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Björn Gerhard: «Es hat Leute, die bereits aufgegeben haben»

Björn Gerhard gehört beim EHC Arosa zu den routinierten Spielern. Er macht keinen Hehl daraus, dass der bisherige Saisonverlauf für ihn eine Enttäuschung ist. Heute (20 Uhr) trifft er mit seinem Team auswärts auf Pikes Oberthurgau.

Südostschweiz
14.01.15 - 01:00 Uhr

Mit Björn Gerhard sprach René Weber

Björn Gerhard, der Rückstand auf den Nicht-Abstiegsplatz beträgt vor dem vierten Quali-Masterroundspiel bei Pikes Oberthurgau neun Punkte.

Björn Gerhard: Es zeigte sich zuletzt in allen Partien, insbesondere am Samstag in der Schlussphase gegen Bülach, dass es trotzdem Hoffnung gibt. Wir haben immer wieder gute Phasen. Für Siege würde es eine solche Leistung halt über 60 Minuten brauchen – nicht nur 15 Minuten lang.

Wie gross ist Ihre Hoffnung auf den Ligaerhalt noch?

Vorbei ist es, wenn es vorbei ist. Solange der Ligaerhalt möglich ist, glaube ich daran, und ich hoffe, dass das mein Team ebenfalls tut. Wir haben aber viele junge, unerfahrene Akteure im Team. Für sie ist es schwierig, damit umzugehen. Jede weitere Niederlage hat nun schon fast fatale Folgen.

Die Niederlagenserie soll auch Auswirkungen auf die Stimmung in der Kabine haben.

Sicher, ja. Da muss man ehrlich sein. Es ist längst nicht mehr alles Friede, Freude, Eicherkuchen.

Ihr Trainer Marcel Habis-reutinger behauptet aber hartnäckig das Gegenteil.

Das gehört in solchen Situationen halt zu seinem Job. Fakt ist aber, dass es gewisse Dinge gibt, die nicht so schön sind. Es fallen auch einmal Worte, die nicht freundlich sind. Man ist sich in der Garderobe nicht mehr immer einig. Das ist aber normal, wenn man keinen Erfolg hat.

Am Ende der letzten Saison haben Sie den EHC Arosa in Richtung HC Prättigau verlassen. Anfang Oktober sind Sie überraschend wieder zurückgekehrt. Bereuen Sie diesen Schritt?

Für mich ist das eine schwierige Situation. Bei meinem Entscheid hat das Herzblut für den EHC Arosa eine grosse Rolle gespielt. Natürlich bin ich mit anderen Zielen zurückgekommen – auch persönlichen. Ich wollte dem Team Inputs geben und es unterstützen.

Mit Prättigau hätten Sie um den Aufstieg in die 1. Liga gespielt. Nun steigen Sie mit dem EHC Arosa wohl ab.

Ich bin mit dem EHC Chur von der 2. Liga in die 1. Liga aufgestiegen. Ich kenne dieses gute Gefühl. Ich kenne von meiner Zeit bei Lenzerheide aber auch das Gefühl, den Abstieg mit einer auf dem Papier schwachen Mannschaft verhindert zu haben. Das war auch eine riesige Genugtuung. Auch deshalb habe ich mich für diesen Weg und Arosa entschieden. Nach der Saison werde ich für mich das Fazit ziehen. Erst dann werde ich sagen können, ob die Rückkehr ein Fehler war. Dafür ist es im Moment noch zu früh.

«Ich habe auf allen Positionen gespielt»

An der Motivation fehlt es Ihnen aber nicht.

Nein, überhaupt nicht. Ich versuche mich für jedes Spiel zu motivieren. Ich gebe auch jetzt nicht auf. Es hat aber Leute in meiner Mannschaft, die bereits aufgegeben haben. In den letzten Spielen hat man das deutlich gesehen. Von ihnen ist nichts gekommen – gar nichts.

Und trotzdem glauben Sie weiterhin an den Ligaerhalt?

Er ist möglich, das sieht man in jedem Spiel. Das Problem ist einfach, dass wir zu wenig konstant spielen. Liegen wir einmal 0:2 im Rückstand, kommt der Genickbruch schnell.

Zuletzt wurden Sie von Ihrem Trainer immer auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt. Sehen Sie sich als Lückenbüsser?

Das ist so, ja. Ich bin persönlich nicht zufrieden, wie es läuft. In dieser Saison habe ich schon auf allen fünf Positionen gespielt. Ich glaube, ich habe sogar mit jedem Mitspieler schon in einem Block gespielt. Nur am Anfang wurde ich in der Abwehr eingesetzt. Ich habe immer gespielt und hatte viel Eiszeit. Nach fünf, sechs Spielen änderte sich das. Seither spiele ich irgendwo. Das ist nicht nur für mich, sondern auch für meine Teamkollegen nicht einfach.

Im Dezember hat die Aroser Vereinsleitung erste Gespräche mit den Spielern betreffend Zukunft geführt. Auch über die 2. Liga wurde dabei diskutiert. Ein Bekenntnis für die eigene Mannschaft sieht anders aus.

In erster Linie finde ich es positiv, dass diese Gespräche im Dezember stattgefunden haben. In der Vergangenheit war man in Arosa meist spät dran. Daraus wurden nun die Lehren gezogen. Ob es richtig war, die Spieler anzusprechen, ob sie in der 2. Liga weiterhin für den Klub spielen werden, mag ich nicht beurteilen.

Sehen Sie Ihre Zukunft in der 2. Liga?

Ich ziehe das in Betracht, wenn es so weit ist. Bis dann gehe ich aber von der 1. Liga aus. Ob, wie und wo es für mich weitergeht, ist nicht klar. Ich habe klar kommuniziert, dass ich die Saison beenden werde und dann beruflich Abklärungen treffen muss. Mein Fokus liegt klar beim Beruf. Daran wird sich nichts ändern.

«Ich habe noch nie ein Feedback bekommen»

Sie sind nicht bekannt dafür, dass Sie Ihre Meinung kundtun. Nun sprechen Sie Klartext. Tun sie das auch temintern?

Ich bin ehrlich. In dieser Mannschaft habe ich nichts zu sagen.

Nichts zu sagen?

Das ist so. Im Grossen und Ganzen kann man das so sagen, ja. So ist es für mich schwierig, dem Team zu helfen. Wenn man als Spieler kein Vertrauen spürt, kann man keinen Einfluss nehmen. Ich würde mich nur lächerlich machen, wenn ich die Klappe aufreisse. Mein Eindruck ist es nicht, dass es Wirkung und Einfluss hat, wenn ich etwas sage. Vielleicht kann ein positiver Input von mir einen oder zwei Mitspieler motivieren – mehr nicht.

Ihre jungen Teamkollegen hören Ihnen als Routinier also nicht zu?

Die Mannschaft nimmt es auf. Ein Feedback gibt es kaum – weder positiv noch negativ.

Hört Ihnen wenigstens Ihr Trainer zu?

Dazu äussere ich mich nicht. Ich war nie der Spieler, der mit seinem Trainer das Gespräch gesucht und sich beschwert hat. Das tue ich auch jetzt nicht. Ich erwarte vom Trainer, dass er mir sagt, warum er mich nicht oder auf dieser oder jeder Positiv einsetzt.

Tut das Marcel Habisreutinger nicht?

Seit ich zurück bin, habe ich noch nie ein positives oder negatives Feedback von ihm bekommen. Ich kann nur anhand der Eiszeiten im nächsten Spiel davon ausgehen, wie mein Trainer meine Leistung beurteilt hat. Schlussendlich ist der Trainer halt der Chef. Das muss ich akzeptieren.

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