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Novartis stoppt Produktion von zwei Krebsmitteln vorübergehend

Der Pharmakonzern Novartis hat wegen möglicher Qualitätsmängel die Produktion von zwei Krebsmedikamenten in zwei Werken vorübergehend eingestellt. Betroffen sind die beiden Radioligandtherapien Lutathera und Pluvicto, die beide eine radioaktive Komponente aufweisen.

Agentur
sda
06.05.22 - 10:53 Uhr
Wirtschaft
Der Pharmakonzern Novartis hat wegen möglicher Qualitätsmängel die Produktion von zwei Krebsmedikamenten in zwei Werken vorübergehend eingestellt. (Archivbild)
Der Pharmakonzern Novartis hat wegen möglicher Qualitätsmängel die Produktion von zwei Krebsmedikamenten in zwei Werken vorübergehend eingestellt. (Archivbild)
KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Die Massnahme wurde aus Vorsicht ergriffen, da mögliche Qualitätsmängel festgestellt wurden, hatte Novartis am Donnertagabend mitgeteilt. Von der Einstellung betroffen sind die Werke in Ivrea (Italien) und Millburn (USA). Das Problem soll nach gründlicher Prüfung innerhalb der nächsten sechs Wochen behoben werden.

Infolge der Einstellung wird die Lieferung der Medikamente in den USA und Kanada vorübergehend ausgesetzt. In Europa und Asien wird Lutathera über die Novartis-Produktionsstätte für Radioligandtherapie in Saragossa (Spanien) verfügbar sein. Es könne jedoch zu Verzögerungen bei der Lieferung kommen, hiess es weiter.

Zudem werden das Screening und die Rekrutierung für klinische Studien sowie die klinische Studie mit Lutathera in den USA und Kanada gestoppt. Aktuell gebe es jedoch keine Hinweise für ein Risiko für die bisher behandelten Patienten.

Lutathera ist in den USA und Europa zur Behandlung von bestimmten Tumoren des Verdauungstrakts zugelassen. Pluvicto wiederum hat erst im März diesen Jahres in den USA die Zulassung erhalten und darf zur Behandlung einer bestimmten Form von Prostatakrebs eingesetzt werden.

Wichtige Technologieplattform

Sowohl Lutathera als auch Pluvicto sind sogenannte Radioligandtherapien, bei denen therapeutische radioaktive Isotope mit zellspezifischen Verbindungen, so genannten Liganden, kombiniert werden. Für den Novartis-Chef Vas Narasimhan zählt dieser Therapieansatz neben RNA-Medikamenten und Zell- und Gentherapien zu den wichtigsten Technologieplattformen des Schweizer Pharmakonzerns.

Am Markt sorgten die Nachrichten allerdings für keine Aufregung. Die aktuell unveränderten Aktien hielten sich in einem insgesamt etwas schwächeren Gesamtmarkt vergleichsweise gut. Wie ZKB-Analyst Laurent Flamme in einem aktuellen Kommentar herausstellt, würden die negativen Umsatzauswirkungen überschaubar bleiben.

Moniert wird in Marktkreisen allerdings, es sei nicht das erste Mal, dass Novartis bei der Herstellung einer neuartigen Therapie stolpere. Bei der frühen Einführung der CAR-T-Zelltherapie Kymriah zur Behandlung von Blutkrebs hatte das Unternehmen Schwierigkeiten, das Endprodukt den Anforderungen entsprechend herzustellen.

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