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Empa-Forscher setzen Pilze als Maler ein

Forschende der Empa in St. Gallen haben eine Methode entwickelt, um Harthölzern mit Fäulnispilzen Marmormuster zu verleihen. Daraus lassen sich anschliessend Möbel und Musikinstrumente herstellen.

Südostschweiz
10.04.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Fäulnispilze zersetzen Baumstämme, können aber mitunter wunderschöne Muster ins Holz zaubern und es trotzdem in brauchbarem Zustand belassen. So beispielsweise bei der Trüffelbuche, deren mit dunklen Linien durchzogenes Holz seit der Antike für die Möbelherstellung begehrt ist. Sie ist allerdings selten und schwierig zu finden.

Fronten eines Kampfs im Holz

Wissenschaftler der Forschungsanstalt Empa in St. Gallen haben nun ein Verfahren entwickelt, um mithilfe von Pilzen kontrolliert Muster in Harthölzer wie Buche, Esche und Ahorn zu zaubern. Das so verzierte Holz bietet sich für Möbel, Parkettböden, Küchenfronten und Musikinstrumente an. Das schreibt die Empa in einer Mitteilung.

«Wir konnten in der Natur wachsende Pilzarten mit den günstigsten Eigenschaften identifizieren.»
Hugh Morris, Wissenschafter an der Empa

Die dunklen Linien im Holz seien eigentlich Spuren eines Kampfes um Territorium und Ressourcen, heisst es im Communiqué weiter. Mit den pigmentierten Linien grenzen sich Pilzgemeinschaften ab und schützen ihre Kolonie vor anderen Pilzen, Bakterien und Insekten.

Mit Industriepartner im Gespräch

«Wir konnten in der Natur wachsende Pilzarten identifizieren und analysieren, um jene mit den günstigsten Eigenschaften als Holzveredler auszuwählen», erklärt Hugh Morris von der Empa gemäss der Mitteilung. Beispielsweise hinterlassen Brandkrustenpilz und Schmetterlings-Tramete mit dem Farbstoff Melanin pigmentierte schwarze Linien und bleichen gleichzeitig das umliegende Holz dank eines Enzyms aus. Zugleich greifen die gewählten Pilze das Holz kaum an, es behält also Stabilität und Form. Unterschiedliche Kombinationen an Pilzen führen zu verschiedenen Ergebnissen, mal wilde Muster, mal fast geometrisch. Womöglich liessen sich sogar Wörter ins Holz schreiben, glaubt Morris. Neben der Wahl der richtigen Pilze setzen die Empa-Forschenden aber auch auf speziell gewählte Wachstumsbedingungen. So wachsen die Pilze im Labor bei deutlich geringerer Feuchtigkeit im Holz als dies in der Natur der Fall wäre. So müsse das Holz nicht erst langwierig getrocknet werden, was Energie und Kosten spare.

Gemeinsam mit einem Industriepartner sind die Wissenschaftler daran, die Produktion effizient und ökologisch nachhaltig auf die Beine zu stellen. Insbesondere sollen regionale Hölzer wie die Buche zum Einsatz kommen, hält die Empa fest. (red)

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