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Fischer der Region machen auf Missstände aufmerksam

Der Hitzesommer 2018 bescherte den Fischern im Linthgebiet viel Arbeit. Ob die Fangzahlen wegen der Hitze eingebrochen sind, ist unsicher. Klar ist dagegen, dass die Fischer mit drei Gemeinden unzufrieden sind.

Linth-Zeitung
14.02.19 - 15:34 Uhr
Wirtschaft

von Gabi Corvi

Die HV des Fischereivereins See+Gaster im Seehof Schmerikon kann man mit drei Adjektiven umschreiben: knapp, informativ, engagiert. So packte Vereinspräsident Christian Rudel in 45 Minuten Traktandenbehandlung alles rein, was Petrijünger und Gäste interessierte. Die Fangstatistik 2018 mit total 318 Fischen (Vorjahr: 382) nahmen die Anwesenden mit bedauerndem Kopfnicken zur Kenntnis. Präsident Rudel präzisierte mit Blick auf den zurückliegenden Hitzesommer: «Unklar ist, in wieweit sich die Wetterverhältnisse auf die bescheidenen Fangzahlen im Linthgebiet ausgewirkt haben.»

Fische gerettet statt gefangen

Gerade die Trockenheit hielt die Fischer aber trotzdem ganz schön auf Trab. Täglich wurden die Gewässer kontrolliert und an elf Tagen, während beinahe 200 Mannstunden, waren Vereinsmitglieder zum Abfischen ausgerückt. Rudel ist überzeugt: «Damit haben wir mehreren Hundert Fischen das Leben gerettet!» Auch positive Überraschungen gab es: «Wir haben mehrfach gestaunt, wenn wir in den warmen sauerstoffarmen Gewässern noch lebendige Bachforellen und andere Fischarten angetroffen haben, die laut wissenschaftlichen Fachbüchern schon lange hätten tot sein müssen. Da gibt es Überlebenskünstler, die sich keinen Deut um Theorien scheren!», so Rudel.

Rüge an die Adresse von Eschenbach …

Im Siessenweiher in Eschenbach haben die Bachforellen nicht überlebt. Einerseits waren es die hohen Wassertemperaturen, andererseits führte aber auch die zunehmende Verlandung und die damit verbundenen seichten Flachwasserzonen mit Pflanzenbewuchs, Schlamm und niedrigem Sauerstoffgehalt zur Eliminierung des Bestandes. Der Präsident rügte, dass Baggerarbeiten in der Vergangenheit nicht mehr ausgeführt wurden. «Wir haben wegen des Missstandes beim Gemeinderat eine schriftliche Eingabe eingereicht. Die Behörden klären ab, hat man uns gesagt. Gehört haben wir seither nichts mehr.»

… sowie Schänis und Quarten

Auch an die Adresse der politischen Gemeinde Schänis gab es zur Abwassergeschichte beim Chrüppelbach nochmals Schelte. Nachdem die Fischer bereits vor Jahresfrist an ihrer Versammlung unhaltbare Zustände anmahnten, stellte die Gemeinde Schänis im April Massnahmen in Aussicht. So sollen verschiedene bauliche Eingriffe erfolgen, etwa eine Vergrösserung des Regenklärbeckens. Allerdings erst im kommenden Jahr.

«Die Gemeinden versprachen Massnahmen. Gehört haben wir nichts mehr.»
Christian Rudel, Präsident Fischereiverein See+Gaster

«Uns Fischer haben die Schänner Behörden seither noch nie informiert», kritisierte Rudel. «Es wäre unserer Meinung nach angezeigt, dass die zuständigen kantonalen Ämter den politisch Verantwortlichen in Schänis klare Grenzen aufzeigen würden, denn es läuft durch dieses ominöse Rohr immer noch die gleiche eklige Kloake in unser Gewässersystem.»

In der allgemeinen Umfrage ergriff schliesslich auch Sepp Meier von den Murgbachfischern das Wort: «Die Ortsgemeinde Quarten lässt abgeschnittene Stauden, ja gar ganze Bäume, im Bach liegen. Das ist für uns als Heger und Pfleger der Lebensräume der Fische inakzeptabel!»

Kormoranen geht es vermehrt an den Kragen

Dominik Thiel, Leiter Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen, informierte kurz zu aktuellen Projekten. Unter anderem sollen Uferbereiche mit standortgerechter Ufervegetation aufgerüstet werden, um eine ausreichende Beschattung und damit eine Abkühlung der Wassertemperatur zu erreichen. Applaus erhielt er für seine Information zur verlängerten Jagdzeit der Kormorane um sechs Wochen. Zudem sollen eine verlängerte Schonzeit der Äschen und verbesserte Laichmöglichkeiten zur Erholung des Fischbestandes beitragen.

Mit der Verdankung des Engagements von Martin Schmucki in der Teichanlage Widen in Benken und einem launigen Kürbisschätzwettbewerb ging es für die Fischer nahtlos in den geselligen Teil über, bei dem – wie sollte es anders ein – der mundige Fisch auf dem Teller die Hauptrolle spielte.

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