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Bär und Wolf geben immer noch zu reden

Der Schutz vor Grossraubtieren ist nach wie vor das Thema, das Schafzüchter am stärksten bewegt. Dies zeigte sich an der gestrigen Delegiertenversammlung des Schweizerischen Schafzuchtverbandes (SZV) in Bonaduz.

Südostschweiz
23.02.14 - 01:00 Uhr

Der Herdenschutz bewegt die Schweizer Schafzüchter

Von Ueli Handschin

Die Rahmenbedingungen für die Schafhalterinnen und -halter seien «auch schon günstiger» gewesen, räumte Mario Cavigelli gestern in Bonaduz in seiner Begrüssungsansprache ein. In der Turnhalle eingefunden hatten sich 225 Delegierte aus allen Landesteilen. Der Regierungspräsident, dem das Amt für Jagd und Fischerei unterstellt ist und der sich deswegen mit den Bären und Wölfen herumzuschlagen hat, versicherte den Schafzüchtern, einer Meinung mit ihnen zu sein: Ziel der Bemühungen um die Grossraubtiere sei es, dass Schafe auch in Zukunft auf den Alpen sömmern könnten.

<strong>Laut Cavigelli</strong> ist im Umgang mit den Grossraubtieren die Frage der Akzeptanz in der Bevölkerung von zentraler Bedeutung. Nicht nur die Bevölkerung des Mittellandes, wo nicht Bären oder Wölfe, sondern höchstens Wildschweine zu schaffen machten, müsse die wieder zugewanderten Raubtiere akzeptieren können, sondern auch diejenigen, deren Lebensraum direkt betroffen sei. Also in erster Linie die Schafhalter.

Cavigelli kritisierte den geringen Handlungsspielraum der Kantone. Mit dem Abschluss internationaler Konventionen und der Jagdgesetzgebung setze der Bund enge Schranken, überlasse den Vollzug aber den Kantonen. Die Suppe auszulöffeln hätten schliesslich die Tierhalter. Cavigelli unterstützte einmal mehr die Forderung der Schafzüchter, der Bund müsse nicht nur für die gerissenen Tiere finanziell aufkommen, sondern auch den Mehraufwand für den Herdenschutz berappen.

<strong>Dieser Herdenschutz</strong> sei laufend verbessert, das kantonale Herdenschutzkonzept letztes Jahr umgesetzt worden. Pionierarbeit habe der dafür vom Kanton Beauftragte geleistet, erklärte Cavigelli. Er hielt aber auch fest, der Schutz mit Hunden funktioniere noch nicht zufriedenstellend. Probleme gebe es mit der Haltung der Hunde im Winter und wegen Konflikten mit Wanderern. Der Kanton werde «mit Überzeugung» an der Lösung dieser Probleme arbeiten.

Ricccardo Caluori, Mitglied des Zentralvorstandes und der grösste von gerade noch drei Schafhaltern in Bonaduz, ist es zu verdanken, dass der Schweizerische Schafzuchtverband seine Jahresversammlung nach 26 Jahren wieder einmal in Graubünden durchgeführt hat. Caluori glaubt nicht daran, dass die Schwierigkeiten tatsächlich beseitigt werden können. Und er ist offenbar überzeugt, dass es der Mehrheit seiner Kolleginnen und Kollegen nicht anders geht: Würde Cavigelli den Auftrag geben, die Grossraubtiere auszurotten, könnte er mit der Ehrenmitgliedschaft des Verbandes rechnen, erklärte der leidenschaftliche Schäfer. Wohl wissend, dass dies allein schon aus rechtlichen Gründen undenkbar wäre.

<strong>Das Konzept Grossraubtiere </strong>des Bundes wird derzeit überarbeitet. SZV-Präsident German Schmutz rief die Delegierten dazu, die dazu im April geplante Anhörung zu nutzen. Wenn das neue Konzept umsetzbar werden solle, «müssen wir jetzt dafür kämpfen», sagte der Präsident.

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