Babyboomer und Teilzeitler fordern Bank Linth heraus
Der Fachkräftemangel ist auch in der Bankbranche zu spüren. Die Demografie und die Erwartungen der jüngeren Generationen an die Arbeitswelt sieht Bank-Linth-CEO David Sarasin als Gründe.
Der Fachkräftemangel ist auch in der Bankbranche zu spüren. Die Demografie und die Erwartungen der jüngeren Generationen an die Arbeitswelt sieht Bank-Linth-CEO David Sarasin als Gründe.

Vom Fachkräftemangel hört man inzwischen viele Branchen ein Klagelied singen. «Wenn Sie auf unsere Website schauen, sehen Sie einige offene Stellen», sagt auch David Sarasin, CEO der Bank Linth, am Montag bei der Präsentation des Geschäftsergebnisses 2022 (siehe Box) in Rapperswil-Jona. «Es ist nicht so, dass uns die Angestellten davonlaufen», schiebt Sarasin nach. Aber: Bei Fluktuationen sei es zunehmend schwierig, die Stellen zeitnah wieder zu besetzen.
Geschäftsergebnis der Bank Linth im Überblick
Jahresgewinn: 29 Millionen Franken, +7,2 % zum Vorjahr
Kundenausleihungen: 6784 Millionen Franken +4,4 % zum Vorjahr
Neugelder (netto): 131,5 Millionen Franken +19,8 % zum Vorjahr
Verwaltete Vermögen: 7205 Millionen Franken -6,5 % zum Vorjahr
Tatsächlich zeigt ein Blick auf die Website der Bank mit Hauptsitz in Uznach zurzeit neun offene Stellen. Gesucht werden etwa Fachkräfte für Kundenberatung, Compliance oder Risk Management. Dies, obwohl gemäss Sarasin von 2021 auf 2022 eine Reduktion des Stellenplans von rund zehn Prozent auf umgerechnet 156 Vollzeitstellen (plus acht Lernende) stattgefunden hat. «Grösstenteils durch natürlich Abgänge», ergänzt der stellvertretende CEO, Luc Schuurmans, auf Nachfrage.
Fast die Hälfte arbeitet Teilzeit
Die Frage nach dem Mangel an Fachkräften treibt die Verantwortlichen der Bank um. «Wo gehen die Leute hin?», fragte sich CEO Sarasin. «Das ist ein spannendes Thema.» Seine Erklärung: Eine Ursache sei, dass die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer zunehmend in Pension gingen. Teilweise gar vorzeitig wegen drohender Senkung des Umwandlungssatzes bei der Pensionskasse.
«Unser Personalbestand wird wegen der Tendenz zur Teilzeitarbeit wachsen.»
David Sarasin CEO Bank Linth
Als zweiten Hauptgrund sieht Sarasin die Tendenz zur Teilzeitarbeit. Diese sei auch bei der Bank Linth deutlich zu spüren. «Es ist eine Tendenz, die in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat», schiebt Vizechef Schuurmans nach. Gerade in der Altersgruppe der Mitarbeitenden ab 30 bis 35 Jahren, wenn Kinder auf die Welt kommen, würden auch die Männer vermehrt auf 80 Prozent reduzieren. Selbst in der Führungsetage sei Teilzeitarbeit keine Seltenheit mehr. Im Unternehmen insgesamt arbeiten aktuell 42 Prozent der Mitarbeitenden in einer Teilzeitanstellung.
Mehr Flexibilität, aber höhere Kosten
Wenn sich Aufgaben auf mehr Köpfe verteilten, bringe das gewisse Vorteile mit sich, sagt Sarasin. Mehr Meinungen, mehr Flexibilität bei Ausfällen, ein grösseres Netzwerk durch mehr Mitarbeitende, mehr unterschiedliche Charaktere für die Kundenbetreuung.
Es steige aber der Abstimmungsbedarf. Und die Kosten für das Unternehmen: «Unser Personalbestand wird wegen der Tendenz zur Teilzeitarbeit wachsen», prophezeit Sarasin. Auch der Bedarf an IT-Ausrüstung steige. Trotzdem meint er in Bezug auf Teilzeitarbeit: «Das Positive überwiegt.»