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Ex-Raiffeisen-Banker soll die neue Hochschule Ost führen

Michael Auer soll die neue Fachhochschule Ost präsidieren. Der Ex-Raiffeisen-Kadermann gilt als Getreuer des gefallen Starbankers Pierin Vincenz. Auer erfülle das Profil ideal, sagt Bildungschef Stefan Kölliker (SVP).

Pascal
Büsser
26.09.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Wichtiger Personalentscheid: Michael Auer soll die Kulturen an den drei St. Galler Hochschulstandorten zusammenführen.
Wichtiger Personalentscheid: Michael Auer soll die Kulturen an den drei St. Galler Hochschulstandorten zusammenführen.
PRESSEBILD

Rund um die neue Fachhochschule Ost sind bedeutende Entscheide gefallen. Die St. Galler Regierung hat die acht Mitglieder bestimmt, die den Kanton ab 2020 im Hochschulrat vertreten sollen – sprich im obersten strategischen Führungsgremium der fusionierten Hochschule mit den Standorten St. Gallen, Rapperswil-Jona und Buchs. Dies teilte die Staatskanzlei gestern mit. Der Kantonsrat muss die Wahl im November genehmigen. Beworben haben sich über 100 Kandidaten.

Wahl, die aufhorchen lässt

Für Diskussionsstoff sorgen könnte die Personalie des designierten Präsidenten, Michael Auer. Der Betriebsökonom mit Nachdiplomstudium für Unternehmensführung leitete während vieler Jahre das Human Resources Management der Raiffeisengruppe und nahm weitere Management-Funktionen innerhalb der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz wahr, wie es in der Mitteilung heisst.

«Michael Auer ist nicht Teil der Untersuchungen gegen Pierin Vincenz.»
Stefan Kölliker, Bildungsdirektor (SVP)

Ende letzten Jahres stand Auer gar kurz an der Spitze der Bank. Er hatte den CEO-Posten nach dem abrupten Abgang von Patrik Gisel interimistisch übernommen – bis Anfang diesen Jahres. «Michael Auer geht in die Geschichte des grossen Raiffeisen-Skandals als letzter CEO der Ära von Pierin Vincenz ein», schrieb der Wirtschaftsjournalist Lukas Hässig Anfang März auf dem vielbeachteten, oft mit Firmeninterna gespiesenen Blog, «Inside Paradeplatz». Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt aktuell gegen Vincenz unter anderem wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung. «Auer ist ein Mann von Vincenz – das machen seine Spitzenaufgaben in der Zeit des allmächtigen Raiffeisen-Chefs sowie sein jahrelanger Verbleib in der Geschäftsleitung unter der Herrschaft des Bündners ohne Zweifel klar», schrieb Hässig in seinem Blog.

«Absolut nichts Nachteiliges»

Man habe angesichts von Auers Vergangenheit «selbstverständlich die nötigen Abklärungen getroffen», sagt der St. Galler Bildungschef Stefan Kölliker (SVP). «Michael Auer ist nicht Teil der Untersuchungen gegen Pierin Vincenz, geschweige denn wird ihm irgend etwas strafrechtlich Relevantes vorgeworfen», sagt Kölliker. Man habe auch Rücksprache genommen mit den aktuellen Verantwortlichen der Raiffeisen-Bank. «Sie sagten uns, dass absolut nichts Nachteiliges gegen Michael Auer vorliegt.»

Doch was spricht für Auer als Präsident des neuen Hochschulrats? Er habe jahrelange Erfahrung in der Personalrekrutierung. «Umgang mit Personal ist eines seiner Steckenpferde», sagt Kölliker. Das sei in der neuen Aufgabe zentral. «Eine der Hauptaufgaben des Hochschulrates ist das Zusammenführen der drei Kulturen an den drei Hochschulstandorten.» Zudem kenne Auer die Hochschullandschaft aus dem Effeff, da er von 2004 bis 2014 Vizepräsident des Hochschulrates der FHS St. Gallen gewesen sei.

Drei Vertreter für Obersee-Region

Auers Pensum dürfte zu Beginn bei rund 40 Prozent liegen. Entschädigt wird nach effektivem Aufwand. Für die restlichen Hochschulräte ist ein Arbeitsaufwand von circa zehn Prozent budgetiert. Die sieben übrigen designierten Vertreter sind:

● Hanspeter Thür, Regionaldirektor der UBS Ostschweiz. Die Regierung bestimmte ihn als Kantonsvertreter mit Mandatsvertrag. Sprich: Er soll mit Auer die spezifischen Interessen des Kantons St. Gallen vertreten.

● Edith Rehli, Leitende Ärztin am Spital Grabs.

● Claude Stadler, Mitglied der Konzernleitung der SFS Group (Schweiz).

● Luzia Truninger, Gründungsdirektorin der Hochschule für Soziale Arbeit (Fachhochschule Nordwestschweiz, bis 2016), heute Inhaberin der Firma Hochschulconsulting.

● Markus Bollhalder, Mitglied der Geschäftsleitung Bollhalder Eberle Architektur in St. Gallen und Zürich.

● Ruth Breu,Professorin für Software Engineering am Institut für Informatik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.

●Peter Kistler, Country Manager der Firma Bruker AXS Schweiz.

Kistler mit Wohnsitz Rapperswil- Jona ist einer der Vertreter der Oberseeregion im neuen Hochschulrat. Eine Vertreterin im 15-köpfigen Hochschulrat schickt der Kanton Glarus als einer von sechs Trägerkantonen. Den Kanton Schwyz wird laut Kölliker ein Mitglied des bisherigen Hochschulrats der Hochschule Rapperswil vertreten.

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