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«Die rote Farbe ist ein Zufall»

Jedes Wochenende stelle jemand sein persönliches Schmuckstück vor: Heute Tänzerin Nelly Büttikofer.

Jérôme
Stern
30.06.18 - 04:30 Uhr
Stars & Sternli
Nelly Büttikofer schlüpft jede Woche in ihre speziellen Tanzschuhe.
Nelly Büttikofer schlüpft jede Woche in ihre speziellen Tanzschuhe.
JÉRÔME STERN

Nelly Bütikofer begann ihre Karriere als klassische Tänzerin. Ihre künstlerischen Stationen umfassen zahllose Theaterproduktionen und Tanzperformances. Doch bei ihrer privaten Tanzleidenschaft musste sie all ihre Tanzerfahrung beiseiteschieben – und ungewohnte Tanzschuhe anziehen.

Nelly Bütikofer, weshalb sind diese Schuhe Ihr Schmuckstück?

Das sind meine Tango-Schuhe. Beim Tango-Tanzen braucht es spezielle Schuhe, mit denen man sich leicht drehen kann.

Als klassische Tänzerin sind Sie seit vielen Jahren bekannt. Wie kamen Sie zum Tango?

Ich habe in meinen Choreografien viele Leute zum Tanzen gebracht. Doch irgendwann merkte ich, dass ich selber wieder mehr tanzen wollte. Eine Kollegin meinte, ich solle doch Tango tanzen. Darauf nahm ich ein paar Privatstunden – und es gefiel mir sehr gut. So ist Tango gewissermassen zur Kehrseite meines künstlerischen Schaffens geworden.

Wieso Kehrseite?

In meiner Arbeit bin ich eine Macherin: Ich führe und bestimme, ich will wissen, wie etwas auf der Bühne abläuft. Im Tango ist es das Gegenteil.

Beim Tango führt der Mann und die Frau muss mitgehen. War das für Sie schwierig?

Sehr! Am Anfang dachte ich, das kann doch nicht sein, dass ich mich an einen Mann hänge und mache, was er will. Durch meinen Lehrer habe ich aber gelernt, meinen Tanz zu machen – gemeinsam mit dem Partner. Das ist eine hohe Schule der Partnerschaft: sich selber zu sein und doch gemeinsam zu tanzen.

Gehen Sie regelmässig an sogenannte Milongas, Tanzabende für Tango?

Ja. Ein, zwei Mal in der Woche. Seit mittlerweile zehn Jahren gehören Tangoabende zu meinem Leben. Sie sind eine Ergänzung zu meinem Schaffen. Zudem nehme ich Privatstunden bei einem sehr strengen Lehrer.

Wie ist es als klassisch ausgebildete Tänzerin in den Tango-Unterricht zu gehen?

Ich dachte: Ich bin Tänzerin, ich nehme ein paar Stunden und dann kann ich es. Aber ich musste total von vorne anfangen, weil es ganz ein anderes System ist. Wenn wir etwas auf der Bühne machen, dann studieren wir das so lange ein, bis es sitzt. Beim Tango muss ich immer wach sein und mitgehen.

Hat die Tango-Erfahrung auch in Ihren Beruf etwas verändert?

Es hat mir geholfen, eine gewisse Gelassenheit auf der Bühne zu leben, mehr im Jetzt zu sein. Diese Erfahrung habe ich dank Tango gemacht. Gewisse Tangoschritte und Bewegungen schleichen sich in meine Arbeit.

Gibt es im Tango mehr Freiheiten als im klassischen Tanz?

Nein. Man hat sehr strikte Regeln. Man muss sich innerhalb der Regeln finden. Aber das gilt auch für meinen Beruf: Wenn ich mit Improvisation arbeite, halte ich mich an einen engen Rahmen.

Zurück zu den Schuhen, weshalb wählten Sie rote?

Das ein Zufall. Beim Kauf habe ich auch andere Schuhe probiert, aber diese haben mir am besten gepasst. Da muss ich ganz meinen Füssen folgen. Sie haben rund 160 Franken gekostet. Zuhause habe ich noch weitere Tangoschuhe in anderen Farben.

Jedes Wochenende stellen hier mehr oder weniger bekannte Persönlichkeiten aus der Region ihren Lieblingsgegenstand – sozusagen ihr Schmuckstück – vor.

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