«Bin mit meiner Karriere sehr zufrieden»
Langläufer Cédric Steiner hat zum Ende dieser Saison seinen Rücktritt vom Spitzensport gegeben. Im Interview erklärt er unter anderem, wie es zum Entschluss kam.
Langläufer Cédric Steiner hat zum Ende dieser Saison seinen Rücktritt vom Spitzensport gegeben. Im Interview erklärt er unter anderem, wie es zum Entschluss kam.

DZ: Cédric Steiner, wann haben Sie gewusst, dass es Zeit für etwas Neues in Ihrem Leben ist?
Cédric Steiner: Als ich am Ende der Saison 2021/22 meinen Kaderstatus bei Swiss-Ski knapp nicht halten konnte, musste ich mich umorganisieren. Mit Guy Nunige fand ich schnell den für mich idealen Trainer. Ich trainierte jedoch nicht nur in seiner Gruppe, sondern auch mit Kollegen aus den Schweizer Nationalkadern und konnte mich so gut auf die neue Saison vorbereiten. Trotzdem fiel mein Rücktrittsentscheid bereits im August 2022. Nach ein paar schlaflosen Nächten habe ich laut zu mir gesagt «das war es». Zwar fragte ich mich schon zuvor hin und wieder, ob und wie es weitergehen sollte – vor allem nach meinem Bandscheibenvorfall vor zwei Jahren. Doch irgendwie ging es immer weiter. Der Entscheid war nun zwar da, aber ich kämpfte dagegen, ihn auch zu akzeptieren. Dabei halfen mir viele Gespräche mit Freunden. Zuerst teilte ich meinen Entscheid nur meinem engsten Umfeld mit, da ich wusste, dass von dort nichts an die Öffentlichkeit dringen würde. In meiner letzten Saison als Aktiver wollte ich dann nochmals alles geben und lief an Davos Nordic ein tolles Rennen, verpasste Weltcuppunkte aber um fünf Sekunden. Dieser kleine Rückstand hatte für mich grosse Auswirkungen, denn er beraubte mich der Möglichkeit, an der Tour de Ski teilzunehmen. Stattdessen startete ich im Continentalcup und erreichte recht gute Resultate. Ende Januar konnte ich dann in Frankreich nochmals im Weltcup starten.
Welche Gründe haben zum Rücktritt geführt?
Ich wurde immer wieder durch kleinere Verletzungen zurückgeworfen und konnte nicht mehr das geben, was es für einen Erfolg braucht. Und ich bekam auch nicht mehr das, was ich eigentlich erreichen wollte.
Wie geht es für Sie nun weiter?
Ich hatte während des Weltcups in Frankreich meine Bewerbung für einen Job bei der Bike Academy Davos abgeschickt. Kurz darauf haben sie mich genommen. Ich bin im Bereich Marketing und Events in verschiedene Projekte involviert. Für mich ist es also ein nahtloser Übergang vom Leben als Spitzensportler in den Berufsalltag. Ich bin noch daran, mich an die neuen Umstände zu gewöhnen. Beispielsweise sagt mein Körper mir nach dem Mittagessen immer wieder, dass nun Zeit für ein Schläfchen sei. Ich bekomme aber die nötige Unterstützung, und ich kann sehr viel Neues lernen.
Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf Ihre Langlauf-Karriere zurück?
Ich schaue sehr zufrieden auf das Erreichte zurück. Klar, gab es auch immer wieder schwierige Momente. Aber ich empfinde es als Privileg, dass ich Spitzensport betreiben und damit meinen Traum leben konnte. Ich durfte viel von der Welt sehen und tolle Kameradschaften erleben.
Was können Sie vom Spitzensport in den Berufsalltag mitnehmen?
Sicher meine Fähigkeit, den Fokus auf einen Tag X legen und konzentriert darauf hinarbeiten zu können. Zudem habe ich gelernt, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen. Und nicht zuletzt habe ich durch den Langlaufsport viele gute Beziehungen und einen grossen Freundes- und Bekanntenkreis.
Inwiefern werden Sie dem Langlaufsport erhalten bleiben?
Ich werde meiner Sportart wohl tatsächlich in irgendeiner Form treu bleiben. Ich bekam bereits ein paar Anfragen, noch ist aber nichts entschieden. Zuerst muss ich mich an den Rhythmus des Berufsalltags gewöhnen, der sich von jenem eines Langlauf-Profis doch ziemlich unterscheidet.