Einfamilienhäuser laut Homegate nicht mehr uneingeschränkt gefragt
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern scheint sich zu verändern. Schuld daran sind nach Einschätzung von Homegate einerseits die weiter steigenden Preise, andererseits die gleichzeitig steigenden Zinsen.
Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern scheint sich zu verändern. Schuld daran sind nach Einschätzung von Homegate einerseits die weiter steigenden Preise, andererseits die gleichzeitig steigenden Zinsen.
Das Angebot an Einfamilienhäusern ist weiterhin knapp. Im Zeitraum von Juli 2021 bis Juni 2022 seien insgesamt noch 50'000 Objekte inseriert worden, schreiben der Immobilienmarktplatz Homegate und das Swiss Real Estate Institute (Swiss REI) in der aktuellen Studie vom Dienstag. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Juli 2020 - Juni 2021) sei dies ein Rückgang um 18 Prozent.
Quasi gleich geblieben sei hingegen die Inseratedauer von rund 2 Monaten. Dass dieses markant tiefere Angebot nicht massgeblich zu einer Verkürzung der Inseratedauer geführt habe, könne ein möglicher Hinweis auf einen Nachfragerückgang nach Einfamilienhäusern sein, so die Experten.
Regionale Unterschiede
Es gibt aber deutliche regionale Unterschiede. So mussten sich Verkäufer im Kanton Zürich gerade einmal einen Monat bis zum Verkauf gedulden, während die Inseratedauer im Tessin mittlerweile bei 138 Tagen liegt. Hier verlängerte sich zudem die Inseratedauer um 17 Tage, während sich in der Deutschschweiz die Dauer in allen Regionen verkürzte. Somit werde ein Einfamilienhaus in Zürich fast fünfmal schneller als im Südschweizer Kanton verkauft.
Insgesamt zeigte die Nachfrage nach Einfamilienhäusern nur in der Ost- und Nordwestschweiz sowie in Zürich nach oben. In Zürich sank beispielsweise trotz eines um 5,1 Prozent höheren Angebots die Inseratedauer um 3,3 Prozent. Am anderen Ende sank die Nachfrage in der Region Waadt/Wallis deutlich, denn trotz eines um 28 Prozent tieferen Angebots stieg die Inseratedauer um deutliche 24 Prozent. Laut Homegate/SwissREI seien dies gute Nachrichten für alle, die im Süden oder den Bergen beispielsweise ein Ferienhaus erwerben möchten.
Eine gegenläufige Entwicklung zeigt sich auch mit Blick auf die verschiedenen Preissegmente. Während im teureren Segment der Einfamilienhäuser von 1,5 bis 2,5 Millionen Franken alle Regionen im Bereich der steigenden oder gleichbleibenden Nachfrage liegen, nimmt die Nachfrage nach günstigen Einfamilienhäusern im Bereich von 0,5 bis 1,0 Millionen Franken in fast allen Regionen ab. Ausnahme bilde die Ost- und Nordwestschweiz. Einen möglichen Grund sehen die Experten darin, dass insbesondere wohlhabendere Familien ihre Kinder dank Erbvorbezug bei der Finanzierung des Hauses unterstützen und damit das Wunschobjekt im höherpreisigen Segment auswählen können.
ZKB sieht ebenfalls Abkühlung
Auch die ZKB beobachtet gemäss ihrer aktuellen Immobilienstudie für den Kanton Zürich eine «willkommene» Abkühlung am Eigenheimmarkt. Dank der Zinswende komme nun nach Jahren des Preisanstiegs mit einer Verdoppelung der Festhypotheken innerhalb weniger Monate viel Bewegung in den Markt.
Mit der Pandemie hätte noch ein regelrechter Ansturm auf Wohneigentum stattgefunden - dank dem «Cocooning-Effekt», also dem Rückzug ins häusliche Privatleben. Mit den höheren Zinsen brauche es nun immer häufiger zwei Anläufe, bis ein Objekt verkauft sei. Oft auch mit tieferen Preisen. So erreichten im Kanton Zürich zwar die Eigenheimpreise im dritten Quartal erneut einen Rekordwert, das Preiswachstum habe aber nachgelassen. «Das Eigenheim wird nicht mehr um jeden Preis gekauft», so die ZKB.
Denn durch die höheren Zinsen habe sich der monetäre Vorteil von Wohneigentum quasi in Luft aufgelöst. So seien mittlerweile die Wohnkosten bei einer angenommenen 5-jährigen Hypothek mit einer 80-Prozent-Belehnung sogar höher als die Mietkosten in einer vergleichbaren Wohnung. Nur mit einer flexiblen Saron-Hypothek wohne man im Eigentum noch günstiger als zur Miete. Ab dem nächsten Zinsschritt werde aber auch hier der Kipppunkt überschritten. Dennoch bleibe das Angebot weiterhin äusserst knapp und daran dürfte sich auch vorerst wenig ändern. Grosse Preiseffekte seien daher nicht zu erwarten.