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«Ich gehe selber gerne auf Kreuzfahrten»

Eine Firma aus den Bergen will auf dem Meer Geld verdienen. Genau das versucht Somedia. Die Herausgeberin von «Südostschweiz» und «Bündner Tagblatt» bietet neu eine Kreuzfahrt an. Wieso, sagt CEO Thomas Kundert.

Thomas
Senn
23.10.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Schiff ahoi: CEO Thomas Kundert will mit Somedia künftig Segel auf dem Mittelmeer setzen.
Schiff ahoi: CEO Thomas Kundert will mit Somedia künftig Segel auf dem Mittelmeer setzen.
OLIVIA ITEM

Schiff ahoi heisst es vielleicht bald im Medienhaus von Somedia in Chur. Das Medienunternehmen bietet neuerdings eine Schlager-Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer an. Was der neue Somedia-CEO Thomas Kundert mit diesem Angebot weitab vom Heimmarkt vorhat, erzählt er im Interview.

Herr Kundert, glaubt Somedia nicht mehr an ihr Stammgeschäft, die Produktion und den Vertrieb von Medien, dass Sie jetzt Kreuzfahrten anbieten?

THOMAS KUNDERT: Nein, das kann man so nicht sagen.

Somedia bietet neuerdings aber eine Mittelmeer-Kreuzfahrt an.

Das ist richtig. Wir planen tatsächlich im nächsten September eine Kreuzfahrt zusammen mit vielen Künstlern aus der Südostschweiz und hoffentlich vielen Menschen aus der Südostschweiz.

Das Unternehmen aus den Bergen sucht sein Heil auf dem Meer, so scheint es. Was ist passiert?

Wir haben bei den Südostschweiz-Wandertagen gemerkt, dass die Leute sehr gerne mit uns ihre Freizeit verbringen und mit uns etwas erleben wollen. Deshalb haben wir uns überlegt, was wir den Menschen aus unserer Region noch bieten könnten. Dabei sind wir auf das Thema Kreuzfahrt gekommen. Heute sind sie im Reisemarkt noch eine Nische, aber mit grossem Wachstum. Wir finden, hier könnten wir den Menschen aus der Region mit Künstlern aus der Region etwas bieten.

Ist das jetzt das neue Standbein von Somedia, das Sie bei Ihrem Amtsantritt als CEO vor drei Monaten angekündigt haben?

Ich würde nicht sagen, dass es das neue Standbein ist. Aber es ist eines von hoffentlich in der Zukunft ganz vielen Standbeinen, mit denen Somedia neue Geschäftsfelder erschliessen will. Wir werden deshalb aber nicht plötzlich zum Reiseveranstalter.

Aber die Zeitung bietet doch seit Jahren schon Leserreisen an, was ist denn jetzt neu an der Südostschweiz-Kreuzfahrt?

Anders als bei den bisherigen Leserreisen wirkt Somedia bei der Südostschweiz-Kreuzfahrt erstmals als Co-Veranstalterin mit. Bei den Kreuzfahrten, die wir in den letzten Jahren als Leserreisen angeboten haben, profitierten unsere Abonnenten in erster Linie von einem Preisvorteil. Bei der Südostschweiz-Kreuzfahrt kommen unsere Gäste zusätzlich in den Genuss von einem musikalischen Unterhaltungsprogramm, das es nur bei uns gibt. Und auch diese Reise bieten wir zu einem sehr attraktiven Preis an.

Andere Schweizer Verlage führen bereits solche Schlager-Kreuzfahrten durch. Kommt Somedia nicht ein bisschen spät?

Im Gegenteil. Eigentlich waren wir sogar früher dran als unsere Mitkonkurrenten. Leider haben sich unsere Pläne dann durchkreuzt. Wir mussten erst einen neuen Partner mit einem neuen Schiff finden. Das ist uns jetzt gelungen. Sehen Sie, Kreuzfahrten boomen, immer mehr Leute sagen sich, ich möchte mit auf so eine Fahrt, weil das ein sehr entspanntes Reisen ist. Wir sind überzeugt, dass es in diesem Markt durchaus genug Platz hat für Somedia.

Weshalb gerade Kreuzfahrten?

Ich gehe selber gerne auf Kreuzfahrten. Deshalb weiss ich, dass es eine sehr entspannende Art des Reisens ist. Man erlebt jeden Tag etwas anderes, weil man jeden Tag an einem anderen Ort aufwacht, ohne Koffer schleppen zu müssen. Und wir gehen ja nicht auf eine normale Mittelmeer-Kreuzfahrt. Auf der Südostschweiz-Kreuzfahrt reisen ja schweizweit bekannte Künstler wie Francine Jordi oder die Calimeros mit, aber auch Künstlerinnen und Künstler aus der Region wie Monique oder Marie-Louise Werth.

Wie viele Leute müssen mit, damit sich die Kreuzfahrt für Somedia lohnt?

Es lohnt sich schon relativ schnell. Wir konnten mit unseren Partnern eine sehr gute Kooperation eingehen. So, dass wir bereits Ende Jahr definitiv entscheiden können, ob dieses Kreuzfahrt stattfinden kann. Der Verkauf beginnt heute; natürlich mit Frühbucherrabatt. Ich denke, der Preis ist auch für sehr viele Familien bezahlbar. Denn Kinder zwischen zwei und 17 Jahren reisen gratis mit, sie zahlen nur gerade die Hafengebühren.

Fragt sich nur, ob Kinder oder junge Familien diese Art von Musik überhaupt mögen.

Sehen Sie, das Schiff ist riesig. Bei Vollbelegung bietet es über 3000 Passagieren Platz. Auf dem Schiff finden sie natürlich viel mehr als nur Schlager und Volksmusik. Wir haben Discos, verschiedene Bars, es gibt einen grossen Aquapark, Tennisplatz und vieles mehr. Zudem legen wir ja auch noch auf der Partyinsel Ibiza an oder auf Mallorca – es wird also für jedes Alter etwas dabei sein.

Dann jubeln also 3000 Passagiere Francine Jordi bei ihrem Auftritt auf dem Schiff zu?

Somedia ist mit der Südostschweiz- Kreuzfahrt quasi wie eingemietet. Das Schiff wird ganz normal am 21. September 2019 in Genua in See stechen – ob mit oder ohne Somedia. Wer aber mit Somedia reist, also mit Südostschweiz-Kreuzfahrt, wird in den Genuss von exklusiven Konzerten in ganz kleinem Rahmen kommen, an denen man die Stars hautnah erleben kann.

Wenn es Ende Jahr heisst «Schiff ahoi», wird dann Somedia das Angebot ausbauen?

Der Markt ist beschränkt. Ich glaube nicht, dass wir dann jedes Jahr sechs verschiedene Kreuzfahrten anbieten können. Aber wenn das eine erfolgreiche Geschichte wird, kann ich mir vorstellen, dass wir jedes Jahr irgendwo mit einer Südostschweiz-Kreuzfahrt unterwegs sein werden.

Und an Bord mit dabei werden immer Schlagerstars sein?

Da gibt es ganz viele verschiedene Möglichkeiten. Wir haben uns jetzt zunächst auf Schlager und Volksmusik konzentriert. Von anderen Veranstaltungen, die wir bereits durchgeführt haben, wissen wir, dass das gut funktioniert. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass wir noch andere Themen aufgreifen werden, wenn das Konzept ankommt.

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