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Superstar Roger Federer könnte sich bloss einen halben Stadttunnel leisten

Rund eine Milliarde Franken soll der geplante Tunnel zur Verkehrsentlastung in Rapperswil- Jona kosten. So viel Geld besitzt nicht einmal der wohl erfolgreichste Tennisspieler aller Zeiten, Roger Federer. Mit der Milliarde könnte man noch ein paar andere schöne Dinge kaufen oder bauen lassen. Ein paar nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge.

22.12.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Superstar Roger Federer könnte sich bloss einen halben Stadttunnel leisten
Superstar Roger Federer könnte sich bloss einen halben Stadttunnel leisten
GERRY PACHER PHOTOGRAPHY

Eine. Milliarde. Franken. So viel soll die die von städtischen Behörden und kantonalen Planern bevorzugte Variante für einen Verkehrsentlastungs-Tunnel unter Rapperswil-Jona kosten. Zum Vergleich: Roger Federers Vermögen schätzte die «Bilanz» kürzlich auf 500 bis 600 Millionen Franken – er könnte sich also gerade einmal einen halben Tunnel leisten.

Mit einer Milliarde Franken könnte der Kanton noch ein paar andere nette Dinge kaufen oder bauen lassen. Kunstliebhaber könnten beispielsweise die fünf Gemälde erwerben, die an Auktionen bisher die höchsten Preise erzielt haben. Diese Liste wird angeführt von «Salvator Mundi» von Leonardo da Vinci, das für mehr als 450 Millionen Franken unter den Hammer kam und damit alle bisherigen Rekorde in den Schatten stellte. Kauft man sich noch einen Picasso, zwei Modiglianis und einen Bacon dazu – die Nummern 2 bis 5 auf den Listen der Auktionshäuser Christie’s und Sotheby’s – kommt man auf knapp 1,1 Milliarden Franken.

Da Vincis «Salvator Mundi» kostet 450 Millionen Franken

KEYSTONE

Die teuersten Autos und Jachten ...

Wer eher auf Autos steht, würde mit dem Geld ebenfalls auf seine Kosten kommen: Für die zehn teuersten Wagen der Welt müsste er laut einer kürzlich publizierten Liste des Magazins «GQ» lediglich gut einen Fünftel der Tunnelkosten hinblättern. Für 227 Millionen Franken wäre er stolzer Besitzer von sieben Ferraris, einem Aston Martin, einem Mercedes und einem Jaguar – Baujahre 1954 bis 1967. Blöd nur: In Rapperswil-Jona würde er damit wohl immer noch im Stau stehen.

Mit einer Milliarde Franken könnte man sich locker die zehn teuersten Autos der Welt leisten

KEYSTONE

Zum Glück gibt es da ja noch den Zürichsee – eine Jacht bietet sich also an. Doch selbst mit dem Erwerb der 162,5 Meter langen «Eclipse» des russischen Milliardärs Roman Abramowitsch bliebe noch Geld übrig. Mit allen Anpassungen kostet die Mega-Jacht laut dem «Hamburger Abendblatt» rund 950 Millionen. Dafür soll sie unter anderem mit einem U-Boot, einem Raketenabwehrsystem und Helikopter-Landeplätzen ausgestattet sein – den Stau könnte man danach also locker einfach überfliegen.

Die teuerste Jacht der Welt kostet bis zu 950 Millionen

KEYSTONE

...oder ein Airbus liegen drin

Apropos fliegen: Auch das teuerste Flugzeug der Welt ist verglichen mit dem Tunnel schon fast ein Schnäppchen: Der Airbus A380 kostet zurzeit laut Hersteller schlappe 435 Millionen Franken. 853 Passagiere könnten damit pro Flug transportiert werden, wahlweise wird auch ein Pool oder ein Kino eingebaut.

Ein Airbus kostet laut Hersteller 435 Millionen Franken

Doch zurück zum Bauen, denn darum gehts beim Tunnel ja schliesslich. Mit den teuersten Bauwerken der Welt kann dieser dann doch nicht mithalten. Auf Platz 20 der Liste befinden sich die Petronas Towers in Kuala Lumpur – Kostenpunkt 1,13 Milliarden Franken und somit in etwa gleich viel wie der geplante Tunnel. Zwei neue, 452 Meter hohe Schlosstürme wären doch auch etwas … Auch die Hamburger Elbphilharmonie kostete etwas mehr als eine Milliarde Franken. Veranschlagt waren übrigens zu Beginn «nur» rund 275 Millionen. Wenn das mal kein schlechtes Omen ist.

Die Elbphilharmonie kostete ebenfalls rund eine Milliarde Franken

KEYSTONE

Für Bauten wie den Burj Khalifa in Dubai, das Stadion der New York Yankees oder das Casino-Hotel «The Palazzo» in Las Vegas reicht die Milliarde dann nicht mehr: Sie kosteten zwischen 1,4 und 1,6 Milliarden Franken.

Bei Gebäuden längst nicht Spitze

Und im Vergleich zu den zwei teuersten Bauwerken der Geschichte wäre unser Tunnel wahrlich ein Klacks: Die Hochhausgruppe «Abraj Al Bait Towers» steht als zweitteuerstes Gebäude der Welt (rund 14,6 Milliarden Franken) direkt neben dem unbestrittenen Spitzenreiter: Die Al-Masdschid al-Harãm ist die wichtigste und grösste Moschee der Welt, sie befindet sich in Mekka. Ursprünglich stammt das Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert. Neun Minarette erstrecken sich auf einer Fläche von 356 800 Quadratmetern. Bis zu 820 000 Gläubige können dort Platz finden. Schätzungen zufolge belaufen sich die Gesamtkosten des Bauwerks auf mehr als 80 Milliarden Franken – und damit noch nicht genug, das Gebäude wird zurzeit erweitert und soll nach Abschluss der Arbeiten 1,2 Millionen Gläubigen Platz bieten. Mit dem Geld könnte man aus dem Baugrund unter Rapperswil-Jona einen regelrechten Termitenhügel machen, gleich 80 Stadttunnel würden drinliegen.

Nun aber noch einmal zur Mobilität. Am 31. August 2017 zählte Rapperswil-Jona 26 758 Einwohner. Wären sie alle erwachsen, könnte mit einer Milliarde Franken ziemlich genau zehn Jahre lang jeder von ihnen ein GA für die zweite Klasse sein Eigen nennen – vorausgesetzt, die SBB würden in dieser Zeit ihre Ticketpreise nicht erhöhen.

37 000 für jeden Einwohner

Wer es noch günstiger und umweltfreundlicher mag, kauft sich ein Velo. Für 1000 Franken liegt ein anständiges Rennvelo drin – für eine Milliarde demzufolge eine Million solcher Rennvelos. Wobei, ein Teil des Geldes würde dann wohl besser in den Ausbau der Velowege investiert.

Zu guter Letzt noch dieser Vergleich: Teilte man die Milliarde auf die erwähnten knapp 26 800 Einwohner von Rapperswil-Jona auf, erhielte jeder gut 37 000 Franken. Ich bin mir sicher, Sie wüssten mit dem Geld etwas anzufangen – und sei es nur, ein (Gratis-)Loch zu buddeln, um die Scheine für schlechtere Zeiten zu verstecken.

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