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M13 erlegt – Behörden erläutern die Gründe

Am Morgen des 19. Februar 2013 wurde im Puschlav der Bär M13 erlegt. An einer Medienorientierung informierten die verantwortlichen Behörden am Mittwoch über die Gründe für den Abschuss.

Südostschweiz
20.02.13 - 15:28 Uhr

Chur. – Wie die verantwortlichen Behörden mitteilten, war M13 seit dem Frühling 2012 im Kanton Graubünden, vor allem im Puschlav, umher gestreift. Er kam immer wieder in Dörfer und Siedlungen und zeigte keinerlei Scheu gegenüber Personen. Nachdem er auf der Suche nach Nahrung ab anfangs Oktober vermehrt in geschlossene Wohngebiete im Puschlav eingedrungen war und Schäden in direkter Nähe von bewohnten Häusern gemacht hatte, wurde er im November 2012 als Problembär eingestuft und noch intensiver beobachtet.

Nach dem Einbruch in den Winterschlaf

Am 12. und 13. November drang M13 zwei Nächte nacheinander in den Nebenraum eines bewohnten Ferienhauses ein, um dort die Vorräte zu fressen. Kurz darauf verschwand der männliche Jungbär und machte oberhalb von Poschiavo Winterschlaf. Nach dem Aufwachen kam er erneut in die Nähe von Menschen, nun sogar bei Tag, und er reagierte kaum noch auf die Vergrämungen der Wildhut.

Vergrämung ohne Erfolg

Die verantwortlichen Behörden hatten immer wieder versucht, dem Bären mehr Scheu einzuflössen. Sie beschossen ihn systematisch in so genannten Vergrämungsaktionen etliche Male mit Gummischrot und Knallpetarden und versuchten, ihn mit allen Mitteln aus den Siedlungen zu vertreiben. Ziel der Vergrämungen war, das Verhalten von M13 so zu ändern, dass er wieder scheuer würde und den Menschen und Siedlungen zu meiden lernte.

Risiko von Unfall zu gross

Der Bär verhielt sich zwar nie aggressiv gegenüber Menschen. Jedoch wurde das Risiko eines Unfalls, bei dem ein Mensch ernstlich verletzt oder gar getötet wird, unverantwortbar gross. Die zuständigen Stellen bei Bund und Kanton sahen keine Möglichkeit mehr, das Verhalten des Bären noch beeinflussen zu können. Damit wurde M13 gemäss Konzept Bär Schweiz zum «Risikobär», der erlegt werden musste.

Kadaver wird untersucht

Das Konzept sieht vor, dass ein Bär entfernt werden soll, wenn er die Scheu vor Menschen verloren hat, sich wiederholt in geschlossenes Siedlungsgebiet begibt und trotz wiederholter Vergrämungen sein Meidungsverhalten offensichtlich nicht vergrössert. Am Dienstagmorgen wurde der Bär erlegt. Der Kadaver wird nun im Kanton Graubünden untersucht.

Mit Senderhalsband überwacht

Die verantwortlichen Behörden gehen davon aus, dass M13 das problematische Verhalten bereits im Trentino angenommen hat, als er, statt den Winterschlaf zu machen, in den Siedlungen Nahrung suchte und fand. Da er von Anfang an wenig Scheu zeigte und ein neugieriger Bär war, wurde er bereits im Oktober 2011 im Trentino und danach im Juni 2012 nach eine Zusammenstoss mit einem Zug der Rhätischen Bahn in der Nähe von Scuol mit einem neuen Senderhalsband versehen.

Gespräche mit Italien

Vor dem Entscheid zum Entfernen des Bären haben Gespräche mit den italienischen Behörden stattgefunden. Die italienischen Vertreter zeigten Verständnis für die Situation der Schweiz. Die verantwortlichen Behörden beider Länder kamen zum Schluss, dass der Einfang und die Haltung von M13 in einem Gehege keine Optionen sind. Aus tierethischer Sicht ist es fragwürdig, einen wilden Bären in einem Gehege einzusperren. Konsequenterweise sieht deshalb das Konzept Bär Schweiz für einen Risikobären den Abschuss vor («suedostschweiz.ch» berichtete).

Weitere Bären werden einwandern

Im Kanton Graubünden sind seit 2005 immer wieder Bären unterwegs. Sie stammen aus der Bären-Population im Trentino, die zurzeit aus rund 40 Individuen besteht. Es ist absehbar, dass weitere Bären in die Schweiz einwandern werden, da sie hier durchaus Lebensraum finden können. (so)

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