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Viele Lehrstellen bleiben unbesetzt

Weil demografisch bedingt immer weniger Jugendliche die Schule abschliessen, bleiben auch dieses Jahr wieder viele Lehrstellen unbesetzt.

Südostschweiz
28.06.18 - 09:56 Uhr
Wirtschaft
KV
Die KV-Lehrer ist nach wie vor die mit Abstand am häufigsten besuchte.
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Alljährlich Ende Mai führt das Amt für Berufsbildung des Kantons St. Gallen eine  Schulabgängerumfrage durch. Am Stichtag 25. Mai wurden insgesamt 4'894 Jugendliche aus den Sekundar-, Real- und Kleinklassen sowie den Brückenangeboten erfasst - 74 mehr als im Vorjahr. Seit dem Jahr 2008 ist die Zahl demografiebedingt um 1'684 Jugendliche oder rund 25,6 Prozent gesunken. 

Am Stichtag hatten 4'592 Jugendliche oder 93,8 Prozent eine Anschlusslösung gefunden. Die Zahl der Jugendlichen, die in eine weiterführende Schule übertreten, ist gegenüber dem letztjährigen Wert um 61 Personen oder 1,1 Prozentpunkte gestiegen. Ungefähr gleich hoch ist der Anteil an Jugendlichen, die eine Berufsausbildung beginnen. Demografiebedingt sind es mit 3'447 Jugendlichen insgesamt 1'020 weniger als im Jahr 2008, die eine Lehre oder eine Attestausbildung antreten werden. 

599 Jugendliche werden in eine Zwischenlösung – ein staatliches Brückenangebot, eine private Lösung wie ein Fremdsprachenaufenthalt, eine Privatschule oder ein Praktikum) übertreten. Der Anteil der Jugendlichen mit Zwischenlösung ist mit 12,2 Prozent weiterhin moderat. Der Anteil an Jugendlichen, die direkt in den Erwerbsprozess einsteigen oder ins Ausland ausreisen, liegt bei 1 Prozent. 

Der Anteil der Jugendlichen ohne Anschlusslösung ist weiterhin tief und liegt wie in den Vorjahren um die 5-Prozentmarke. 302 Jugendliche, oder 6,2 Prozent, waren am Stichtag der Erhebung noch ohne Anschlusslösung. Zum gleichen Zeitpunkt waren im kantonalen Lehrstellennachweis LENA 1'501 offene Ausbildungsplätze in etwa 150 Berufen ausgewiesen. 

Auch Real- und Kleinklassenschüler finden meist eine Lösung

Die Auswertung auf Basis des zuletzt absolvierten Typs der Volksschule bestätigt, dass nicht nur die schulisch am leistungsfähigsten, sondern auch die schulisch schwächeren Jugendlichen realistische Chancen auf eine Anschlusslösung haben. Am Stichtag hatten von den Absolvierenden der Sekundarschule 98,4 Prozent und von der Realschule 92,2 Prozent eine Anschlusslösung. Bei den Absolvierenden von Kleinklassen entspricht die Erfolgsquote mit 84,6 Prozent in etwa dem Mehrjahresvergleich. Die Brückenangebote verzeichnen einen leichten Rückgang, liegen aber mit 83,4 Prozent immer noch über dem Mehrjahresvergleich.

Während sich die Situation in Bezug auf den absolvierten Volksschultyp tendenziell ausgeglichen hat, spielt bei der Lehrstellensuche offensichtlich die Nationalität eine nach wie vor bedeutende Rolle. So ist der Anteil ohne Anschlusslösung bei Jugendlichen ausländischer Nationalität mit 13,4 Prozent fast viermal höher als bei Jugendlichen mit Schweizer Nationalität. 1'325 Personen oder 27 Prozent aller erfassten Jugendlichen sind ausländischer Nationalität. Bei den Jugendlichen ohne Anschlusslösung beträgt ihr Anteil 58,9 Prozent.

Die aus früheren Jahren bekannten geschlechtsspezifischen Besonderheiten haben sich leicht akzentuiert. So bestätigt sich, dass weibliche Jugendliche markant weniger häufig direkt in die Berufsbildung übertreten als männliche. Demgegenüber ist der Anteil der Jugendlichen, die in eine weiterführende Schule übertreten, bei den weiblichen klar höher als bei den männlichen. Ebenfalls deutlich ist der Unterschied bei den Jugendlichen, die eine Zwischenlösung beanspruchen.

Viele Lehrstellen unbesetzt

Die Betrachtung im Mehrjahresvergleich zeigt, dass es offensichtlich für die Lehrbetriebe weiterhin schwierig ist, alle angebotenen Lehrstellen in gewünschter Weise zu besetzen. Dies insbesondere aufgrund der demografisch tiefen Schulabgängerzahlen. Es ist bemerkenswert, dass den 302 Jugendlichen ohne Anschlusslösung ein Überhang von 1'501 frei gemeldeten Lehrstellen gegenübersteht. Wie im Vorjahr verteilen sich die offenen Lehrstellen auf rund 150 Berufe und betreffen in zunehmendem Mass auch traditionell begehrte sowie auch als anspruchsvoll geltende Berufe. Die umfangreiche Liste offener Lehrstellen deutet auf intakte Chancen auch für jene Jugendlichen hin, die noch auf der Suche sind. Sie werden dabei von verschiedenen Seiten aktiv unterstützt. Aus der Erfahrung früherer Jahre kann erwartet werden, dass etwa zwei Drittel von ihnen schon bis zum Schuljahresende eine Lösung finden werden, sofern sie bei der Suche aktiv mitwirken.

Die «Hitliste» der beliebtesten Berufe
. Kaufmann/Kauffrau EFZ E+B (572 Personen, Vorjahr 575)
. Fachmann/frau Gesundheit EFZ (233 Personen, VJ 222)
. Detailhandelsfachmann/-frau EFZ (200 Personen, VJ 246)
. Polymechaniker/-in EFZ (123 Personen, VJ 134)
. Elektroinstallateur/-in EFZ (116 Personen, VJ 110)
. Zeichner/-in EFZ (101 Personen, VJ 96)
. Koch/Köchin EFZ (86 Personen, VJ 87)
. Fachmann/frau Betreuung EFZ (82 Personen, VJ 86)
. Logistiker/-in EFZ (77 Personen, VJ 70)
. Zimmermann/Zimmerin EFZ (75 Personen, VJ 72)
. Schreiner/-in EFZ (74 Personen, VJ 67)
. Informatiker/-in EFZ (70 Personen, VJ 89)
. Konstrukteur/-in EFZ (63 Personen, VJ 72)
. Dentalassistent/-in EFZ (62 Personen, VJ 60)
. Automobil-Fachmann/-frau EFZ (60 Personen, VJ 64)
. Medizinische Praxisassistentin EFZ (60 Personen, VJ 54)
. Automatiker/-in EFZ (53 Personen, VJ 48)
. Sanitärinstallateur/-in EFZ (49 Personen, VJ 40)
. Coiffeur/Coiffeuse EFZ (48 Personen, VJ 55)
. Montage-Elektriker/-in EFZ (48 Personen, VJ 36)

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