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Schweizer Team hofft seit 65 Jahren auf Medaillen-Premiere

An den Titelkämpfen im deutschen Oberhof bieten sich zwölf weitere Chancen auf die erste Schweizer Medaille an Biathlon-Weltmeisterschaften.

Agentur
sda
08.02.23 - 05:00 Uhr
Schneesport
Fliessen an der WM in Oberhof auch Schweizer Freudentränen wie im Weltcup? Amy Baserga lässt ihren Emotionen freien Lauf, nachdem sie in Pokljuka mit Nik Hartweg in der Single-Mixed-Staffel Platz 3 erreicht hat.
Fliessen an der WM in Oberhof auch Schweizer Freudentränen wie im Weltcup? Amy Baserga lässt ihren Emotionen freien Lauf, nachdem sie in Pokljuka mit Nik Hartweg in der Single-Mixed-Staffel Platz 3 erreicht hat.
KEYSTONE/EPA/IGOR KUPLJENIK

Beim Auftakt, der Mixed-Staffel vom Mittwoch, zählt die Schweiz zum erweiterten Kreis der Podestanwärter.

Seit 65 Jahren werden im Biathlon Weltmeister und seit 39 Jahren auch Weltmeisterinnen erkoren. Die Schweiz sucht man vergebens im Medaillenspiegel. 23 andere Nationen haben Gold, Silber und Bronze bislang unter sich aufgeteilt - allein der 20-fache Rekordsieger Ole Einar Björndalen holte 45 Mal Edelmetall.

Die Negativserie der Schweizer müsste längst gebrochen sein. Denn im Weltcup hat es schon über zehnmal geklappt, Selina Gasparin gewann an den Olympischen Spielen 2014 Silber und mit Amy Baserga sowie Niklas Hartweg stehen zwei Junioren-Weltmeister im Team. Die Schweizer Mannschaft hofft auf eine Medaille, egal wer sie macht. Es wäre an der Zeit.

Die Konkurrenz muss allerdings patzen, damit der Bann gebrochen wird. Denn nur aus eigener Kraft kann niemand aufs Podest laufen. Aber das macht die Faszination im Biathlon aus. Oft bleiben die Rennen bis zum letzten Schuss offen. «In den Staffeln liegt schon sehr viel drin. Wir schielen mit einem Auge auf eine Medaille. Im Team Erfolge zu schaffen, das wäre am schönsten», sagt Elisa Gasparin. Die Bündnerin wird am Mittwoch in der Mixed-Staffel als Startläuferin für die Schweiz eröffnen, Lena Häcki-Gross, Sebastian Stalder und Niklas Hartweg sollen den Coup allenfalls vollenden.

Aber auch die grossen Nationen schonen ihre Asse nicht und treten in Bestbesetzung an. Norwegen mit Weltcup-Dominator Johannes Thingnes Bö, Sturla Holm Laegreid, Marte Olsbu Röiseland und Ingrid Landmark Tandrevold kann sich nur selber schlagen. Und auch Frankreich, Deutschland und Schweden sind breiter aufgestellt als die Schweiz. Diese Ausgangslage gilt für alle vier Staffelrennen.

Treffsichere Schweizer Männer

Hartweg bewies mit Platz 2 zum Saisonauftakt in Kontiolahti, dass die Schweizer Farben durchaus auf dem Biathlon-Podest vertreten sein können. «Ich will regelmässig an den Top Ten kratzen. Ich gehe wohl etwas mehr Risiko ein, weil es nur um Medaillen und nicht mehr um Weltcup-Punkte geht. Das Einzel ist für mich die grösste Chance», formuliert der Emporkömmling der Schweizer Equipe seine Ziele für Oberhof. Der 22-jährige Schwyzer zählt zusammen mit Sebastian Stalder zu den Top-3-Schützen im Feld. Die Disziplin Einzel gilt als schiesslastig, weil pro Fehlschuss 1 Minute zur Laufzeit addiert wird.

Auch Aita Gasparin sagt: «Mit vier Nullfehler-Schiessen im Einzel geht es weit nach vorne.» Bei den Schweizer Frauen besitzt allerdings Lena Häcki-Gross die besten Aussichten auf einen Exploit. Mit ihrer Laufleistung ist sie näher bei den Besten dran als Hartweg, die Gasparin-Schwestern und Co. Ein Top-Resultat verhindert in der Regel die magere Trefferquote - rund 80 Prozent. «Ich bin im Schiessen zuletzt stabiler geworden», betont die Athletin aus Engelberg, die mit dem Deutschen Biathleten Marco Gross verheiratet ist und mehrheitlich im deutschen Ruhpolding lebt und trainiert.

Den Abschluss bei Biathlon-Titelkämpfen bilden die beiden Massenstart-Rennen. Die Teilnahme ist einem exklusiven Kreis von 30 Frauen und 30 Männern vorbehalten. Startberechtigt sind die Top 15 der Weltcup-Zwischenwertung sowie jene, die sich mit guten Resultaten am jeweiligen Grossanlass aufdrängen. Für das Gros der Schweizer Equipe wäre eine Start an diesem Rennen ein feiner Erfolg. Das gilt unter anderen auch für Amy Baserga, die zudem auf eine Nomination für die Single-Mixed-Staffel mit Hartweg hofft. Die beiden 22-Jährigen haben diesen Winter mit Silber an der EM in Lenzerheide und Platz 3 beim Weltcup in Pokljuka reüssiert.

Bö und Norwegen wollen abräumen

In Oberhof tritt der Saisondominator Johannes Thingnes Bö als grosser Favorit an. Der 29-jährige Norweger ist läuferisch eine Klasse für sich. Sofern er gut trifft, ist er nicht zu schlagen. Dazu kommen seine Teamkollegen Sturla Holm Laegreid, Vetle Sjaastad Christiansen und Bruder Tarjei Bö - im Gesamtweltcup stehen fünf Norweger in den Top 8. Auch die Franzosen um Quentin Fillon Maillet, der an den Olympischen Spielen 2022 in Peking zweimal Gold und dreimal Silber gewann, dürften stark auftreten.

Bei den Frauen werden ausgeglichenere Rennen erwartet. Der Weltcup-Leaderin Julia Simon aus Frankreich wird ebenso viel zugetraut wie den schwedischen Schwestern Elvira und Hanna Öberg, den Italienerinnen Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi oder der Norwegerin Marte Olsbu Röiseland.

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