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Der Kerenzer verliert seinen Geldautomaten

Der Bancomat der Glarner Kantonalbank ist der einzige Ort, an dem man auf dem Kerenzerberg Bargeld beziehen kann. Ende Jahr wird er abmontiert und nicht mehr ersetzt.

Ueli
Weber
28.11.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Geldautomat in Filzbach: In den letzten sechs Jahren hat ihn die Gemeinde mit 12 000 Franken jährlich subventioniert.
Geldautomat in Filzbach: In den letzten sechs Jahren hat ihn die Gemeinde mit 12 000 Franken jährlich subventioniert.
UELI WEBER

Die Glarner Kantonalbank lässt ihren Geldautomaten in Filzbach am 27. Dezember demontieren. Die Einwohner des Kerenzerberges müssen dann zu den nächsten Bancomaten in Mollis oder Unterterzen fahren, wenn sie Bargeld abheben wollen.

Der Bancomat entspreche nicht mehr den Sicherheitsanforderungen und sei am Ende seiner Lebensdauer angelangt, schreiben die Kantonalbank und die Gemeinde Glarus Nord in einer gemeinsamen Mitteilung. Ersetzt wird er nicht, da nur wenige Leute Geld abheben – und es immer weniger werden. «Der Geldausgabeautomat erreichte in den letzten sechs Jahren nie die für einen wirtschaftlichen Betrieb erforderliche Anzahl Transaktionen», begründet die Bank ihren Entscheid.

«Nicht wirklich eine Aufgabe der Gemeinde»

Die Kantonalbank hat den Geldautomaten vor sechs Jahren auf Initiative der Gemeinde Glarus Nord installiert. Die Gemeinde zahlt seither einen jährlichen Beitrag an die Bank, um den Verlust zu decken, den die GLKB damit macht.

Laut Gemeindepräsident Thomas Kistler zahlt die Gemeinde Glarus Nord rund 12 000 Franken pro Jahr. Dazu wären jetzt nochmals über 100 000 Franken nötig geworden für einen neuen Geldautomaten. Dieser müsste an einen neuen Standort, da der jetzige bei der ehemaligen Post nicht mehr gesichert sei. Die Gemeinde hat sich deshalb entschieden, den Bancomaten auf dem Kerenzerberg nicht mehr zu subventionieren.

«Wir fühlen uns ein Stück weit für diese Infrastruktur auf dem Kerenzerberg verantwortlich», sagt Gemeindepräsident Kistler. «Noch einmal über 100 000 Franken sind aber zu viel für etwas, das nicht wirklich zu den Aufgaben einer Gemeinde gehört.»

Andere Geldautomaten sind nicht in Gefahr

«Wenn alle an den Bancomaten in Filzbach gegangen wären, wäre es kein Problem», sagt Kistler. Tatsächlich hebt aber nur eine kleine Anzahl Leute pro Tag Geld ab. Die Zahl der Bargeldbezüge sei mindestens ein Fünffaches zu tief, um den Bancomaten wirtschaftlich betreiben zu können, sagt Patrik Gallati, Bereichsleiter Unternehmenssteuerung bei der Kantonalbank. «Schlussendlich war es ein betriebswirtschaftlicher Entscheid.» Für Bezüge an GLKB-Geldautomaten von Kunden anderer Banken erhält die Kantonalbank eine Entschädigung. Aufgrund der geringen Anzahl von Fremd- und Eigenbezügen werden die Betriebskosten des Geldautomaten bei Weitem nicht gedeckt.

Da immer mehr Leute an immer mehr Orten mit Karte bezahlen, wird allgemein immer weniger Geld an den Bancomaten abgehoben. Wie die Kantonalbank schreibt, will sie ihre Investitionen darum auf ihre gut frequentierten Bancomaten konzentrieren.

Laut Gallati laufen die anderen 19 Geldautomaten im Kanton gut genug, dass keinem Weiteren das Ende droht. «Von all unseren Geldautomaten hat der Bancomat in Filzbach mit Abstand am wenigsten Transaktionen», sagt er.

Ueli Weber ist stellvertretender Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er hat die Diplomausbildung Journalismus am MAZ absolviert und berichtet seit über zehn Jahren über das Glarnerland. Mehr Infos

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