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Mondlicht macht weisse Schleiereulen zu erfolgreicheren Jägern

Nachts sind alle Eulen grau. Aber warum gibt es dann Schleiereulen mit eher rötlichem und solche mit eher weissem Gefieder? Die Antwort liegt im Licht des Vollmonds und der Abneigung von Nagetieren gegen Helligkeit.

Agentur
sda
02.09.19 - 17:08 Uhr
Wirtschaft
Schleiereulen gibt es mit rötlicher und weisser Gefiederfärbung. In mondhellen Nächten lassen die hellen Eulen ihre Beute vor Schreck erstarren.
Schleiereulen gibt es mit rötlicher und weisser Gefiederfärbung. In mondhellen Nächten lassen die hellen Eulen ihre Beute vor Schreck erstarren.
Alexandre Roulin

Das weisse Gefieder von Schleiereulen reflektiert das Mondlicht besonders gut. Das verhilft den Eulen bei Vollmond zu grösserem Jagderfolg, wie Forschende der Uni Lausanne berichten. Es lässt die Beutetiere der Eulen, meist Feldmäuse, länger erstarren. Und macht sie damit zu leichterer Beute.

Nachtaktive Tiere leben je nach Mondphase mit regelmässig schwankenden Lichtverhältnissen. Diese machen es mal schwerer, mal leichter, sich zu verbergen oder Nahrung aufzuspüren. Wie sich dies auf die Evolution der Färbung dieser Tiere ausgewirkt hat, ist noch relativ unklar.

Die Forschenden um Alexandre Roulin und Luis San José von der Universität Lausanne haben dies am Beispiel der Schleiereule (Tyto alba) untersucht, bei der es Gefiederfärbung von dunkelrot bis weiss gibt. In einer Studie gingen sie der Frage nach, ob die unterschiedlichen Färbungen den Eulen Vor- oder Nachteile bei der Jagd bei verschiedenen Mondphasen verschaffen.

Längere Schreckstarre

Wie die Wissenschaftler im Fachblatt «Nature Ecology & Evolution» berichten, haben weisse Schleiereulen bei Vollmond Vorteile bei der Jagd. Grund dafür ist die natürliche Abneigung von Nagetieren gegen helles Licht. Das vom hellen Gefieder der Eulen besser reflektierte Mondlicht lässt Feldmäuse länger erstarren. Die dunkler gefärbten Schleiereulen sind in mondhellen Nächten dagegen deutlich weniger erfolgreich bei der Jagd.

Für ihre Studie werteten die Forschenden GPS- und Beobachtungsdaten zum Verhalten und Jagderfolg der Tiere aus. Ausserdem liessen sie im Labor unter Lichtverhältnissen wie bei Vollmond ausgestopfte Schleiereulen an einem Drahtseil über Feldmäuse hinwegfliegen, um die Reaktion der Nagetiere zu messen.

Abgesehen von der Jagd in mondhellen Nächten stellt das weisse Gefieder eher einen Nachteil dar, da es die Aufmerksamkeit unliebsamer Konkurrenten wie Aaskrähen erregt. Dass es unter bestimmten Umständen eben doch Vorteile hat, könnte erklären, warum es verschiedene Farbvarianten bei Schleiereulen gibt und die Evolution nicht nur einer Variante den Vorzug gegeben hat, schreiben die Forschenden.

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