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Beim FC Zürich Hochs und Tiefs erlebt

Harry Koch, Erwin Schweizer, Marcel Stoob und Davide Taini haben etwas gemeinsam. Sie prägten die Geschichte des FC Zürich mit. Die vier Fussballer aus Rapperswil-Jona spielten mit unterschiedlichem Erfolg für den Traditionsverein.

Südostschweiz
16.01.11 - 01:00 Uhr

Von Fredi Fäh*

Fussball. – Man schrieb das Jahr 1947, als sich Harry Koch als Fussball-Talent der Organisation des FC Zürich anschloss. Zweimal pro Woche fuhr der damals 17-jährige Rapperswiler mit dem Zug zu den Trainings nach Zürich. Nebenher absolvierte er bei der Druckerei Meyer in Jona eine Lehre als Retoucheur. Koch entwickelte sich mit der Zeit im NLA-Team des Traditionsvereins zu einer wichtigen Stütze. Die Saison 1951/52 beendete der Verteidiger mit den Zürchern als Vize-Meister. Ein Zähler betrug der Rückstand auf die Grasshoppers.

Der Transfer zum Stadtrivalen

Koch schaffte 1951 den Sprung ins Schweizer Nationalteam. Er brachte es zu insgesamt neun Länderspielen. Unter anderem stand er 1956 beim gloriosen 3:1-Sieg in Frankfurt vor 90 000 Zuschauern gegen den damaligen Weltmeister Deutschland auf dem Platz. 1955 wechselte Harry Koch vom FC Zürich zu dessen Stadtrivalen Grasshoppers. Dort feierte er in der Saison 1955/56 mit dem Gewinn des Doubles (Meisterschaft und Cup) seinen grössten Erfolg als aktiver Fussballer. Ein Beinbruch – zugezogen in einem Länderspiel gegen Ungarn – beendete 1959 Kochs Laufbahn auf höchstem Niveau. Er spielte später noch für den FC Winterthur in der Nationalliga B und heuerte 1963 als Spielertrainer beim FC Blue Stars Zürich an, den er von der 1. Liga in die NLB führte. Im vergangenen September durfte Koch seinen 80. Geburtstag feiern. Er lebt in Küsnacht und führt eine Gesundheits-Praxis.

Zwei Meistertitel mit Köbi Kuhn

Als zweiter Fussballer aus Rapperswil-Jona versuchte sich Anfang der Siebzigerjahre Erwin Schweizer beim FC Zürich. Zusammen mit dem späteren Nationalspieler René Botteron (von Glarus) kam der damals 20-Jährige im Sommer 1972 auf den Letzigrund. Schweizer hatte zuvor als torgefährliche Offensivkraft massgeblichen Anteil am Aufstieg des FC Rapperswil in die 2. Liga. Er zog mit seinen überragenden Auftritten die Aufmerksamkeit auf sich und erhielt vom legendären FCZ-Präsidenten Edi Nägeli einen Vertrag. Schweizer war beim FC Zürich während drei Jahren Ergänzungsspieler. Er durfte sich an der Seite von Spielern wie Karl Grob, Köbi Kuhn, Max Heer, Rosario Martinelli oder Fritz Künzli zweimal als Schweizer Meister (1974 und 1975) und einmal als Cupsieger (1973) feiern lassen. Trainiert wurde der FCZ zu jener Zeit von Timo Konietzka. Auf die Saison 1975/76 wechselte Erwin Schweizer zum damaligen NLA-Verein Winterthur. Diesem hielt er als Libero auch nach dessen Abstieg aus der höchsten Spielklasse im Sommer 1977 die Treue, ehe er im Sommer 1981 zu seinem Stammverein Rapperswil-Jona zurückkehrte und dort noch einige Jahre in der 2. Liga kickte. Später schlug Schweizer eine Karriere als Trainer im Amateurbereich ein. Unter anderem war er von 1988 bis 1994 (2. Liga) sowie in der Saison 2003/04 (2. Liga interregional) beim FC Rapperswil-Jona tätig.Von 1986 bis 1988 spielte Marcel Stoob beim FC Zürich. Er entstammte wie Koch und Schweizer aus der Nachwuchsabteilung des FCRJ und debütierte bereits im zarten Alter von 15 Jahren im Fanionteam in der 2. Liga. Stoob weckte dank erfolgreichen Auftritten in den nationalen Junioren-Auswahlen, wo er als Captain fungierte, sowie als umsichtiger Mittelfeldregisseur während der Saison 1985/86 beim Erstligisten Rüti Begehrlichkeiten und unterschrieb schliesslich einen Profi-Vertrag beim FC Zürich. Am 30. August 1986, knapp drei Monate vor seinem 19. Geburtstag, debütierte Stoob bei einem 2:0-Heimsieg gegen Lausanne im NLA-Team der Zürcher. Während seiner Zeit beim FCZ brachte es der Joner unter den Trainern Hermann Stessl und Timo Konietzka zu 30 Einsätzen in der höchsten Spielklasse. Gleichzeitig stand er regelmässig im Aufgebot der Schweizer U21-Nationalmannschaft. Nach dem bitteren Abstieg der Zürcher im Sommer 1988 verliess Stoob den Letzigrund. Er spielte fortan leihweise je eine Saison für Chur (NLB), Bellinzona (NLA) und Glarus (NLB), ehe er von 1991 bis 94 nochmals für den FCRJ auf Tore- und Punktejagd ging. Bei steinem Stammklub kümmert er sich als Trainer seit Sommer 2005 um den Nachwuchs.

