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Ist der «Hosenlupf» ein «guter Deal»?

Kritische Finanzlage, aber 7,6 Millionen Franken für den Bahnhofplatz: Am Sonntag stimmt Ilanz/Glion ab.

Jano Felice
Pajarola
22.11.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Der Bahnhof Ilanz/Glion soll erneuert werden. Doch zuerst muss das Stimmvolk der Sanierung noch zustimmen.
Der Bahnhof Ilanz/Glion soll erneuert werden. Doch zuerst muss das Stimmvolk der Sanierung noch zustimmen.
YANIK BÜRKLI

Sieben kommunale Parlamentarierinnen von Ilanz/Glion haben ihn unterzeichnet und in die Medien gebracht: einen eindringlichen Appell an die Stimmbevölkerung der Gemeinde, am Sonntag Ja zu sagen zum Kredit von 7,623 Millionen Franken für die Erneuerung des Postauto- und Bahnhofplatzes in Ilanz. Die Vorlage, so die Parlamentarierinnen, «erhitzt momentan die Gemüter» in Ilanz/Glion. Die laufenden Diskussionen unter den Einwohnerinnen und Einwohnern lösen offenbar Befürchtungen aus, es könne der Vorlage am Sonntag an der Urne so ergehen wie vor einem Jahr dem eher unerwartet verworfenen Mundaun-Masterplan. Zumal der Zeitpunkt für die Bahnhofplatz-Abstimmung günstiger sein könnte: Finanziell ist Ilanz/Glion derzeit «nicht auf Rosen gebettet», wie auch die Parlamentarierinnen anmerken; eine Steuererhöhung wurde erst vor Kurzem im Parlament abgelehnt, Sparmassnahmen stehen an. Und nun soll der Souverän einen Kredit von fast acht Millionen Franken sprechen.

Auch Gemeindepräsidentin Carmelia Maissen ist bewusst, dass der Kredit in Bezug zum Finanzhaushalt gegenwärtig «erklärungsbedürftig» ist. «Aber es ist eine Investition, auf die wir im Grunde schon lange warten», findet sie angesichts des heutigen Zustands des Areals, das die Parlamentarierinnen notabene als «veraltet» und «teilweise gefährlich» bezeichnen. Aktiv werden müsse man zudem wegen des Behinderten-Gleichstellungsgesetzes – dessen Vorgaben sind bis 2024 zu erfüllen (Ausgabe vom Dienstag). Im Fall des Bahnhofs Ilanz als zentrale Verkehrsdrehscheibe gebe es bezüglich Verhältnismässigkeit nichts zu diskutieren. Der behindertengerechte Umbau sei schlicht eine Pflicht.

Was Maissen ausserdem zugunsten des Kredits ins Feld führt: Die gut 7,6 Millionen Franken sind Bruttokosten. Nach Abzug aller Beiträge muss Ilanz/Glion nur etwa 2,5 bis drei Millionen Franken selber tragen, und das verteilt auf vier Jahre. «Wir bekommen für verhältnismässig wenig relativ viel», findet Maissen. Oder in den Worten der Parlamentarierinnen: Es ist «ein guter Deal».

«Es wird für Ilanz/Glion ein ‘Hosenlupf’ sein, aber das sind momentan alle Investitionsprojekte», räumt die Gemeindepräsidentin ein. «Und wir lösen unsere Probleme nicht, indem wir Projekte in die Zukunft verschieben.» Ob es der Souverän auch so sieht, wird sich am Sonntag zeigen.

Jano Felice Pajarola berichtet seit 1998 für die «Südostschweiz» aus den Regionen Surselva und Mittelbünden. Er hat Journalismus an der Schule für Angewandte Linguistik in Chur und Zürich studiert und lebt mit seiner Familie in Cazis, wo er auch aufgewachsen ist. Mehr Infos

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