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Wirte und Hauseigentümer stoppen das Craft-Beer-Festival am Hafenbecken

Ende Monat hätte auf der Rapperswiler Tourist Information am Fischmarktplatz zum zweiten Mal ein temporäres Pop-up-Lokal aufgehen und auch in Zürich vermarktet werden sollen. Doch wegen Einsprachen muss das geplante Craft-Beer-Festival nun verkürzt in der Stallbar in Jona stattfinden. Die Wirte der Altstadt fühlen sich benachteiligt.

Pascal
Büsser
21.03.18 - 09:41 Uhr
Wirtschaft
Beizer Nico Brunner muss die Pläne für das Craft-Bier-Lokal auf der Tourist Information in Rapperswil begraben.
Beizer Nico Brunner muss die Pläne für das Craft-Bier-Lokal auf der Tourist Information in Rapperswil begraben.
JEROME STERN

Statt «Craft Beer am See» heisst es in Rapperswil-Jona ab 29. März «Craft Beer im Stall». Für zwei Monate hätte auf der Terrasse der Tourist Information am Fischmarktplatz ein Pop-up-Lokal aufgehen sollen – mit Craft-Bieren der lokalen Bierfactory im Offenausschank (Ausgabe vom Samstag). 4000 Liter Bier haben Braumeister Gabriel Hill und seine Mitarbeiter bereits produziert. Nico Brunner, Beizer in der Joner Stallbar, hatte extra Möbel für den Anlass gezimmert.

Knies Pop-up ohne Bewilligung

Doch aus dem temporären Lokal am See wird nichts. Die Gastliche Altstadt Rapperswil, der Verein der Wirte sowie vier private Hauseigentümer an der Seepromenade haben Einsprachen gegen das Baugesuch eingereicht, wie Bauchef Thomas Furrer bestätigt.

Per Mitteilung hat Rapperswil Zürichsee Tourismus gestern darüber informiert, dass der Event deshalb nicht wie geplant stattfinden kann. Weil für die Bereinigung der Einsprachen wohl mindestens ein Monat verstrichen wäre, habe er umplanen müssen, erklärt Beizer Nico Brunner. «Das ist sehr ärgerlich.» Zumal die Idee ursprünglich gar nicht auf seinem Mist gewachsen sei. Rapperswil Zürichsee Tourismus habe die Bierfactory und ihn angefragt, ein Pop-up-Konzept am Fischmarktplatz zu realisieren. Analog zum Pop-up-Lokal, das die Thai-Lodge von Knies Kinderzoo letzten Spätsommer rund zwei Monate betrieb.

Pikant: Damals reichte Knie kein Baugesuch ein. Die Stadt drückte beide Augen zu. «Im Nachgang haben wir aber beim Tourismus deponiert, dass künftig eine Bewilligung nötig ist», sagt Bauchef Thomas Furrer. Offenbar hat die Koordination zwischen Stadt und Rapperswil Zürichsee Tourismus aber nicht reibungslos funktioniert. Denn das Baugesuch kam erst Ende Februar zur Auflage, als die Planung schon weit fortgeschritten und die Werbung für den Event angerollt war, wie Beizer Brunner erklärt. Er ist überzeugt, dass er die gesetzlichen Auflagen erfüllt hätte. «Es fehlte uns nun aber die Zeit zur Klärung der Einsprachen.»

Wirte sehen ungleiche Spiesse

«Wir haben nichts gegen Konkurrenz», beteuert derweil Rocco Delli Colli, Präsident des Vereins Gastliche Altstadt und Besitzer des «Dieci». Er sei von seinen Mitgliedern angegangen worden, in der Sache aktiv zu werden. «Uns geht es um die Gleichbehandlung», sagt Delli Colli. Die normalen Restaurants müssten diverse, stets strengere Auflagen erfüllen. Die Wirte und Liegenschaftsbesitzer bezweifeln, dass auf der Tourist Information die gleichen strikten Regeln gelten.

So stiess etwa die geplante Livemusik sauer auf, da sonst Musikverbot im Freien gilt, wie Bauchef Furrer bestätigt. «Die Musik hätte man allerdings auch untersagen können.» Ein Pop-up sei insgesamt ein Spezialfall. «Die harten Auflagen zu Brandschutz, Lebensmittelhygiene oder Einhaltung der Nachtruhe wären aber natürlich erfüllt gewesen», so Furrer.

