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Bündner Industriegeschichte in filmischen Interviews erzählt

Nach Ausstellungen in Trun und Grüsch schliesst «GR Focus» seine Reihe zum Thema Industrie mit einer DVD ab.

Südostschweiz
19.12.12 - 01:00 Uhr

Von Jano Felice Pajarola

Trun/Landquart. – Hat die Einwohner von Trun zu Zeiten der Tuchfabrik wirklich etwas unterschieden von ihren Nachbarn? «Ich hatte den Eindruck, die Trunser seien immer gut gekleidet», «Man sah es, dass sie die Fabrik im Dorf hatten» – solche Aussagen von Zeitzeugen sind in den Interviews zu hören, die für das Dokumentations- und Ausstellungsprojekt «GR Focus» entstanden sind. Zwei Ausstellungen, je eine in Trun und Grüsch, hat «GR Focus» dieses Jahr auf die Beine gestellt, im Mittelpunkt stand die Industriegeschichte Truns respektive Landquarts. Alte Aufnahmen aus der Tuch- und der Papierfabrik hat das «GR Focus»-Team um Historiker und Filmwissenschafter Severin Rüegg im Vorfeld gesammelt, einstige Mitarbeiter der Fabriken wurden vor der Kamera befragt. Ein guter Teil des Materials ist nun auf einer DVD vereint.

Auch mal amüsante Details

In «Trun und seine Fabrik» erfährt der Zuschauer Wissenswertes aus der Betriebsgeschichte, von den Anfangszeiten und den Blütejahren über die Krisen in den Siebziger- und Neunzigerjahren bis zum endgültigen Aus anno 2001. «Vom Schaf zum Aussendienst» behandelt den Produktions- und Vertriebsprozess der Truns AG, auch hier stets aus der Sicht ehemaliger Mitarbeiter. Amüsante Details kommen dabei nicht zu kurz. So erklärt beispielsweise ein Handelsreisender, weshalb man Rothaarigen nie einen hellgrauen Anzug verkaufen sollte oder weshalb man mitunter bei einem potenziellen Kunden besser nicht dann anklopfte, wenn die Frau zu Hause war.

In drei der total 50 Minuten langen Filme dreht sich dann alles um Landquart: «Arbeit in der Papierfabrik», «Wasser, Energie und Abwasser» und «Die Tibeter in der Papierfabrik».

Ein Kugelkocher als Sauna

Bei Bahn, Post und Papierfabrik habe man eine Lebensstelle, hiess es früher in Landquart. Dafür war die Arbeit hart, man war konfrontiert mit üblen Gerüchen, Lärm, Hitze, gefährlichen Geräten. Den sogenannten Kugelkocher allerdings funktionierte ein findiger Mitarbeiter ab und zu auch zur Sauna um. Und wieso es ab 1963 immer mehr Tibeter in der Fabrik gab – auch das erfährt man auf der DVD.

Ergänzt werden die Statements der Zeitzeugen von Hintergrundinformationen durch Fachleute: Zu Wort kommen die Historikerin Jolanda Nydegger und Fotohistorikerin Verena Huber Nievergelt. Sie ordnen das Erzählte in einen grösseren Kontext ein.

«GR Focus Industrie/Industria»: «Lebendiges Industrie-Erbe in Landquart und Trun». DVD. 51 Minuten. 35 Franken. Zu beziehen über shop.klubkran.ch.

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