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Harsche Kritik an der Swisscom

EE-Energia Engiadina blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2017 zurück. Zu reden gab an der Delegiertenversammlung die Swisscom.

16.06.18 - 12:55 Uhr
Wirtschaft
Zufrieden: Verwaltungsratspräsident Not Carl (links) und Geschäftsführer  Walter Bernegger haben gut lachen.
Zufrieden: Verwaltungsratspräsident Not Carl (links) und Geschäftsführer Walter Bernegger haben gut lachen.
FLURIN ANDRY/ANR

Vor sechs Jahren brachten die damaligen zehn Unterengadiner Gemeinden von der Landesgrenze in Martina bis Susch ihre Stromnetze gestaffelt in die EE-Energia Engiadina ein. Gemeinsames Ziel war, von Synergien und Sparpotenzial profitieren zu können. «Eine Erfolgsgeschichte», meinte Verwaltungsratspräsident Not Carl am Donnerstagabend an der Delegiertenversammlung von EE-Energia Engiadina in Susch. Über sechs Millionen Franken konnte die Gesellschaft bisher an die Gemeinden ausschütten und zudem Reserven von über einer Million Franken anlegen.

Zentrales Projekt Glasfaser

Als besonders bedeutsam wertete Carl den Aufbau des regionalen Glasfasernetzes über die Organisation Mia Engiadina. Dieser sei im vergangenen Geschäftsjahr in eine entscheidende Phase getreten. In Zuoz, Zernez und Scuol konnten die notwendigen Zentralen installiert und in Betrieb genommen werden. Sehr positiv waren für Carl auch die kürzlich erfolgten Entscheide der Elektrizitätswerke St. Moritz und Davos, sich ebenfalls an das Mia-Engiadina-Backbone nach Landquart anzuschliessen.

Die Zusammenarbeit mit den Engadiner Kraftwerken war im vergangenen Jahr zentral für EE-Energia Engiadina. Neu werden die Freileitungen zwischen Scuol und der Landesgrenze vergraben, sodass der Glasfaseranschluss an Österreich und Italien – welcher schon aufgegleist sei und zusätzliche Redundanz bedeute – realisiert werden kann. «Dies ist nur dank eines ausserordentlichen Einsatzes des Geschäftsführers der EE-Energia Engiadina, Walter Bernegger, und seiner Mitarbeiter möglich geworden, die die einmalige Chance für die Region gesehen und sich Tag und Nacht dafür eingesetzt haben», meinte Carl weiter.

Appell an Parlamentarier

Kritik äusserte Carl gegenüber der Swisscom. Bis vor wenigen Jahren seien die peripheren Regionen Graubündens mit Bezug auf die Breitbanderschliessung Brachland gewesen. «Kaum ist der Swisscom aber bewusst geworden, dass mit Mia Engiadina die Eigeninitiative einer isolierten Schweizer Randregion Erfolg haben könnte, versucht nun die staatlich dominierte Gesellschaft, diese mit dem eigenen Ausbau ihres Netzes zu torpedieren», sagte Carl. Jüngstes Beispiel seien deren Aktivitäten in der Gemeinde Pontresina, wo die Swisscom nun plötzlich ein Zweitnetz aufbauen wolle. Der Verwaltungsratspräsident von EE-Energia Engiadina hofft, dass die Engadiner Gemeinden einsehen, dass das von der Swisscom vorgesehene «Fibre to the street» bald einmal nicht ausreiche und sie deshalb der Swisscom das Aufreissen der Strassen über allfällige Baubewilligungsverfahren ablehnen. Schliesslich hätten andere Gemeinden im Unterland dies auch so praktiziert, um die Bevölkerung nicht mit unnötiger Bautätigkeit zu belasten. «Ich erhoffe mir auch, dass die Bündner Bundesparlamentarier in Bern endlich gegen diese Praktiken der Swisscom opponieren», meinte Carl.

1,1 Millionen für Gemeinden

Die Delegierten der EE-Energia Engiadina konnten am Donnerstag von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2017 Kenntnis nehmen. Insbesondere die Leistungen für Dritte fielen bedeutend höher aus als budgetiert. Bei einem Gesamtumsatz von rund 14,8 Millionen Franken wurde ein Cashflow von über 3,7 Millionen Franken erwirtschaftet. Der Verwaltungsrat beantragte der Delegiertenversammlung der beteiligten Gemeinden, diesen Cashflow dazu zu verwenden, um Abschreibungen von insgesamt 2,4 Millionen Franken zu tätigen. Rund 265 000 Franken sollen für die Aufstockung der Reserven verwendet werden. Den Eigentümergemeinden zwischen Valsot und Zernez wird ein Gewinn von 1,1 Millionen Franken ausgeschüttet. Die Anträge wurden durch die Delegierten einstimmig genehmigt.

Fadrina Hofmann ist als Redaktorin für die Region Südbünden verantwortlich. Sie berichtet über alle gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Themen, die in diesem dreisprachigen Gebiet relevant sind. Sie hat Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalismus und Rätoromanisch an der Universität Fribourg studiert und lebt in Scuol im Unterengadin. Mehr Infos

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