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«Als Sportlerin kann man nicht genug von Titeln haben»

Mirca Anderegg ist die «wertvollste Spielerin» (MVP) im Schweizer Frauen-Unihockey. Auf den Lorbeeren will sich die Stürmerin von Piranha Chur aber nicht ausruhen. Die 28-Jährige hat noch ehrgeizige Ziele.

Südostschweiz
22.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Hansruedi Camenisch

Unihockey. – Mirca Anderegg hat im Unihockey alles gewonnen. Sie ist Weltmeisterin, zweifache Europacupsiegerin und vielfache Schweizer Meisterin – und immer noch erfolgshungrig. Als Sportlerin könne man nie genug von Titeln haben, meint sie. «Die Emotionen nach einem Titelgewinn sind in einem Team unbeschreiblich, man wird fast süchtig», sagt sie. Und die Tage danach seien etwas vom Schönsten überhaupt.Im Schweizer Frauen-Unihockey gehört Anderegg zu den Aushängeschildern. Im Frühling wurde sie im Rahmen des 25. Geburtstags von Swiss Unihockey per Internet vom Publikum als beste Spielerin der letzten fünf Jahre gewählt. Und vergangene Woche erhielt die Bündnerin die Auszeichnung als wertvollste Spielerin der letzten NLA-Saison. Das seien schöne Anerkennungen für ihre harte Arbeit seit Jahren, sagt Anderegg, um gleich zu präzisieren: «Die Erfolge mit dem Team bedeuten mir viel mehr als persönliche Ehrungen.»

«Dynamisch, schnell und kreativ»

Ein Star ist Anderegg aller Auszeichnungen zum Trotz nicht; dieser Status ist in der (Rand-)Sportart Unihockey auch gar nicht möglich. Das Bahnbillett nach Bern zur MVP-Ehrung musste sie selber berappen. Und bei Piranha Chur ist sie schon froh, wenn sie wie ihre Teamkolleginnen neben der Sportbekleidung noch zwei Stöcke pro Saison gratis erhält. Andereggs Freude an ihrem Sport wiegt indes alles auf. «Unihockey ist dynamisch und schnell, und man kann kreativ sein – für Frauen ist es ideal», schwärmt die Bündnerin.Sie versuchte sich früher in verschiedenen Einzelsportarten – im Tennis, Langstreckenlauf oder Snowboard zum Beispiel. Etwas gemeinsam mit anderen Sportlerinnen in einem Team zu erreichen, faszinierte sie aber stets mehr. Schon in der ersten Primarklasse begann Anderegg mit Unihockey – bei den Buben, weil es in Zizers kein Mädchen-Team gab. Mit 16 spielte das Ausnahmetalent in Chur bereits in der Nationalliga A. Und zwischen 2003 und 2009 half Anderegg beim UHC Dietlikon tatkräftig mit, zahlreiche Kapitel in der Erfolgsgeschichte des Zürcher Klubs zu schreiben.

«Talent allein genügt nicht»

Vor einem guten Jahr wechselte die Stürmerin aus dem Unterland zurück zu Piranha Chur. Sie habe immer gesagt, dass sie zurückkehren werde, wenn die Jungen gereift seien, bemerkt Anderegg und ergänzt kritisch: «Talent, ja sogar ein Riesenpotenzial, ist in Chur schon immer vorhanden gewesen. Verschiedene Nachwuchsspielerinnen arbeiteten früher allerdings nicht mit der letzten Konsequenz, um Erfolg zu haben. Talent allein genügt nicht, da muss man schon mehr tun.»Inzwischen hat sich vieles verändert. Letzte Saison gewann Piranha Chur den Schweizer-Meister-Titel. Und kein anderer Verein stellte für die A-Nationalmannschaft sowie für das U19-Nationalteam so viele Spielerinnen wir der Bündner NLA-Klub. Mit Mark van Rooden setzt seit einem Jahr ein Trainer bei Piranha Chur neue Massstäbe. Das bekamen die Spielerinnen auch im Sommertraining zu spüren. Gleich fünf Einheiten standen pro Woche auf dem Programm. Nicht von ungefähr: Anfang Oktober bestreiten die Churerinnen das Europacup-Finalturnier in Lettland. Und Van Rooden spricht unverblümt vom Europacup-Sieg als Ziel.

Keine Gedanken an Rücktritt

Für die 86-fache Nationalspielerin Anderegg bildet die Heim-WM in St. Gallen im Dezember 2011 ein weiteres grosses Ziel. «Wenn wir dort die Schwedinnen entthronen wollen, müssen wir noch einen Zacken zusetzen», weiss sie. Bei Piranha Chur ist Anderegg mit bald 29 Jahren die älteste Spielerin. Rücktrittsgedanken macht sie sich aber noch keine. «Wenn mir die Jungen um die Ohren laufen, höre ich auf. Im Sommertraining stellte ich jedoch fest, dass sie wohl noch ein paar Jahre mit mir leben müssen», meint Anderegg lachend.

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