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Weniger Glarner beziehen Sozialhilfe

Im Jahr 2021 haben 1,7 Prozent der Glarnerinnen und Glarner Sozialhilfe bezogen. Die Sozialhilfequote ist im Vergleich zum Vorjahr trotz Pandemie gesunken. 

Südostschweiz
12.09.22 - 16:01 Uhr
Wirtschaft
Sozialhilfequote sinkt im zweiten Mal in Folge: Der Gang aufs Sozialamt ist seltener nötig geworden.
Sozialhilfequote sinkt im zweiten Mal in Folge: Der Gang aufs Sozialamt ist seltener nötig geworden.
Bild Christian Beutler/Keystone

Im Jahr 2021 bezogen im Kanton Glarus 701 Personen Sozialhilfe. Das sind 22 Personen weniger als im Vorjahr, wie der Kanton Glarus am Montag mitteilte. Damit fällt die Sozialhilfequote zwischen 2020 und 2021 von 1,8 auf 1,7 Prozent. Die Quote sinkt damit zum zweiten Mal in Folge und erreicht ein neues Langzeittief. Sie liegt deutlich unter dem langjährigen kantonalen Durchschnitt von 2,0 Prozent, sowie unter dem schweizerischen Schnitt von 3,2 Prozent (Stand 2020).

Risikogruppen bleiben dieselben

Die Bevölkerungsgruppen, welche gemessen an ihrem Anteil an der Glarner Bevölkerung besonders häufig Sozialhilfe beziehen, bleiben auch im Jahr 2021 unverändert: Dies sind Geschiedene sowie Ausländerinnen und Ausländer. Gefährdet sind auch Einelternfamilien, besonders solche in Haushalten, die aus einer erwachsenen Person und mehreren Kindern bestehen. In der Alterskategorie der Kinder und Jugendlichen beträgt die Sozialhilfequote drei Prozent. Damit haben sie von allen Alterskategorien das höchste Sozialhilferisiko.

Die Sozialhilfequote ist 2021 so tief, weil Neueintritte in die Sozialhilfe abgenommen haben. 2021 wurden 137 neue Dossiers eröffnet, 2020 waren es 158 und 2019 waren es 187 Dossiers. Dieser Rückgang kann durch die Covid-Massnahmen erklärt werden, welche auch 2021 noch in Kraft waren. Dazu zählen etwa Massnahmen zur Vereinfachung von Kurzarbeit oder die erneute Aufhebung der Aussteuerungen zwischen März und Mai 2021.

«Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zahl der Neueintritte in die Sozialhilfe künftig wieder zunehmen, denn der Anteil an Langzeitarbeitslosen ist 2021 gestiegen», schreibt der Kanton in seiner Mitteilung. Als Langzeitarbeitslose gelten Personen, die ein Jahr und länger als arbeitslos bei einem Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum registriert sind. Sie haben ein erhöhtes Risiko auf Sozialhilfe angewiesen zu sein, wenn sie ausgesteuert werden und ihr Vermögen aufgebraucht ist. Allerdings könnten eine positive Arbeitsmarktentwicklung und der Fachkräftemangel diesem Szenario entgegenwirken.» Derzeit ist die Konjunkturlage sehr unsicher und ein Rückgang der Wirtschaftstätigkeit zeichnet sich ab», heisst es. Dies dürfte mittelfristig nicht ohne Auswirkungen auf die Sozialhilfe bleiben.

Übertritte von Personen aus dem Asylbereich haben 2021 wie prognostiziert zugenommen. Hierbei handelt es sich um Personen, die im Zuge der Jahre mit hohen Asylgesuchzahlen in die Schweiz kamen und nun von den Sozialen Diensten betreut werden. Damit steigt auch der Anteil an Personen mit einem Asylhintergrund in der Sozialhilfe. 2021 hatten 14,7 Prozent der Sozialhilfebeziehenden einen Asylhintergrund, was im schweizweiten Vergleich ein niedriger Wert ist. «Dies zeigt wie wichtig die berufliche und soziale Integrationsförderung ist», schreibt der Kanton. 

Wegzukommen wird schwieriger

Die Zahl der Austritte aus der Sozialhilfe hat 2021 abgenommen. Insbesondere konnten deutlich weniger Personen aufgrund der Verbesserung ihrer Arbeitssituation die Sozialhilfe verlassen. «Dies überrascht, hat sich doch die Wirtschaft insgesamt gut erholt», schreibt der Kanton. Zwar gab es zwischenzeitlich noch pandemiebedingte Einschränkungen bei einigen Berufsgruppen, doch die Nachfrage nach Fachkräften sei insgesamt gestiegen.

Dass sich trotzdem nicht mehr Sozialhilfebeziehende von der Sozialhilfe ablösten, dürfte daran liegen, dass viele bereits arbeiten und keine Möglichkeit für eine Erhöhung ihrer Erwerbstätigkeit haben. Zudem entsprechen ihre Kompetenzen nicht immer den im ersten Arbeitsmarkt gefragten Qualifikationen. Der Anteil an erwerbstätigen Sozialhilfebeziehenden ist seit dem Vorjahr gestiegen. Im Kanton Glarus gehen 40,4 Prozent aller Sozialhilfebeziehenden einer Erwerbstätigkeit nach, schweizweit waren es 28,6 Prozent im Jahr 2020. (mitg)

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