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Initiant und Gegner buhlen um die Gunst der Öffentlichkeit

Auf einer Website geht Oliver Bühler als Initiant des geplanten Event-Schiffs im Rapperswiler Hafen gegen Kritiker vor. Mit einer Umfrage will er zeigen, dass viele das Projekt begrüssen. Die Gegner mobilisieren ebenso.

Pascal
Büsser
07.02.19 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Das geplante Event-Schiff im Rapperswiler Hafen wirft bereits Wellen – obwohl es erst auf dem Papier existiert. Es sei zu gross, verunstalte das geschützte Ortsbild der Altstadt und sei ein Störfaktor im Hafenbecken, sagen die Kritiker.

Um sich zu wehren, bläst nun Initiant Oliver Bühler zur Informationsoffensive. Er hat am Wochenende eine Website (rj.eventschiff.ch) aufgeschaltet, auf der er alle Einsprachen mit Namen öffentlich macht. Ebenso seine offiziellen Antworten darauf. Und nicht mit Kritik spart.

Bühler kritisiert Hensa …

Neben Liegenschaftsbesitzern am Seequai haben auch die Schifffahrtsbetrieb Hensa AG, die bereits drei Passagierschiffe im Hafen stationiert hat, und der Wirteverein Gastliche Altstadt gegen das Projekt Einsprache bei der Stadt erhoben. Für Bühler ist deshalb klar: «Es geht bei den Einsprachen vor allem um Konkurrenz, die niemand gerne hat.»

Die Argumentation der Hensa, die sich um die Sicherheit im Hafen sorgt und eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit befürchtet, bezeichnet Bühler als «lächerlich». Die Hensa sei quasi mit schuld am jetzigen Projekt. Sie habe 2014 ein mit dem damaligen Stadtrat Markus Gisler aufgegleistes Abkommen zur Untermiete eines Bootsplatzes an Bühler unterlaufen. Auch dazu hat Bühler Dokumente aufgeschaltet.

Hensa-Verwaltungsratspräsident Oliver Hensler bestreitet, dass seine Firma Bühler hinterrücks ausgebootet habe. Auf der Hensa-Mietfläche habe schlicht kein so grosses Schiff Platz gehabt, wie Bühler vorschwebte. Die Hensa poche nicht auf ihre Monopolstellung. «Wir erwarten einfach, dass für alle die gleichen Regeln gelten.»

… und wehrt sich gegen Hug

Die Grösse seines Event-Schiffs werde polemisch übertrieben, findet Bühler demgegenüber. Besonders seitens Bruno Hug, der auf seinem Portal «Linth24» mehrere Artikel zum «Hafen-Monster» publiziert hat – und dabei aufgrund einer Projektskizze das Schiff grösser spekulierte, als es geplant ist.

Laut Stadt und Bühler sind die Masse des Schiffs klar definiert. Maximal 30 Meter lang und 8 Meter breit dürfe es sein – die Höhe vom Wasser bis zur Dachkante sechs Meter nicht übertreffen. Damit soll das Schiff die Baumkronen am Seequai nicht überragen. Dies ist im Mietvertrag geregelt, den die Stadt mit Bühler unterschrieben hat. Und der in Kraft tritt, wenn der Bau der nötigen Steganlage bewilligt ist. Im öffentlich aufgelegten Baugesuch für die Steganlage fehlten die Angaben zur Schiffsgrösse jedoch. Im Baugesuch gehe es formell nur um die Steganlage, begründete dies die Stadt.

«Wenn es von einem anderen wäre, fänden viel mehr Leute das Projekt lässig.»

Oliver Bühler, Unternehmer

An Hugs öffentlicher Stimmungsmache gegen das Schiff stört Bühler vor allem, dass dieser nicht nur Berichterstatter, sondern auch Akteur ist, dies aber nicht transparent machte. So hat Hug als Vorstandsmitglied die Einsprache der Gastlichen Altstadt mit unterschrieben. Auch darüber schreibt Bühler auf seiner Website.

Hug hat inzwischen eine Art Onlinepetition gegen das Event-Schiff im Hafen lanciert. Bühler hat darauf mit einer eigenen anonymen Onlineumfrage reagiert. Bis gestern Morgen hatten gut 200 Personen an Bühlers Umfrage teilgenommen. 54 Prozent begrüssen demnach das Projekt, weitere gut 20 Prozent stören sich nicht daran. 20 Prozent sind strikt dagegen. Hug spricht derweil von zirka 60 bis 80 Rückmeldungen bis gestern. «Bisher habe ich keine für das Schiff gesehen.»

Verärgert ist Bühler auch über den Verein der Altstadtwirte, der laut Statuten der «Erhaltung und Förderung des Gastwirtschaftsgewerbes und der Hotellerie im Altstadtbereich» verpflichtet sei. Es scheine, dass sich die Wirte primär gegen neue Gastronomie wehrten.

Delli Colli: «Zu wenig Infos»

Altstadtwirte-Präsident Rocco Delli Colli weist dies zurück. «Wofür wir uns einsetzen, sind gleiche Rahmenbedingungen für alle.» Beim Schiffsprojekt habe man aufgrund der Auflage zu wenig Informationen gehabt, zu welchen Konditionen die Stadt die Fläche im Hafen vergebe und wie gross das Schiff werde. Ebenso frage er sich, wieso es keine Ausschreibung für den Bootsplatz gab. «Wir gingen davon aus, dass ein ‘gutes und schönes Projekt für die Altstadt, das etwas bewegen soll’, uns vorgängig präsentiert wird», so Delli Colli. «Sonst muss man mit Einsprachen rechnen.»

«Wir gingen davon aus, dass ein ‘gutes Projekt für die Altstadt’ uns präsentiert wird.»

Rocco Delli Colli, Präsident Gastliche Altstadt

Bühler hält diese Argumente für vorgeschoben. Und die Ängste der Wirte vor Konkurrenz für unbegründet. «Ich nehme sicher niemandem etwas weg.» Vielmehr bringe er neue Klientel in die Stadt, meint er. Bei 80 bis 100 Fahrten im Jahr immerhin rund 15 000 Personen, die vor und nach einer Fahrt potenziell etwas konsumierten. Und er sei gerne bereit, Päckli mit den ansässigen Gastronomen und Veranstaltern zu schnüren.

Der umtriebige Unternehmer, der schon vieles angerissen hat und nicht mit jedem Projekt Erfolg hatte, glaubt, dass der Widerstand auch mit seinem Namen zu tun hat: «Wenn es von einem anderen wäre, würden das Projekt viel mehr Leute lässig finden.»

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