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Churer, Ihr bezahlt zu viel!

Viele leere Wohnungen garantieren noch keine tieferen Mieten. Der Hauseigentümerverband Chur Regio und der Mieterverband Graubünden sind sich uneins darüber, was zu tieferen Mieten führen könnte.

Corinne
Raguth Tscharner
12.12.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Rund 1 Prozent aller Wohnungen in Chur stehen leer.
Rund 1 Prozent aller Wohnungen in Chur stehen leer.
ARCHIVBILD / OLIVIA ITEM

Wer in Chur eine Wohnung mieten möchte, der hat eine ziemlich grosse Auswahl. Neuste Zahlen und auch ein Blick auf diverse Wohnungsportale im Internet zeigen, dass in der Bündner Hauptstadt immer mehr Wohnungen leer stehen und gleichzeitig immer mehr neue Wohnkomplexe entstehen. Von dieser Entwicklung würden die Mieter profitieren, meint der Hauseigentümerverband Chur Regio. Er spricht aktuell von rund 200 leeren Wohnungen auf Stadtgebiet. «Je mehr Wohnungen oder leere Wohnungen es gibt, desto mehr steigt der Druck auf die Mietpreise», sagt Präsidentin Angela Casanova.

Dem widerspricht Lukas Horrer, der Präsident des Mieterverbandes Graubünden. «Man kann nicht von einem dramatischen Anstieg der Leerwohnungen in Chur sprechen», sagt er. Die letzten drei Jahre hätten zwar gezeigt, dass es einen Trend nach oben gäbe, man könne aber nicht von einem Überangebot sprechen, von dem die Mieter beispielsweise durch immer tiefere Mieten profitieren würden.  

«Die Idee gehört ins Reich der Fabeln»

Rund ein Prozent der Wohnungen in der Stadt Chur stehen leer. Das seien zu wenige, damit Mieter die Auswirkungen wirklich spüren würden, meint Horrer. Dafür wären mindestens zwei Prozent nötig. «Natürlich ist es aus Sicht der Mieter ein Vorteil, wenn mehr gebaut wird und das Angebot vergrössert wird. Die Idee, dass die Mieten dadurch auf breiter Front sinken, gehört aber ins Reich der Fabeln.» Im Gegenteil: Die Mieten müssten gemäss mietrechtlicher Vorgaben eigentlich viel tiefer sein als sie zurzeit sind - laut einer Berechnung der Raiffeisen Bank ganze 40 Prozent tiefer, wie Horrer sagt.

«Das zeigt, dass die Investoren trotz erhöhter Bautätigkeit nicht bereit sind, die Mieten zu senken und die mietrechtlichen Vorgaben einzuhalten», so Horrer. Wie er sagt, sind kommerzielle Investoren, die Rendite erwirtschaften wollen, bereit, Wohnungen sehr lange stehen zu lassen, bevor sie die Mieten senken. Billige leere Wohnungen wird es in Chur also auch in naher Zukunft nicht viele geben.

Für tiefere Mieten könnten laut Horrer beispielsweise Wohnbaugenossenschaften von privaten Investoren sorgen, die keine Renditen erwirtschaften wollen.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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