Hinter vorgehaltener Hand ist eine weitere Klage der Wirte zu vernehmen: Dass es die Stadt zulässt, dass in ihrer Liegenschaft zur Hauptsaison günstig ein Lokal betrieben werden kann – in Konkurrenz zu den bestehenden Wirten, die teils hohe Mieten an die privaten Eigentümer zahlen.

Für zusätzlichen Wirbel sorgte das parallel eingereichte Gesuch der Hensa-Schifffahrt, um im Sommer zeitweise eine Bar auf einem Schiff im Hafen zu betreiben (Ausgabe vom 2. März). Gegen jenes Gesuch gab es ebenfalls mehrere Einsprachen von Wirten und Hausbesitzern, wie Furrer bestätigt.

Als störend empfinden die Wirte auch, dass nach dem Craft-Bier-Pop-up zwei weitere temporäre Lokale hätten folgen sollen – von Juni bis Juli und von August bis Oktober. «Da reden wir schon von sieben Monaten Gastrobetrieb», so Delli Colli. «Ist das noch Pop-up?»

Bierfactory sitzt auf viel Bier

Der verhinderte Pop-up-Beizer Brunner kann das Argument des unfairen Wettbewerbs nur bedingt nachvollziehen. «Ich glaube, dass wir ein neues Publikum, auch aus der Craft-Bier-Szene, angelockt hätten.» Zumal das Pop-up in den Anlass «Food Zürich» eingebunden gewesen wäre. Daraus wird nun nichts.

Auch die Beizer der Altstadt hatten das Angebot erhalten, für ein bis zwei Monate ein Pop-up zu betreiben, wie Delli Colli auf Nachfrage bestätigt. Offenbar fühlte sich keiner berufen.

Brunner führt nun das Craft-Beer-Festival ab 29. März auf drei Wochen verkürzt vor seiner Stallbar beim Bahnhof Jona durch – inklusive des bereits eingeplanten Gastkochs aus Zürich und Bands. Die Bierfactory hofft derweil, einen Teil des nun überschüssigen Biers an die Rapperswiler Wirte verkaufen zu können. «Wenn sich aus der Sache neue Kontakte und Absatzchancen ergeben, können wir nach dem kurzfristigen wirtschaftlichen Schaden vielleicht zumindest mittelfristig profitieren», meint Verwaltungsrat Marc Hanslin. Man sei mit den Wirten im Gespräch.

Tourismus-Chef Simon Elsener will nun ebenso mit den Wirten den Dialog suchen. «Die Pop-ups sollen etwas Ergänzendes sein, um den Gastro-Standort besser zu vermarkten», hält er fest.

Gelingt eine Einigung, wäre der Nutzniesser ein alter Bekannter: Für das nächste Pop-up von Juni bis Juli ist – zusammen mit dem Blues ’n’ Jazz – Knies Kinderzoo vorgesehen.

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Einsprachen sind ja in der Altstadt nichts neues. Von einem Delli Colli der die halbe Promenade bewirtet, würde ich aber erwarten, dass er sein „Gastronomen-Mob“ etwas zukunftsorientierter berät und anführt. Niveau und Attraktivität der Promenade sollen FÜR DEN GAST und nicht für den einzelnen Beizer optimiert sein. Denn zum Essen kommen Geniesser schon lange nicht mehr an die Promenade nach RJ.
Zur 🍻 Degu nun auch nicht. Hausaufgaben für den Stadtrat!

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich finde es unglaublich schade, dass das Craft Beer am See nicht wie geplant stattfinden kann. Ich kann die Einsprachen der Wirte leider überhaupt nicht nachvollziehen, ich würde sogar behaupten sie hätten vom Craft Beer am See profitiert. Bestimmt währen viele Leute vor oder nach ihrem Besuch am Craft am See irgendwo am See oder in der Altstadt essen gegangen - wirklich schade! Ich für meinen Teil werde nun halt nicht am See oder in der Altstadt essen gehen, sondern mein Feierabendbier sowie mein Abendessen in der Stallbar Jona währendem Craft Beer im Stall geniessen!

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