Vom Ersatzmann zum Teamcaptain

Als nominell dritter Torhüter stiess Davide Taini im Sommer 2001 zum FC Zürich. Er war zuvor beim FC Winterthur in der Nationalliga B in Ungnade gefallen. Der Rapperswiler nutzte seine Chance als Profi. Er arbeitete sich mit Trainingsfleiss und Einsatzwillen in der teaminternen Hierarchie nach oben. Zuerst verdrängte er beim FCZ Fabien Margairaz als Nummer 2, dann nominierte ihn Trainer Lucien Favre in der Saison 2003/04 im Anschluss an den Weggang von Miroslaw König als Stammkraft und später sogar als Captain. Als solcher durfte Taini am Pfingstmontag, 16. Mai 2005, im Basler St.-Jakob-Park nach einem 3:1-Sieg im Endspiel gegen Luzern aus den Händen von Bundesrat Hans-Rudolf Merz die Cup-Trophäe in Empfang nehmen und in die Höhe stemmen. «Ich verspüre eine innere Genugtuung», liess sich der Torhüter aus Rapperswil- Jona nach dem Sieg im Schweizer Cup zitieren und dachte dabei an jene kritischen Stimmen, die ihm zu Beginn seiner Zeit in Zürich wenig Kredit eingeräumt hatten.Davide Taini bestritt insgesamt 86 Pflichtspiele für den FC Zürich. Nach einer Schwächephase zu Beginn der Saison 2005/06 verlor er seinen Platz im Tor an Johnny Leoni. Im Sommer 2006 verliess Taini den FC Zürich. Seither spielt der dreifache Familienvater aus Rapperswil-Jona in der Challenge League für den FC Wil.

* Fredi Fäh leitet seit 1999 die Sportredaktion der «Südostschweiz», Regionalausgabe Gaster und See. Er war von 1990 bis 1991 als Klubsekretär für die Betriebsgesellschaft der FC Zürich AG tätig.

Fussball. – Neben den aus Rapperswil-Jona stammenden Harry Koch, Erwin Schweizer, Marcel Stoob und Davide Taini standen in der Vergangenheit weitere Fussballer aus dem Linthgebiet oder mit einem direkten Bezug zur Region beim FC Zürich im Einsatz. Auf die Saison 1968/69 fand mit Renato Pellegrini (Jahrgang 1949) ein junger Fussballer aus Schmerikon Aufnahme im Kader des NLA-Klubs. Der Mittelfeldspieler behauptete sich während drei Saisons an der Seite von bekannten Grössen wie Köbi Kuhn, Hubert Münch, Fritz Künzli, Pirmin Stierli oder Jürgen Neumann beim FCZ und setzte danach seine Karriere, die ursprünglich beim FC Schmerikon begonnen hatte, im Tessin bei der AC Bellinzona fort.Auf eine Vergangenheit beim FCZ blickt auch Thomas Bickel zurück, der seit vergangenem Sommer als Gastronom das Restaurant «Falkenburg» am Hauptplatz in Rapperswil führt. Der 52-fache Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 1994 stand von 1985 bis 1988 beim Zürcher Traditionsverein unter Vertrag.Auf vier Pflichtspieleinsätze für den FC Zürich in der Nationalliga A brachte es zwischen 1995 und 1998 Aljosa Aleksandrovic, der seit vergangenem Sommer in Jona wohnhaft ist. Die Saison 2000/01 bestritt der Mittelfeldspieler bei Rapperswil-Jona in der 1. Liga. (ff)

Fussball ist längst zu einem massenkulturellen Phänomen geworden. 1896, als der FC Zürich gegründet wurde, war das anders. Michael Lütscher und zahlreiche Mitautoren schildern in der FCZ-Biografie die Geschichte eines Klubs, der von ein paar Studenten und Schülern gegründet wurde und sich zu einer Institution des öffentlichen Lebens entwickelte, mit der sich in der Stadt und in der Region Zürich Menschen leidenschaftlicher identifizieren als mit irgendeiner anderen Einrichtung. (so)

FCZ. Eine Stadt, ein Verein, eine Geschichte. ISBN 978-3-03823-643-6

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