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Keine privaten Autos mehr in zehn Jahren

Bei einem Unternehmergespräch erklärten Experten, wie man die drängenden Verkehrsprobleme lösen kann. Der Wechsel vom privaten Benzinauto hin zum abrufbaren Elektroauto stehe unmittelbar bevor, meinte einer der Referenten.

Jérôme
Stern
21.11.17 - 06:30 Uhr
Wirtschaft
Autonutzer mit neuer Denkweise: Peter Göldi, Peter Luginbühl und Wim Ouboter (von links) sind sich bei E-Fahrzeugen einig.
Autonutzer mit neuer Denkweise: Peter Göldi, Peter Luginbühl und Wim Ouboter (von links) sind sich bei E-Fahrzeugen einig.
JÉROME STERN

Draussen stehen Elektrofahrzeuge an der Stromtankstelle. Drinnen, im Rütner Busdepot der Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO), drängen sich gestern die Gäste des Unternehmergesprächs. Man habe diesen Ort gewählt, um die Zuhörer ein wenig Industrieatmosphäre schnuppern zu lassen, sagt Peter Göldi. Der Präsident von Region Zürichsee-Linth amtet zusammen mit Michael Dubach, Leiter von Zürioberland Tourismus, als Gastgeber des Anlasses.

Referate mit Anschauungsmaterial

Das Motto der Veranstaltung lautet «Digitale Mobilität». Das klingt zwar wie ein modisches Schlagwort – doch gelingt es den Rednern, dieses Thema mit einleuchtenden Beispielen zu erklären. Den Anfang macht der Direktor der VZO, Werner Trachsel. Er deutet auf einen grossen Gelenkbus neben seinem Podium und sagt: «Dieses Fahrzeug ist mit GPS-Ortungsgerät ausgestattet und ständig mit der Leitstelle verlinkt.» Der dortige Einsatzleiter könne dem Busfahrer alle Informationen betreffend Stau oder Unfällen in Echtzeit übermitteln, so Trachsel. Darauf erwähnt er Prognosen, wonach es in zehn Jahren keine privaten Autos mehr gebe. Stattdessen könne man via App ein selbstfahrendes Auto aus einem allgemein verfügbaren Carpool anfordern. «Davon wäre auch der Busverkehr betroffen. Diese Aussicht hat uns aufgeschreckt, Zumal wir heute täglich über 60 000 Personen transportieren.»

Das Problem sind die Spitzen

Laut Trachsel besteht das Hauptproblem des öffentlichen Verkehrs in den Stosszeiten: «Unsere Busse müssen entsprechend den sechs Spitzenstunden ausgelegt sein. Für die anderen eher ruhigen 13 Stunden sind sie daher zu gross», sagt Trachsel. Für diese Zeiten könne sich die VZO kleinere selbstfahrende Busse vorstellen.

Damit stellen sich laut Trachsel jedoch neue Fragen: «Gemäss einer Studie von Daimler-Benz sind solche Fahrzeuge in acht Jahren einsatzbereit.» Gemäss einer anderen Untersuchung dauere das noch mindestens 50 Jahre. Laut dem VZO-Direktor ist man mit der aktuellen Technologie noch längst nicht soweit, einen Bus durch dichten Strassenverkehr fahren lassen zu können. «Einfacher wäre es, wenn nur noch selbstfahrende Autos unterwegs wären und zentral gesteuert würden.» Doch gebe es Gruppen, die nie digital gesteuert würden, so Trachsel. «Und zwar die Fussgänger und die Motoradfahrer.»

Zurück in die Zukunft

Schliesslich ist die Reihe an Wim Ouboter. Der Unternehmer und Erfinder des Micro-Trottinets machte mit den Flitzern ein Vermögen – bis andere Firmen seine Idee kopierten. Doch der Geschäftsmann hat eine neue Idee lanciert: ein Elektroauto im Design eines Autos der 50er-Jahre.

«Wir haben unser Mobil mit grossem Echo am Genfer Autosalon präsentiert», so Ouboter. «Bis jetzt haben wir über 4000 Bestellungen – ohne eine einzige Probefahrt.» Ouboter erwähnt, dass seine Firma im Januar in Zürich einen Laden für das Auto eröffnet. «Dass unser Geschäft nur wenige Meter neben dem Lokal von Tesla, dem Trendsetter für Elektroautos, liegt, ist übrigens kein Zufall.»

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