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Gerüstbau-Firma Tscharner verliert GAV-Bestätigung

Für die Gerüstbau-Firma Tscharner aus Domat/Ems wird das Terrain für neue Aufträge schwierig: Die Paritätische Berufskommission (PBK) für das Gerüstbaugewerbe entzieht der Unternehmung die GAV-Bestätigung.

Südostschweiz
08.06.15 - 16:19 Uhr
La Quotidiana

Aufträge der öffentlichen Hand dürfte die Emser Firma nach diesem Entscheid nicht mehr erhalten. Die PBK Gerüstbau teilte am Montag mit, die Tscharner AG werde im Berufsregister Gerüstbau nicht länger als gesamtarbeitsvertrags-konform aufgeführt und dürfe somit für öffentliche Aufträge nicht mehr berücksichtigt werden.

Wie Roland Schiesser, Vizepräsident der PBK Gerüstbau, auf Anfrage sagte, wurde der Entscheid in der sechsköpfigen Kommission einstimmig gefällt. Die Emser Firma habe die Bestimmungen des Gesamtarbeitsvertrages wiederholt «massiv verletzt». Der Entzug der GAV-Bestätigung betrifft alle von Firmeninhaber Rico Tscharner gegründeten Gerüstbau-Firmen.

Kanton und RhB als Kunden

Zur Kundschaft von Tscharner gehörten der Kanton Graubünden und die Rhätische Bahn. Die Gewerkschaft Unia und die Paritätische Berufskommission werfen dem Gerüstbauer vor, die Beschäftigten betrogen zu haben.

Es geht um unbezahlte Arbeitsstunden, falsche Abrechnungen, Manipulationen bei der Zeiterfassung sowie Schwarzzahlungen. Der grosse Betrug findet laut Unia bei der Stundenabrechnung statt.

Anschuldigungen bestritten

Tscharner bestritt die Anschuldigungen immer. Gegen die Firma läuft ein Strafverfahren. Die Bündner Staatsanwaltschaft untersucht wegen Verdachts auf Urkundenfälschung und Widerhandlung gegen das Arbeitsgesetz.

Die Unia hatte ihre Vorwürfe gegen den Gerüstbauer erstmals Anfang April öffentlich gemacht. Einen Monat später entliess Tscharner sieben Angestellte. Gemäss Unia-Angaben handelte es sich um Rachekündigungen. Die betroffenen Mitarbeitenden hätten sich vorher gegen den «Lohnbschiss» zur Wehr gesetzt. (sda)

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