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Auch das ist WEF: «Beten Sie für mich, Herr Pfarrer»

Untrennbar mit dem WEF verbunden sind ein hohes Verkehrsaufkommen und starke Sicherheitsmassnahmen. Im Vorfeld wird aber auch Freude auf den Grossanlass spürbar – besonders bei den Vertretern der Kirchen.

Südostschweiz
21.01.13 - 01:00 Uhr

Von Sabine-Claudia Nold

Übermorgen Mittwoch, 23. Januar, beginnt in Davos das Jahrestreffen der Stiftung World Economic Forum (WEF). Auch dieses Jahr sind wieder international bekannte Wirtschaftsexperten, Politiker und Intellektuelle zu Gast. Begleitet ist der Anlass wie immer von einem grossen Aufgebot an Sicherheitsmassnahmen und einer hohen Verkehrsbelastung.

Die Davoser selbst sehen dem Spektakel tendenziell gelassen entgegen, wie eine Umfrage des BT ergeben hat. Da die Vorbereitungen auf Hochtouren laufen, fanden nicht alle angefragten Personen Zeit für eine ausführliche Antwort. Am auskunftsfreudigsten zeigten sich die kirchlichen Kreise, bei denen Vorfreude auf die kommenden Tage deutlich spürbar wurde.

Intensive Zeit

Die Zeit vor dem WEF sei immer sehr intensiv, erklärt Leonie Trottmann vom neu eröffneten «Hilton Garden Inn Davos», das dieses Jahr sein erstes WEF erlebt. Für den General Manager des Hauses, Robert Attenberger, sei es jedoch nicht das erste WEF.

Nur indirekt betroffen sehen sich die Davos Klosters Bergbahnen AG, wie Frédéric Petignat erklärt. Deshalb habe das WEF keinen grossen Einfluss auf die Personaleinteilung und den Betrieb. «Spezielle Vorkehrungen oder Vorbereitungen sind von uns nicht getroffen worden», gibt Petignat Auskunft. Solche speziellen Vorkehrungen seien auch nicht nötig, ist der Kommunikationsverantwortliche der Davos Klosters Bergbahnen AG überzeugt.

Interessante Begegnungen

«Als katholischer Pfarrer von Davos freue ich mich auf die zahlreichen, interessanten Begegnungen mit Menschen aus Politik, Wirtschaft und Kirche», meint Kurt Benedikt Susak. Beim Eröffnungsmeeting und dem anschliessenden Abendessen böte sich die Gelegenheit für interessante Begegnungen. Während der Dauer des WEF beherberge er Peter Kodwo Appiah Kardinal Turkson und dessen Sekretär. «Wann hat man die Gelegenheit, ausserhalb der üblichen kirchlichen Arbeiten, mit so hochrangigen Kirchenvertretern privat ins Gespräch zu kommen?», so Susak. Während des WEF werde ihm regelmässig sehr Privates anvertraut. «Oft werde ich sogar gebeten: ‘Beten sie für mich Herr Pfarrer’. Und das von Personen, die öffentlich vermutlich anders wahrgenommen werden.» Eine grosse Herausforderung sei es, in diesen Tagen pünktlich von A nach B zu kommen. «Bei den bekannten langen Davoser Rückstaus nützt nicht einmal ein Stossgebet.»

Auch kritische Gedanken

Während des WEF böten die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen verbundenen Davoser Gemeinden verschiedene spezielle Anlässe an, so Walter Hoffmann, reformierter Pfarrer und Präsident der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Davos. «Die Mitglieder der Davoser Kirchen und Gemeinschaften wissen sehr wohl um die wirtschaftliche Bedeutung des WEF für ihren Ort und nehmen Unruhen und die durch den Verkehr verstopften Strassen mehr oder weniger gelassen hin.» Belastend sei hingegen für viele die Ahnung, dass auf dem WEF eher über Betroffene verhandelt und entschieden werde, anstatt mit ihnen zukunftsfähige Modelle zu entwickeln.

«Die Absperrungen durch Gitter und Stacheldraht sind für mich ein Zeichen dafür, dass viele Verantwortungsträger in einer Umgebung leben, in der sie den Kontakt mit dem Alltag der Zivilgesellschaft über weite Strecken verloren haben», so Hoffmann.

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