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Mit Düsentrieb nach Amerika

Die Glarner Kanti-Schüler und Lernenden sind startklar – für den grössten Roboter-Wettbewerb Amerikas. Ende April werden sie mit ihrem «6417 Fridolins Robotik» im kalifornischen Ventura gegen 90 000 Konkurrenten aus 3600 Teams an den Start gehen.

Martin
Meier
21.02.18 - 04:30 Uhr
Wirtschaft

Ihr Facebook-Profil zeigt einen startenden Swiss-Airbus. Als ob sie es geahnt hätte, dass sie, wer weiss, mit dieser Maschine vielleicht einmal selbst abheben wird: Zum grössten Roboter-Wettbewerb Amerikas, zusammen mit ihren «Gschpändli», die zu einem Drittel aus Lernenden, zu zwei Dritteln aus Kantonsschülern zusammengesetzt sind.

Nina Schmidt ist jedenfalls «ready for take-off» – startklar für die kalifornische Küstenstadt Ventura. Die 16-Jährige war schon letztes Jahr dabei, als das Glarner Team mit seinem Roboter durchstartete. Dies soll auch in diesem Jahr der Fall sein. Nun mit dem neuen Roboter, der Würfel vom Boden aufnehmen und auf einer bis zu 1,8 Meter hohen Plattform platzieren kann. Zudem muss sich der Roboter an einem Haken 30 Zentimeter über den Boden ziehen können.

Die Glarner «Düsentriebs» müssen am Wettbewerb «First Robotics Competition» gegen 90 000 Studenten aus 3600 Teams antreten. Im vergangenen Jahr gewann das Kanti-Team die regionale Ausscheidung und schaffte es an den Weltmeisterschaften unter die ersten zehn Prozent.

«Man muss dieses Ereignis erlebt haben»

Wen wunderts, kommt da Nina Schmidt ins Schwärmen, wenn sie daran zurückdenkt: «Der Wettbewerb ist ein Ereignis, das man sich nicht vorstellen kann. Man muss es erlebt haben. Das Reinkommen in dieses riesige ‘Hallenstadion’, diese vielen Zuschauer und ja – das Abspielen der Nationalhymnen.»

Vor allem aber das Erklingen des Schweizerpsalms, den Nina spielend mitsingen konnte, «weil ich den Text auswendig gelernt habe».

In den Vereinigten Staaten an den Start geht das Glarner Team mit dem Projekt «6417 Fridolins Robotik». Wobei diese Ziffern nichts mit einer Schweizer Postleitzahl, in diesem Fall mit der des schwyzerischen Sattels, zu tun haben. «Der Grund ist ein anderer», lacht Schmidt. «6417 war im vergangenen Jahr unsere Anmeldungsnummer.»

Rückblick: Anfang Januar wurden die Aufgaben des diesjährigen Wettbewerbs bekannt. Unterstützung erhielten die Jugendlichen von Mentoren, die in technischen Bereichen arbeiten – auch von regionalen Unternehmen. Die Ideen haben, in die Tat umsetzen und konstruieren mussten die Tüftler selbst. Neu ist, dass zum Kanti-Team auch Automatiker und Konstrukteure der Netstal Maschinen AG und der Marti Engineering AG gehören.

«In jeder freien Minute am Roboter gearbeitet»

Für den Bau des Roboters hatten die Jugendlichen dann sechs Wochen Zeit. Heute Mittwoch wird der «6417 Fridolins Robotik» in eine Kiste verpackt – und versiegelt. Allerdings kann die Software bis zum Wettkampf noch weiterentwickelt werden, dank eines zweiten, identischen Roboters. Mit diesem werden auch noch ausgiebige Testfahrten möglich sein. Bis es Ende April heisst: «Wir sind startklar!»

Ob die Glarner in Amerika durchstarten, bleibt sekundär. Schön sagts Kanti-Rektor Peter Aebli: «Ich bin stolz, erlebt zu haben, mit welcher Motivation die 27 Jugendlichen an die Arbeit gingen. Wie sie in ihrer Freizeit jede freie Minute am Roboter arbeiteten.» Und dabei gar manchmal das Schlafen vergassen? «Ja», meint Aebli, «es ist tatsächlich vorgekommen, dass einzelne Schüler in einer Kanti-Ecke übernachteten.» Doch keine Angst: Verwarnt wurde deshalb keiner!

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