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Mehr Rauch als Wärme

Wie können die Rebstöcke in der Bündner Herrschaft gegen Frostnächte geschützt werden? Ein Befeuerungsversuch in einem Fläscher Wingert brachte Erkenntnisse – aber nicht die erhofften.

Philipp
Wyss
21.03.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Am Mittwoch und Donnerstag hätten in den Fläscher Rebbergen Tests gegen Frost durchgeführt werden sollen. Hätten, denn bereits am Mittwochmorgen wurden sie abgebrochen, wie Leonhard Kunz, Geschäftsführer Graubünden Wein, gegenüber TV Südostschweiz sagte.

In den Frühjahren 2016, 2017 und 2018 bedrohten Frostnächte die treibenden Rebstöcke in der Bündner Herrschaft. Konkret hätte durch das Erfrieren der Triebe Teile der Traubenernte zerstört werden können, bevor diese herangewachsen wären. Findige Winzer zündeten in den Rebbergen sogenannte Frostkerzen, aber auch Holzscheiter und Kohlestücke an. Dadurch erwärmte sich die Temperatur rund um die Triebe um einige wenige Grade. Und dies reichte, um die Triebe vor dem Erfrieren zu schützen.

Leonhard Kunz, Geschäftsführer Graubünden Wein, hier im Interview mit TV Südostschweiz. SCREENSHOT
Leonhard Kunz, Geschäftsführer Graubünden Wein, hier im Interview mit TV Südostschweiz. SCREENSHOT

Dritter und letzter Teil

In der Folge suchten die Winzer nach langfristigen Lösungsmöglichkeiten für die Problematik, die sich in naher oder ferner Zukunft wiederholen dürfte. Und auch am Landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungszentrum Plantahof ging man die Thematik an.

Zwei Teile eines Tests konnten in den vergangenen Jahren durchgeführt werden. Einem dritten und letzten Teil machte die Witterung einen Strich durch die Rechnung; zu hohe Temperaturen verunmöglichten den Abschluss der Testserie.

Dieser dritte Teil wollte der Plantahof und der Brachenverband Graubünden Wein diese Woche nachholen. Nach Befeuerungsversuchen in den Rebbergen mit Holz und Frostkerzen wurden in der Nacht auf Mittwoch in einem Wingert in Fläsch Briketts angezündet.

Rebberg Fläsch Feuerung Frost
So sah der Versuch aus. MARCO HARTMANN

Mehr Rauch

«Wir wollten wissenschaftlich belegen, wie sich Feuerungsversuche mit Briketts auswirken», sagte Kunz im Wingert. 300 Briketthaufen wurden am Mittwoch um 4.30 Uhr angezündet. Doch zunächst brannten nur Brennpaste oder Anzündwürfel. «Es dauerte beinahe eine Stunde, bis die Briketts zu glühen begannen. Vielmehr gab es Rauch», so Kunz weiter. Der Versuch wird nun ausgewertet. Feststeht, dass Briketts für die Erwärmung in Rebbergen zu wenig effizient scheinen.

Viel erhofft sich Kunz deshalb von der bevorstehenden Auswertung nicht. Denn die Briketthaufen gaben zu wenig Wärme ab. Entsprechend könnten damit in einer Frostnacht Triebe zu wenig geschützt werden. Und entsprechend wurde der zweite Test in der Nacht auf Donnerstag, der doppelt so gross ausgefallen wäre, ersatzlos gestrichen. (phw)

Philipp Wyss ist Chefredaktor der gemeinsamen Redaktion der Zeitung «Südostschweiz» und der Internetseite «suedostschweiz.ch». Damit zeichnet er für das Team und für den Inhalt dieser Produkte verantwortlich. Mehr Infos

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In GR wurden Kohlekraftwerke abgelehnt via Volksentscheid.
Nun machen die Winzer "Briketts-Kohlekraftwerke" in ihren Reben-Anbaugebieten.
Schilda wie es leibt und bebt.
Siehe meinen Kommentar:
https://www.suedostschweiz.ch/aus-dem-leben/2019-03-06/mit-briketts-geg…
Der Gipfel der Genüsse wäre, das dann noch als BIO-Wein anzubieten.
Vorschlag: Baut lieber etwas Gesundes an wie Hochstamm-Boskoop. Das würde die Krankenkassenprämien wohl senken, während Wein sie wohl erhöht.

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