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«Ausgliederung verhindern, Eingliederung ermöglichen»

Mit dem Projekt Job Coach haben Menschen mit einem Handicap eine nützliche Dienstleistung erhalten. Diese soll auch in Zukunft weitergeführt werden und wurde deshalb in die Fachstelle «Profil – Arbeit und Handicap» überführt.

Südostschweiz
20.10.10 - 02:00 Uhr

Von Magdalena Petrovic

Chur. – «Mit dem Projekt Job Coach wurde eine geglückte und nachhaltige Dienstleistung geschaffen», sagte Pedro Lüscher von der Behindertenorganisation Pro Infirmis gestern an einer Pressekonferenz in Chur. Die Wirkung der Job-Coach-Stelle sei so gross, dass das kantonale Sozialamt entschieden habe, die Fachstelle als definitives Angebot zu finanzieren. Mit «Profil – Arbeit und Handicap» konnte eine Organisation gefunden werden, die zum einen eine Zweigstelle in Chur eröffnete und zum anderen die Aufgaben des alten Job Coach als ideale Ergänzung zu ihrem Angebot übernehmen konnte. «Eine aus einem Bedürfnis entstandene Idee wurde über ein Projekt erfolgreich umgesetzt und konnte jetzt als definitive Lösung realisiert werden», sagte Hubert Kempter, Geschäftsleiter des Zentrums für Sonderpädagogik Giuvaulta in Rothenbrunnen. Dies sei nur möglich gewesen, weil die Kostenträger einen klaren finanziellen Nutzen darin sehen würden.Als im Frühling 2006 der Stiftungsrat Giuvaulta beschlossen hatte, die Stelle eines Job Coach zu schaffen, war das Ziel, junge Menschen mit einer Behinderung an ihrer Arbeitsstelle in der freien Wirtschaft zu unterstützen und ihnen bei der Jobsuche behilflich zu sein. Laut Kempter sollte die Fachstelle auch für Anliegen der Arbeitgeber, die einen Menschen mit geistiger Behinderung in ihrem Betrieb angestellt haben, Hilfestellung bieten und bei Problemen die Anlaufstelle sein. Das Pilotprojekt sei deshalb geglückt, weil der ehemalige Job Coach Monika Lorez «hervorragende Arbeit» geleistet habe, sagte Kempter. Auch ihr Nachfolger, Urs Laubscher, lobte Lorez in den höchsten Tönen. «Sie hat die Latte sehr hoch gesetzt.»

Eine notwendige Dienstleistung

In den letzten drei Jahren – während der Phase des Pilotprojekts – machte Lorez die Erfahrung, dass die Dienstleistung nötig ist. «Eine Arbeitsstelle ist für Menschen mit einer Behinderung deshalb wichtig, weil sie Einfluss auf ihr Selbstvertrauen nimmt», meinte Lorez. Den behinderten Menschen werde dabei Kritikfähigkeit und Belastbarkeit beigebracht. Auch Stefan Wissmann, Leiter der Organisation «Profil – Arbeit und Handicap Ostschweiz», schloss sich Lorez an. «Wir wollen eine berufliche Ausgliederung verhindern, aber eine soziale Eingliederung ermöglichen.» Dabei verwies Wissmann auch auf die Leistung des Kantons Graubünden. Anders als in anderen Kantonen seien die Bündner Arbeitgeber offen für Arbeitsversuche und Schnupperlehren mit betroffenen Menschen. «Ohne die Arbeitgeber funkioniert ein solches Projekt nicht», so Wissmann.Im Februar hat der neue Job Coach Laubscher damit begonnen, dort anzusetzen, wo Lorez aufgehört hat. In erster Linie wolle er die Selbstständigkeit von Menschen mit Handicap fördern, sagte Laubscher das Ziel seiner Arbeit betreffend. Die kontinuierliche Begleitung der Eltern sei zwar wichtig. Er habe aber die Erfahrung gemacht, dass sich die Betroffenen mit der Zeit etwas von ihnen lösen würden. Dies sei aber von Person zu Person unterschiedlich, wichtig sei es, die jeweilige Familiengeschichte berücksichtigen.

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