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Reformhaus-Kette Müller geht pleite: Auch Filiale in Chur betroffen

Die Reformhaus-Kette Müller macht dicht. Vom Konkurs betroffen sind 37 Standorte und 298 Mitarbeitende, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt. Betroffen sind auch sechs Mitarbeitende in Chur.

Agentur
sda
03.01.23 - 12:15 Uhr
Wirtschaft
Fragende Gesichter: Kundinnen möchten am 3. Januar im Reformhaus in Chur einkaufen. Dieses wurde, wie alle anderen Filialen, wegen Konkurs kurzfristig geschlossen.
Fragende Gesichter: Kundinnen möchten am 3. Januar im Reformhaus in Chur einkaufen. Dieses wurde, wie alle anderen Filialen, wegen Konkurs kurzfristig geschlossen.
Bild Livia Mauerhofer

Die Filialen der Reformhaus-Kette Müller haben ihre Türen geschlossen. Die Firma ist überschuldet. Vom Konkurs betroffen sind 37 Standorte und 298 Mitarbeitende, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilt. Auch die Filiale an der Quaderstrasse in Chur und deren sechs Mitarbeitenden sind von den Schliessungen betroffen.

Der letzte Verkaufstag fand schweizweit am (heutigen) 3. Januar 2023 statt. Die Zahl der Kunden sei in der Reformhausbranche seit 2016 gesunken. «Nach einem vergleichsweise erfolgreichen ersten Pandemiejahr 2020 ist der Umsatz im Frühling 2021 erneut stark eingebrochen», schreibt die Firma. Dieser Einbruch habe sich im zweiten Halbjahr 2022 noch weiter verschärft und halte bis zum heutigen Tag an. Im vergangenen Jahr hätten zeitweise bis zu 30 der 37 Filialen rote Zahlen geschrieben.

Die Pandemie und darauffolgende Krisen hätten die Tendenz der sinkenden Kundenzahlen im Fachhandel zusätzlich akzentuiert. «Dabei etablierten sich keine völlig neuen Phänomene, vielmehr wurden bestehende Trends wie Homeoffice und digitale Einkäufe beschleunigt und innert kürzester Zeit zum Standard in unserer Gesellschaft», schreibt die Müller Reformhaus Vital Shop AG in einem Communiqué.

Preise zu hoch

Der Preis sei als Kaufkriterium in den letzten Jahren immer wichtiger geworden. «Täglich wurden unsere Mitarbeitenden mit der Aussage konfrontiert, dass unser Angebot zu teuer sei», heisst es weiter: «Andererseits waren wir aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, die Anstellungsbedingungen unserer Belegschaft nachhaltig zu verbessern.» Auf der Basis dieses Spagats bemühte sich die Eigentümerschaft seit Jahren um strategische Partnerschaften entlang der Wertschöpfungskette. «Wir bedauern sehr, dass der gewünschte Erfolg dieser Bemühungen ausgeblieben ist.»

Bis zum Schluss gekämpft

Die Firma habe bis kurz vor Weihnachten dafür gekämpft, die Filialen weiterführen zu können, sagte Geschäftsführer Mischa Felber auf Anfrage. «Bis am 21. Dezember haben wir Verhandlungen mit Investoren geführt.» Als schliesslich klar wurde, dass die Filialen geschlossen werden müssen, lag Felber der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitenden am Herzen. «Zwischen dem 22. und 24. Dezember informierten wir alle Mitarbeitenden persönlich. Und sie hatten die Möglichkeit, sich bei Fragen persönlich bei mir zu melden - war rege genutzt wurde.»

Keine Kündigungen

Die Mitarbeitenden, führte Felber aus, hätten bis Ende Dezember ihren Lohn erhalten. Gekündigt worden sei ihnen bis zum heutigen Tag nicht. Somit könnten sie sich jetzt, wo die Firmen-Bilanz deponiert und der Konkurs Tatsache ist, bei der Regionalen Arbeitsvermittlung anmelden, wo sie in den kommenden Wochen Anspruch auf 70 bis 80 Prozent des bisherigen Lohnes haben. «Und wir stehen unseren Mitarbeitenden auch in den kommenden Woche zur Seite, wenn sie Fragen zum weitern Vorgehen haben», betonte Felber.

Mit der Schliessung sämtlicher Filialen endet nach über 90 Jahren die Geschichte der Reformhaus-Kette in der Schweiz. 1929 hatte Rudolf Müller sein erstes Reformhaus am Rennweg 15 in Zürich eröffnet, das gemäss Firmenhomepage noch heute noch das grösste Reformhaus der Schweiz ist. Insgesamt hatte die Kette 37 Filialen in der Deutschschweiz und im Tessin. (sda/sz)

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Was macht man als rollstuhlfahrende Person, wenn sogar Reformhäuser in der Stadt, wohlverstanden Grossstadt, nicht barrierefrei sind - und Chur war das zum Beispiel? Dies bei einer ärztlich zwingend notwendigen Diät aufgrund einer Autoimmunerkrankung? Via Internet und dann soll man bei jedem Einkauf Zehn bis 20 Franken Porto bezahlen, weil man vom Land ist? Das bei einem Einkommen zwischen Sozialhilfe und IV Rente!

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