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Lootboxen in Videospielen: Was hat es damit auf sich?

Die internen Spielemechaniken von modernen Videospielen werden immer interessanter und komplexer. Videospiele sind schon lange kein blosses Vergnügen mehr, sondern ermöglichen es Spielern, in eine ganz neue Welt einzutauchen und dort eine eigene Identität zu entwickeln. Die Unterscheidung zwischen echter und virtueller Welt fällt vielen Menschen zunehmend schwerer.

Die Spieleindustrie reagiert bereits seit einiger Zeit auf die enge Bindung zwischen Spieler und Spielwelt und hat ein ganz neues Glücksspielprinzip entwickelt, um die Spieler zu sogenannten "In-Game-Käufen" von zufallsgenerierten Lootboxen zu animieren. Doch was sind Lootboxen und wo liegen ihre Gefahren? GamingGadgets.de wirft die Frage auf, ob Lootboxen eine Form des Glücksspiels sind und entsprechend reguliert werden sollten.

Was sind In-Game-Käufe und wozu dienen sie?

Bei vielen modernen Videospielen ist es möglich, soganannte "Lootboxen" zu erhalten. Übersetzt bedeutet dies "Beutekiste" oder "Schatzkiste". Lootboxen sind geheimnisvolle, virtuelle Behältnisse, in denen sich verschiedene nützliche oder dekorative Schätze finden lassen. Je nach Spiel sind diese virtuellen Gewinne Ausrüstungsteile, Items, Quests, Accessoires oder andere besondere Möglichkeiten, das eigene Spielerlebnis und den Spielecharakter zu verändern.

Der Seltenheitswert des jeweiligen Boxeninhalts kann variieren. Der Haken an der Sache: Lootboxen sind begrenzt. Und niemand weiss, welchen Seltenheitswert das innenliegende Objekt besitzt. Die Wahrscheinlichkeit für minderwertigen und häufig auftretenden Boxeninhalt ist wesentlich höher als die Wahrscheinlichkeit für einzigartige und seltene Gewinne.

Wie bekommen Spieler Lootboxen?

Spieler können Lootboxen in aller Regel auf zwei Arten erhalten: Wenige Lootboxen können durch besondere Spielleistungen, wie den Abschluss von Missionen oder besonderen Aktionen, ohne den Einsatz von echtem Geld, erworben werden. Dies erfordert viel Geduld und langanhaltende Spiel-Treue.

Doch kostenlose Lootboxen dienen meist nur als Lockmittel und Einstiegsdroge für Boxenkäufe durch Echtgeld. Hier können Spieler auf verschiedenen Wegen Geld bezahlen, um schnell und einfach an die geheimnisvollen Lootboxen zu kommen. Meist kosten alle Boxen gleich viel. In einigen Spielen gibt es jedoch auch die Möglichkeit, Bronze-, Silber- und Goldboxen mit entsprechenden Prämienwerten zu erhalten.

Egal, ob Lootboxen mit virtueller In-Game-Währung oder Echtgeld bezahlt werden: Die Spieler wissen vor dem Öffnen der Box nicht, ob sie eine wertvolle oder weniger wertvolle Belohnung erwartet. Dies sorgt für Nervenkitzel und bringt den spannenden Glücksspiel-Faktor mit ins Geschäft. Das Öffnen einer Lootbox kann Gewinn, aber auch Verlust bedeuten und obliegt dem Zufall.

Wer verdient an den Lootboxen?

Betrachtet man die Lootboxgewinne in einer breiten Masse, gewinnt am Ende immer das Casino - oder in diesem Fall der Spieleentwickler. Die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich an einen wertvollen Gewinn zu kommen, ist gering genug, um die meisten Loot-Box-Käufe zum Minusgeschäft für die Spieler und zum Plusgeschäft für die Entwickler zu machen.

Die Entwickler erhalten so grosse und regelmässige Geldgewinne, während die Spieler nur sehr selten tatsächlich wertvolle Prämien bekommen. Selbst, wenn einzelne Boxen sehr hohe Belohnungen enthalten, verdienen die Spieleentwickler noch genug an den "Nieten", um diese Geschenke auszugleichen.

