Bär und Wolf halten sich nicht an Grenzen
Nach Meinung von Direktor Heinrich Haller fehlen im Schweizerischen Nationalpark Grossraubtiere wie Braunbär, Wolf und Luchs. Und er hat natürlich recht, wenn er gegenüber der «Südostschweiz» sagt, dass diese Grossraubtiere «dort ihre ökologische Wirkung entfalten könnten».
Nach Meinung von Direktor Heinrich Haller fehlen im Schweizerischen Nationalpark Grossraubtiere wie Braunbär, Wolf und Luchs. Und er hat natürlich recht, wenn er gegenüber der «Südostschweiz» sagt, dass diese Grossraubtiere «dort ihre ökologische Wirkung entfalten könnten».
Von Dario Morandi
Zumindest theoretisch wäre es durchaus faszinierend, wenn sich diese Tiere tatsächlich im Nationalpark aufhalten würden. Das wäre dann wirklich Natur pur.
So weit, so gut, das Ganze hat aber einen Haken: Bär, Luchs und Wolf pflegen sich dummerweise nicht an die von Menschen vorgegebenen Nationalparkgrenzen zu halten. Die Tiere würden über kurz oder lang im Umland auf Beutefang gehen, in Siedlungen vorstossen und dort die Bevölkerung verängstigen. Wie schnell das geht, beweisen die unheimlichen Begegnungen der Puschlaver und Mittelbündner Bevölkerung mit den Trentiner Bären.
Man muss kein Wildbiologe sein, um festzustellen, dass die Ansiedlung von Grossraubtieren in der dicht besiedelten Schweiz problematisch ist. Dessen sollten sich vor allem jene Natur- und Tierromantiker im Unterland bewusst werden, die noch immer verkünden, es habe im Berggebiet ausreichend Platz für diese Tiere. Das mag für die Weiten von Kanada gelten, nicht aber für Schweizer Wälder, und schon gar nicht für die 170 Quadratkilometer des Nationalparks. Wer das nicht nachvollziehen kann, entzieht sich bewusst der Realität oder wohnt im wohlbehüteten Mikrokosmos einer Einfamilienhaussiedlung – weitab vom Bär. Von sicherer Warte aus lässt es sich eben trefflich über Biodiversität schwadronieren.
dmorandi@suedostschweiz.ch
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