×

Der Caritas wurde das Erbe zur Last

Die Caritas war während über zehn Jahren am Regierungsplatz in Chur zu Hause. Nun hat sie ihre Ladenlokale und Büros verkauft.

22.09.17 - 04:30 Uhr
Wirtschaft
Ende einer Ära: Die Caritas hat den Laden ausgeräumt.
Ende einer Ära: Die Caritas hat den Laden ausgeräumt.
OLIVIA ITEM

Zwei Männer warten vor der Türe der Caritas-Verwaltung an der Tittwiesenstrasse. Sie brauchen Rat mit einem abgewiesenen Asylentscheid. Völlig am falschen Ort, wie es scheint. Sie werden zum Regierungsplatz geschickt, wo sich noch bis Ende Woche das Beratungsbüro befindet.

Ähnlich turbulent geht es an der Scalettastrasse zu und her: Wo früher Flügel und Klaviere standen, werden nun Wollpullover auf Kleiderbügel gehängt, ein Lieferwagen steht vor der Tür.

Der Eindruck täuscht nicht: Die Caritas Graubünden verlegt das Café, den Secondhandladen und die Zentraladministration an drei verschiedene Standorte unterhalb des Bahnhofs. Claudio Lardi, Präsident des als Verein organisierten Hilfswerks, erklärt, warum man die alten Räume am Regierungsplatz per Ende Monat aufgibt. Keller, Erdgeschoss und einige Zimmer im ersten Stock waren im Zuge einer Erbschaft an die Caritas gegangen.

Nun drohte dieses Erbe zur Last zu werden: «Das Gebäude war in die Jahre gekommen und grössere Renovationen über eine Million standen an, so viel Geld haben wir nicht», sagt er und lacht.

Neue Lage als Plus

Lardi ist ein grosser Fan der neuen Lage von Café und Shop. «Ich bin überzeugt, dass wir an diesem Standort viel mehr Laufkundschaft erreichen können.» Als Beweis spricht er den im letzten Jahr erfolgten Umzug des Caritas-Marktes an. Dieser mache an der Tittwiesenstrasse doppelt so viel Umsatz als früher im Welschdörfli. Zudem greift der Vermieter, mit dem man einen langjährigen Vertrag habe abschliessen können, der Caritas bei Umbauarbeiten unter die Arme.

Historische Fotos und Architektur

Die Räume am Regierungsplatz werden jedoch nicht lange leer sein: Bereits auf den 1. Oktober ziehen ein Architekturbüro mit fünf jungen Architekten sowie die Fotostiftung Graubünden ein.

Pascal Werner von der Fotostiftung Graubünden ist glücklich über diese Fügung des Schicksals, wie er es nennt. Künftig wolle nämlich die Stiftung, die fotografische Nachlässe und Sammlungen aus Graubünden sichert und vermittelt, stärker in die Öffentlichkeit treten. An einem Tag in der Woche können Interessierte historische Fotos betrachten sowie für die Öffentlichkeit relevante eigene Bestände digitalisieren lassen.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Wirtschaft MEHR