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Günstig wohnen in touristischen Hotspots

In Klosters, Flims und Laax gibt es zu viele Singlewohnungen. Dadurch ist der Mietzins sogar tiefer als im Bündner Durchschnitt.

27.02.19 - 08:00 Uhr
Wirtschaft
In Klosters bezahlt man  für eine sogenannte Singlewohnung relativ wenig.
In Klosters bezahlt man für eine sogenannte Singlewohnung relativ wenig.
YANIK BÜRKLI

Günstig wohnen in einer touristischen Top-Destination? Dies scheint unmöglich. Doch die neuste Studie des Vergleichsportals Comparis zeigt, dass es in den Orten Klosters, Flims und Laax ein Überangebot an Wohnungen mit 1 bis 2,5 Zimmern gibt und dass dies die Mietpreise purzeln lässt. So zahlt man in Klosters durchschnittlich 860 Franken Monatsmiete für eine sogenannte Singlewohnung und somit 21 Prozent weniger als in der Mitte des kantonalen Preisspektrums. In Flims und Laax sind die Mietpreise solcher Objekte zehn beziehungsweise acht Prozent günstiger.

«Die Preisdifferenz ist auf ein Überangebot zurückzuführen, entstanden durch Neubauten in den vergangenen Jahren. Weiter existieren einige Wohnungen aus den Siebziger- und Achtzigerjahren, die dem heutigen Ausbaustandard nicht entsprechen. Solche ältere Objekte stehen leer oder gehen zu einem reduzierten Mietzins an Saisonniers», erklärt Finanzexperte Frédéric Papp von Comparis die vergleichsweise günstigen Mietpreise.

Renovationsbedürftige Altbauten

Patrik Wagner, Präsident des Hauseigentümerverbands Davos, sagt, dass auch in Davos viele renovationsbedürftige Altwohnungen stehen. «Im Markt Davos und Klosters gibt es ein Überangebot an Wohnungen», so Wagner. Er stelle in Davos fest, dass viele Familien in modernere Wohnungen umziehen und immer mehr alte Wohnungen leer stehen würden. Dass die Mietpreise für Singlewohnungen im Nachbardorf Klosters aber nochmals tiefer sind als in Davos, erklärt Wagner so: «Es gibt heutzutage weniger Skilehrer und weniger Hotelangestellte als früher. Klosters hat touristisch auch schon bessere Zeiten gesehen.»

St. Moritz teurer als Zürich

In der Studie von Comparis wurden auch die höchsten Mieten in Graubünden gesucht und diese wurden in St. Moritz gefunden. Mit 3590 Franken pro Monat für eine Familienwohnung (ab 4,5 Zimmer) liegt der Mietpreis 76 Prozent über dem Kantonsmedian von 2035 Franken. Die Mieten in St. Moritz sind sogar teurer als in Zürich, wo mit 3320 Franken für eine solche Wohnung gerechnet werden muss.

Es stellt sich die Frage, ob Einheimische sich überhaupt noch eine Wohnung in St. Moritz leisten können? Fabrizio D’Aloisio, Mediensprecher der Gemeinde, legt dar, dass es in St. Moritz 460 sogenannte «Einheimischen-Wohnungen» gibt, die zu einem «fairen Preis» gemietet werden können. Doch allen Familien und Arbeitenden kann St. Moritz nicht eine bezahlbare Wohnung im Ort vermitteln. Darauf weist auch der Rückgang der Bevölkerung von 5900 Personen im Jahr 1980 auf 5050 Ende 2017 hin. D’Aloisio sagt: «St. Moritz wurde in dieser Hinsicht auch Opfer des eigenen Erfolgs.»

St. Moritz sticht zudem noch in einem anderen Punkt heraus. Mit 200 unbewohnten Wohnungen, was einem Anteil von 3,84 Prozent entspricht, liegt es deutlich über dem kantonalen Durchschnitt von 1,59 Prozent. Andere Schweizer Top-Resorts wie beispielsweise Zermatt haben deutlich tiefere Quoten mit 0,96 Prozent. Frédéric Papp sieht das Problem bei den Immobilienbesitzern: «Sie lassen die Wohnungen lieber ungenutzt und warten zu, bis jemand gewillt ist, den verlangten Mietpreis zu zahlen.»

Andri Nay hat Wirtschaftsgeschichte und Politikwissenschaften studiert. Er schreibt seit 2017 für das «Bündner Tagblatt» und die «Südostschweiz». Mehr Infos

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