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Bündner Bauernverband wehrt sich gegen Deckelung der Gelder

In der Vernehmlassung für die Agrarpolitik 2022 (AP 22+) hat der Bundesrat eine Deckelung der Direktzahlungen an die Bauern von 250'000 Franken vorgeschlagen. Den Bündner Bauernpräsidenten Thomas Roffler freut das nicht – erbrachte Leistungen würden so nicht mehr bezahlt, sagt er.

Simone
Zwinggi
03.07.19 - 08:13 Uhr
Wirtschaft
Thomas Roffler Präsident Bündner Bauernverband Überlandquart
Der Bündner Bauernpräsident Thomas Roffler erklärt die komplexe Zusammensetzung der Direktzahlungen.
OLIVIA ITEM

16 Einzel- und sieben Gemeinschaftsbetriebe erhalten in Graubünden jährliche Beiträge vom Bund von über 250'000 Franken, wie Valentin Luzi vom kantonalen Amt für Landwirtschaft und Geoinformation gegenüber Radio Südostschweiz erklärt. Zu viel, befindet der Bundesrat. In der Vernehmlassung zur AP 22+ fordert er nämlich eine Deckelung der Direktzahlungen. Das heisst, ein Bauernbetrieb soll vom Bund maximal 250'000 Franken pro Jahr erhalten.

«Der Bündner Bauernverband lehnt diesen Vorschlag des Bundesrates ab», sagt Bauernpräsident Thomas Roffler dazu. «Mit den Direktzahlungen werden erbrachte Leistungen, oft auch gemeinschaftliche, bezahlt.» Die Beitragshöhe sei zudem von der Leistungsbereitschaft des Bauern abhängig. Und diese soll nicht gemindert werden.

Generelle Deckelung ist nicht gut

Wie würde sich denn eine Deckelung der Direktzahlungen auf Graubünden auswirken? «Einige Betriebe würden dann für gewisse Leistungen kein Geld mehr erhalten», so Roffler. Weiter komme man mit einer Deckelung von der noch jungen AP 14-17 ab. «Es war der Wille des Parlaments, mit der AP 14-17 Leistungsabgeltungen und die Erfüllung von definierten Zielen zu entlöhnen.»

Dass Direktzahlungen nur von der Betriebsgrösse abhängen, wie manch einer glaubt, sei nicht korrekt, erklärt Roffler. «Sowohl mit der AP 14-17 wie auch der AP 22+ werden Erschwernisse in der Bewirtschaftung des Landwirtschaftsbetriebs berücksichtigt.» So sei beispielsweise mit der AP 14-17 ein Steil-Lagen-Beitrag eingeführt worden. Will heissen: Wiesen mit hohem Handarbeits-Aufwand werden besser entschädigt als solche, wo die Arbeit nur maschinell erledigt werden kann.

Viele Faktoren spielen mit

Wie sich die Bundesbeiträge für jeden einzelnen Hof zusammensetzen, sei eine komplexe Sache, gibt Roffler zu. Und versucht Einblick zu geben: «Grundlage für die Direktzahlungen bildet die Betriebsfläche», so Roffler. Weiter sei entscheidend, wie diese Fläche genutzt werde. «Ob sich der Bauer für eine biologische oder eine intensive Landwirtschaft entscheidet, ob er seine Flächen ökologisch bewirtschaftet oder ob er Nahrungsmittelproduktion betreibt: All das wirkt sich auf die Höhe der Zahlungen aus.» Dazu komme die Topographie und die Höhenlage des Bauernbetriebs. «Ob dieser in flachem oder steilem Gelände steht, ob in grosser Höhe oder unten im Tal, all diese Faktoren werden berücksichtigt.»

Zudem sei jede Beitragsart mit einem konkreten Ziel und den konkreten Verpflichtungen des Bauern hinterlegt, führt Roffler weiter aus. «Werden alle diese Faktoren korrekt erfüllt, hat der Bauer ein Anrecht auf den jeweiligen Beitragstypen», so Roffler. Gewisse Beitragstypen würden sich auf die Ernährungssicherheit niederschlagen, gewisse Rücksicht nehmen auf gemeinschaftliche Leistungen.

Graubünden mit vielen Spitzenbezügern

Dass sich in der Region Valsot im Unterengadin und im Surses die Spitzenbezüger häufen (Surses: vier Betriebe mit durchschnittlichen Zahlungen von 304'536 Franken; Valsot: drei Betriebe mit durchschnittlichen Zahlungen von 272'047 Franken) erklärt sich Valentin Luzi mit der Abwanderung und der Tatsache, dass der Bauernberuf immer weniger oft erlernt wird. Bauernbetriebe hätten sich auf diese Weise zusammengeschlossen und würden so in den Genuss von höheren Direktzahlungen gelangen.

Auch Luzi beurteilt die vom Bundesrat vorgeschlagene Deckelung als «nicht sinnvoll». Er glaubt, dass so die Spitzenbezüger ihr Land behalten und versuchen würden, dieses mit möglichst geringem Aufwand zu bewirtschaften. Stattdessen wünscht sich Luzi einen degressiven Verteilschlüssel. Das würde bedeuten, dass die Bauern ab einer gewissen Betriebsgrösse für die zusätzlichen Hektaren weniger Beiträge erhalten würden. «So würden grosse Betriebe einen Teil ihrer Fläche an kleinere Betriebe abtreten», ist Luzi überzeugt.

Simone Zwinggi ist Redaktorin bei Zeitung und Online. Nach einem Sportstudium wendete sie sich dem Journalismus zu. Sie ist hauptberuflich Mutter, arbeitet in einem Teilzeitpensum bei der «Südostschweiz» und hält Anekdoten aus ihrem Familienleben in regelmässigen Abständen im Blog Breistift fest. Mehr Infos

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