Einige Spieler sind sich den Wahrscheinlichkeiten für Gewinne bewusst und nutzen Lootboxen und ihren Inhalt als Investition für spätere Zeiten: Je seltener ein Item im Laufe der Geschichte wird, desto mehr gewinnt es an Wert. Einige Spieler sehen die Prämien aus Lootboxen also als Investition für spätere Zeiten und halten sie solange, bis sie Handelsgewinne versprechen. Doch auch dieser Plan geht nicht immer auf.

Warum sind Lootboxen gefährlich?

Lootboxen bedeuten Nervenkitzel und die Hoffnung auf den Jackpot. Das Öffnen von Lootboxen ist, unabhängig vom Spiel, eng mit dem Belohnungszentrum des Gehirns verbunden und kann schnell zu Sucht führen. Rabattaktionen und zeitlich begrenzte Bonusaktionen animieren Spieler zusätzlich, privates Geld in die Chance eines Gewinns zu investieren.

Lootboxen sind oft so geschickt und unauffällig ins Spieleerlebnis eingebaut, dass Spieler kaum merken, ab welchem Zeitpunkt echtes Geld eine Rolle spielt und ab wann ein kostenlos spielbares Spiel zu einem teuren Erlebnis wird. Besonders bei Kindern und Jugendlichen ist dies eine grosse Gefahr, da die Verführung zu In-Game-Käufen zunehmend wächst. So nimmt der Jugendschutz für Videospiele eine ganz neue Dimension an.

Was haben Lootboxen und Glücksspiel gemeinsam?

Das Öffnen einer Lootbox und das Bedienen eines einarmigen Banditen liegen nicht weit voneinander entfernt: Der Spieler muss zunächst aus eigener Tasche einen Einsatz erbringen und dann auf die Kraft des Zufalls hoffen. Am einarmigen Banditen wird oft mehrmals hintereinander gespielt. Nach dem gleichen Prinzip werden auch mehrere Lootboxen gekauft.

"Beim nächsten Mal hole ich meinen Verlust wieder rein" ist der Satz, der Glücksspieler und Lootboxenjäger gleichermassen beschäftigt hält. Oft verliert der Spieler schnell die Ausgaben aus dem Blick und denkt an die versunkenen Kosten, die die nächste Box auszugleichen verspricht. Am Ende profitiert vor allem der Veranstalter des Glücksspiels. Und der Spieler geht leer aus.

Jugendliche als Risikogruppe

Die psychologischen Abläufe beim Öffnen einer Lootbox unterscheiden sich nur wenig von denen am Casinotisch. Gerade diejenigen, die hin und wieder etwas gewinnen, sind gefährdet, in einen Teufelskreis aus Hoffnung und neuen Ausgaben zu geraten. Für junge Spieler können In-Game-Glücksspiele sogar als Einstiegsdroge für andere Glücksspiele dienen. Der Kick von Risiko und Gewinn wird zur Sucht. Und aus der virtuellen In-Game-Umgebung wird ein echtes Casino.

Eigentlich sind Spiele mit In-Game-Kaufoptionen deswegen für Minderjährige verboten. Doch viele Spielehersteller halten sich nicht an die Gesetze und führen keine ausreichenden Kontrollen durch. Besonders bei Handyspielen passiert es oft, dass Kinder und Jugendliche In-Game-Käufe tätigen, ohne dies zu merken oder sich den Folgen bewusst zu sein.

Lootboxen sind mit Vorsicht zu geniessen

Lootboxen sind ein besonderer Extrakick für diejenigen, die nicht nur im Spiel, sondern auch in ihrem echten Leben etwas riskieren wollen. Gefährlich wird es erst, wenn Spieleentwickler manipulative Techniken anwenden, um Spieler zum Einsatz von Echtgeld zu bewegen. Spieler sollten sich über ihre realen Gewinnchancen im Klaren sein, bevor sie ihre privaten Taschen leeren. Auch Kinder und Jugendliche müssen vor In-Game-Käufen besser geschützt werden. Die Frage nach Glücksspielgesetzen ist dementsprechend angemessen.

Doch das System der Lootboxen trägt Früchte für die Entwickler und wird auch in Zukunft ein lukratives Geschäftsmodell bleiben. Wohin das die Spieleindustrie führt, bleibt fraglich