wenig erhöht, ansonsten herrscht idyllische Ruhe.

Die perfekte Übersicht

«Das ist der ideale Platz, um sich zu erholen.» Jean-Claude Ney muss es wissen. Vor nunmehr acht Jahren verbrachte er zum ersten Mal seinen Sommerurlaub auf dem Zeltplatz im Strandbad Stampf, inzwischen gehört der Betriebselektriker vom Zollikerberg alljährlich für ein bis zwei Wochen zu den Stammgästen. Und nicht nur das. «Ein paar Wochen vor dem geplanten Termin reserviere ich noch meinen Platz», einen in der vordersten Reihe mit einer perfekten Übersicht über das gesamte Geschehen rundum. Wer bei ihm am kleinen Campingtisch sitzt, kann diese Aussage ohne Zweifel bestätigen. «Hier läuft den ganzen Tag etwas», gibt er mit einem Schmunzeln zu, und häufig habe man die gleichen Nachbarn wie in den Vorjahren.

Für Abwechslung sorgt aber auch Neys Tochter Zoe. Mit den soeben geforderten zwei Franken für irgendein Naschwerk aus dem Automaten hat sie kein Glück. Doch ihre Miene hellt sich beim Angebot des Vaters, mit ihr in den See zum Baden zu gehen, umgehend wieder auf.

Ins Hotel? Niemals!

Der Spass im kühlen Nass ist den beiden in der folgenden halben Stunde förmlich ins Gesicht geschrieben. Er sei ein freiheitsliebender Mensch, gibt Ney ohne Umschweife zu, schon aus diesem Grund ziehe er zu 100 Prozent die Ferien im Zelt einem Hotel vor. «Auf dem Zeltplatz kann man jeglichen Zwängen aus dem Weg gehen, und Kinder können sich nach Herzenslust austoben.» Papa Jean-Claude hat dennoch ein einziges Problem: Seine Tochter mag nicht, was er kocht. Nach einer Alternativen müssen sie nicht lange suchen: «Wir gehen ins Schwimmbad-Restaurant.»

Wer 22 Jahre lang im Sommer den gleichen Campingplatz wählt, der dürfte sich vom Angebot rundum mehrheitlich angesprochen fühlen. «Nicht nur mehrheitlich, sondern voll und ganz», so die spontane Reaktion von Monika und Heinz Niklaus. Sie reisen alle Jahre im Sommer mit ihrem Wohnwagen von Bern zum Zeltplatz Stampf und kommen auch in den Genuss eines festen Standplatzes. Für jeweils drei Wochen richten sie es sich dort häuslich und behaglich ein. «Alle Jahre wieder» heisst zudem die Devise ihre Nachbarn betreffend. «Mit einem grossen Teil der Camper gibt es in dieser Zeit ein Wiedersehen», das weiss das Ehepaar sehr zu schätzen.

Ein gemütlicher Hock bei einem Glas Wein findet jedenfalls immer Zustimmung.

Ungezwungene Atmosphäre

Dass der Komfort im Wohnwagen gegenüber den eigenen vier Wänden in Bern ein bisschen auf der Strecke bleibt, stört Monika und Heinz Niklaus in keiner Weise. Und selbstverständlich sind ihnen Tage wie dieser, mit viel Sonnenschein, lieber als Regentage. Doch ihre Siebensachen packen und nach Hause fahren würde das Ehepaar auch bei Regen niemals. «Da hätte ich ja den ganzen Salat umsonst gepflanzt», lacht sie und holt einen taufrischen Lollo rosso aus dem Gartenkistchen, direkt neben dem Wohnwagen, für das Abendessen. Doch weit kommt sie mit dem Rüsten nicht.

«Hast du Zeit für eine Massage?», steht eine der Nachbarinnen fragend neben ihr. Klar doch, Zeit hat man in den Ferien immer, und die Massageliege hat die diplomierte Masseurin auch dabei. «Es macht mir Spass, Leute in dieser ungezwungenen Atmosphäre ein wenig zu verwöhnen», und widmet sich voll und ganz dem Rücken und den Beinen ihrer Kundin.

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