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Abreissen oder nicht: Was passiert mit dem alten Kloster in Ilanz?

Flurin Candinas und seine Nocasa Baumanagement AG wollen 30 Millionen Franken in eine Altersresidenz in den Räumen des alten Klosters in Ilanz investieren – wenn der Bündner Heimatschutz sie lässt.

Südostschweiz
27.03.14 - 01:00 Uhr

Sabrina Bundi

Die Gebäude des alten Klosters gleich neben dem Regionalspital in Ilanz sollen wieder einen Nutzen haben. Bis Ende 2011 war die Bündner Fachschule für Pflege darin angesiedelt, seitdem stehen die Räume leer. Das will die Nocasa Baumanagement AG mit einer Alters- und Gesundheitsresidenz, also mit seniorengerechten Wohnungen, ändern. Am Dienstagabend stellte der Handels- und Gewerbeverein Ilanz das Projekt vor. Die Aula war voll, das Interesse gross. «Wir haben mit etwa 50 Leuten gerechnet und waren sehr beeindruckt, dass fast 250 gekommen sind», erklärt Flurin Candinas von der Nocasa Baumanagement AG. Für Ludmila Seifert vom Bündner Heimatschutz sei das jedoch mehr «eine Propagandaveranstaltung» als eine Informationsveranstaltung gewesen: «Als Referenten und Podiumsteilnehmer waren nur Befürworter geladen.» Der Heimatschutz hat beim Gericht Beschwerde eingereicht, es müsse eine seriöse Interessenabwägung stattfinden, bevor das Gebäude aus dem Schutz entlassen und entsprechend abgerissen werden könne.

Aussergerichtliche Einigung

Das betreffende Areal sei städtebaulich hoch sensibel, erklärt Seifert. «Objekte können nicht einfach so nach Bedarf aus ihrem Schutzstatus entlassen werden, wie in vorliegendem Fall geschehen.» Der Heimatschutz forderte im Vorfeld ein Gutachten einer qualifizierten, unabhängigen Fachperson. Ein solches hat die Stadt Ilanz beim Kunsthistoriker Leza Dosch in Auftrag gegeben. Dieser sei zum Schluss gekommen, dass die Gebäude sowie der dazugehörige Garten hoch schützenswürdig seien. «Das Resultat des Gutachtens wurde aber in keiner Weise berücksichtigt», so Seifert. Das sei Willkür und gesetzeswidrig, «denn die Gemeinden und der Kanton sind laut Natur- und Heimatschutzgesetz in Sachen Ortsbildschutz zu besonderer Sorgfalt verpflichtet», ergänzt sie. Trotzdem: Der Heimatschutz ist an einer aussergerichtlichen Lösungsfindung interessiert, «dazu müssten aber alle Parteien nochmals an einen Tisch sitzen.» Candinas hingegen kann nicht verstehen, warum ein Gebäude über den Willen der Bevölkerung gestellt werde. Vom Projekt der Altersresidenz seien nicht nur die Grundeigentümer, also die Dominikanerinnen, und der Investor überzeugt, sondern auch die Bevölkerung von Ilanz und die Gemeinde. «Alle sind dafür, nur nicht der Heimatschutz», sagt er. Ausserdem habe Ilanz an einer Gemeindeversammlung der Zonenplanänderung zugestimmt. «Der Standort neben dem Spital ist ein Glücksfall. Hier ist alles vorhanden, was es für altersgerechtes Wohnen braucht.» Die geplanten Dienstleistungen für die Bewohner wären unter anderem ein Therapiebad, Physiotherapie, Restauration im Spitalrestaurant, Wohnungsreinigung, Lingerie oder 24-Stunden-Pikett durch das Spitalpersonal.

Mehr Wohnungen für Ilanz

Auch Aurelio Casanova, Gemeindepräsident von Ilanz/Glion, würde den Bau einer Altersresidenz sehr begrüssen: «Die Gemeinde hat zwar kein Interesse daran, sich am Projekt finanziell zu beteiligen, aber sie wäre sehr glücklich um das Zusatzangebot.» In Ilanz gebe es nur wenige leere Wohnungen und viele Menschen würden im Alter eine kleinere Wohnung bevorzugen. Ausserdem würde das Angebot das Alters- und Pflegeheim entlasten.

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