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«Davos» als Treiber weltweiten Fortschritts

Wenn diese Zeitung erscheint, ist das 54. Jahrestreffen des World Economic Forums (WEF) bereits in vollem Gang. Bis am Freitag richtet sich die Aufmerksamkeit der Welt darauf, was hier in Davos geschieht.

Barbara
Gassler
16.01.24 - 07:00 Uhr
Wirtschaft
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, und das Treffen hat begonnen.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, und das Treffen hat begonnen.
zVg/WEF (Pascal Bitz)

Als WEF-Gründer Klaus Schwab 1971 zum European Management Symposium ins neu gebaute Kongresshaus Davos einlud, konnte sich wohl niemand vorstellen, was einst daraus werden würde: 2024 kommen rund 2800 Führungspersönlichkeiten von rund um den Globus zusammen. Etwa 1600 von ihnen stammen aus der Geschäftswelt – mehr als 800 sind Top-CEOs. In Davos treffen sie auf ausgewählte Menschen, die entweder Innovationen vorantreiben, gesellschaftliche Anliegen vertreten oder sich für Arbeitnehmendenrechte sowie für Klima- und Umweltschutz einsetzen. Mit gut 300 Vertretenden aus 120 verschiedenen Ländern und internationalen Organisationen nimmt auch die Politik eine wichtige Stellung im Gefüge des Treffens ein. Mehr als 60 dieser sogenannten «Public Figures» sind Regierungschefs und stehen unter dem besonderen Schutz der Schweiz, die als Gastgeberin für die Sicherheit aller ausländischen Delegationen verantwortlich ist. Sie veranlasst daher umfassende Massnahmen (siehe letzte Seite dieser Ausgabe).

Zusammenarbeit ist unverzichtbar

Unter dem Titel «Vertrauen wiederherstellen» (Rebuilding Trust) sollen in den nächsten vier Tagen Themen von globaler Bedeutung angegangen werden. Diese reichen von wirtschaftlichem Wachstum über Massnahmen zum Schutz von Klima und Natur, Sicherheit bei der Energieversorgung, Regulation der Technologie sowie der Entwicklung der Menschheit. «Wir stehen vor einer zerrissenen Welt und wachsenden gesellschaftlichen Gräben, die zu allgegenwärtiger Unsicherheit und Pessimismus führen. Wir müssen das Vertrauen in unsere Zukunft wiederherstellen, indem wir über das Krisenmanagement hinausgehen, die Ursachen der gegenwärtigen Probleme angehen und gemeinsam eine vielversprechendere Zukunft aufbauen», umschreibt Klaus Schwab das Ziel der aktuellen Zusammenkunft. Daneben bietet das Treffen vielfältige Möglichkeiten, in einem geschützten Rahmen zusammenzukommen, offene Fragen zu diskutieren und Beziehungen zu knüpfen. Mittels rund 200 Live-Streams und über zahlreiche Medien kann auch die Öffentlichkeit an den Ereignissen in Davos teilnehmen.

Berichte zur Situation

Wie es sich aus dem Titel «Jahrestreffen» bereits ergibt, ist die «Davos»-Woche nur Abschluss eines reich befrachteten Jahres und Auftakt zu einem neuen solchen. Denn die hinter dem Anlass stehende Stiftung WEF arbeitet ganzjährig mit rund 800 Mitarbeitenden vom genferischen Cologny aus an den eingangs beschriebenen Themen. Quasi als Einstimmung auf «Davos» werden im Vorfeld des Treffens denn auch verschiedene Reports veröffentlicht. Der «Global Risk Report 2024» bezeichnet Fehl- und Desinformationen als die aktuell grössten kurzfristigen Risiken. Auf der langen Schiene hingegen werden extreme Wetterverände-rungen und Erdsysteme, die kritische Veränderungen erfahren, als grösste Risiken identifiziert. Dazu wird erwartet, dass sich über das nächste Jahrzehnt eine zunehmend aufgesplitterte Welt mit vielen verschiedenen Machtzentren herausbilden wird. Dabei könnte die dringend notwendige Zusammenarbeit in globalen Fragen zu kurz kommen, und neue Ansätze und Lösungen würden notwendig, stellt der Bericht fest.

Diese Feststellung findet ihre Fortsetzung im ebenfalls kurz vor dem Start des Jahrestreffens veröffentlichten «Global Cooperation Barometer 2024». «Kooperation hat viele Gesichter und kann gleichzeitig mit Wettbewerb existieren», heisst es da. Unternehmen und Länder täten gut daran, sich zu erinnern, dass aus Kooperation Stärke und Widerstandskraft entstehe.

Die Wirtschaft verpflichtet sich

Ausserdem wird die «Davos»-Woche gerne genutzt, um auf Erfolge des WEF hinzuweisen. So wird vermeldet, dass sich drei Branchenführer aus China, Frankreich und den USA einer bereits bestehenden WEF-Koalition von zwanzig Industriegruppen angeschlossen haben, die gemeinsam für einen CO₂-Ausstoss in der Grössenordnung von Australien stehen. Deren Mitglieder haben eine zusammenfassende Strategie entwickelt, um ihre Kohlendioxid-Emissionen auf null zu drücken. Daneben gibt es die «Alliance of CEO Climate Leaders», die gemeinsam mehr als 120 Unternehmen in 26 Ländern und 12 industriellen Sektoren repräsentieren. Mit ihren 9 Millionen Mitarbeitenden wollen sie kühne Klimaziele setzen und den Übergang zu Netto-Null beschleunigen. Vorbildfunktion übernehmen sollen auch die am Montag im Rahmen des Crystal Awards Ausgezeichneten. Es sind dies der Architekt und Pädagoge Diébédo Francis Kéré aus Burkina Faso, die Schauspielerin, Oscar-Preisträgerin und Botschafterin des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen, Michelle Yeoh, sowie der Produzent, Gitarrist, Komponist und Menschenfreund Nile Rodgers.

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