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Dezimierte Familie strebt nach Medaillen

Die Schweizer Snowboard- und Ski-Freestyle-Sektion reist mit dezimiertem Kader an die WM in Aspen. Trotz gewichtiger Ausfälle peilt ein schlagkräftiges Schweizer Team Medaillen an.

Agentur
sda
11.03.21 - 07:13 Uhr
Schneesport
Mathilde Gremaud klebte bisher das Pech an den Ski, an der WM will sie es besser machen
Mathilde Gremaud klebte bisher das Pech an den Ski, an der WM will sie es besser machen
KEYSTONE/AP The Canadian Press/DAVE CHIDLEY

Die schlechten Nachrichten des Schweizer Freestyle-Teams kamen in den letzten zwei Monaten tröpfchenweise. Ihren Anfang hatten die schwarzen Schweizer Wochen just an dem Ort genommen, an dem die Ski- und Snowboard-Freestyler nun jagt auf WM-Medaillen machen: in Aspen im Bundesstaat Colorado.

Ein Trainingssturz anlässlich des alljährlich in Aspen stattfindenden Einladungswettbewerb X-Games kostete Giulia Tanno die WM-Teilnahme. Wieder einmal verpasst die 22-jährige Bündnerin einen Grossanlass aufgrund einer Verletzung. Statt der WM-Teilnahme kuriert die Big-Air-Disziplinensiegerin in der Schweiz ihren gebrochenen Arm aus.

Was auf Tannos Absage folgte, waren die Ausfälle von Big-Air-Weltmeister Fabian Bösch (gebrochenes Schlüsselbein) und Halfpipe-Snowboarder Pat Burgener (Kreuzbandriss), der an den letzten beiden Weltmeisterschaften jeweils Bronze errang. Jeder aus diesem Trio hätte im Hinblick auf die am Freitag beginnenden Medaillen-Vergaben zu den heissen Anwärtern gezählt.

Leistungskultur mit Spass

Nun müssen Teamkollegen in die Bresche springen. Dass diese dazu fähig sind, steht ausser Frage. Sowohl Tanno wie auch Bösch und Burgener sind Teil eines starken und stark verbundenen Schweizer Teams. «Wir sind wie eine grosse Familie», bestätigte Olympiasiegerin Sarah Höfflin den starken Zusammenhalt innerhalb des Schweizer Freeski-Teams.

Innerhalb von «La Familia», wie sich das Swiss-Freeski-Team nennt, herrscht eine Leistungskultur, bei der der Spass nicht zu kurz kommt. Miteinander gemessen wird sich über den Skisport hinaus, sei es beim Bad im eiskalten See oder bei Einheiten im Kraftraum. «Ich glaube nicht, dass ich ohne dieses Team an dem Ort wäre, an dem ich jetzt bin», sagt Höfflin, auch wenn der Vergleich mit der starken internen Konkurrenz manchmal auch hart sein könne.

Frust hier, ohne Glück da

Für die 30-jährige Teamleaderin gab es in dieser Saison einige Momente, in denen ihr Frust über die eigene Leistung auf eine Erfolgsmeldung ihrer Teamkolleginnen Tanno oder Mathilde Gremaud prallte.

Unvergessen die Bilder, als Höfflin an den X-Games nach heftigen Stürzen im Big Air den Zielraum unter Tränen verliess, während die 20-Jährige Gremaud sich Gold holte. Zurück am Ort dieser Niederlage will Höfflin nach vorne schauen. «Ich sage mir, es ist nicht derselbe Wettkampf wie die X-Games. Es ist ein neuer Monat, ein komplett neuer Kurs, alles ist anders.»

Im Feld der Männer könnte mit dem Flimser Andri Ragettli einer den verletzten Big-Air-Weltmeister Bösch ersetzen, dem eine WM-Medaille längst gebühren würde, der an Grossanlässen allerdings bislang glücklos agierte. Der 22-Jährige stand bei 39 Weltcup-Einsätzen 20 Mal auf dem Podest, eine WM- oder Olympia-Medaille besitzt er allerdings noch nicht.

Der Luxus der Halfpipe-Snowboarder

Eine ähnliche Ausgangslage wie bei den Freeskiern findet sich bei den Halfpipe-Snowboardern vor. Als der unterdessen zurückgetretene Olympiasieger Iouri Podladtchikov an den letzten Weltmeisterschaften nach einem Trainingssturz mit gerissener Achillessehne ausfiel, stand mit Pat Burgener eine Ablösung bereit und gewann für die Schweiz Bronze. Aufgrund eines gerissenen Kreuzbandes wird der 26-Jährige die WM-Medaille in Aspen nicht verteidigen können.

In Jan Scherrer verfügt die Schweiz dennoch über einen heissen Anwärter auf das WM-Podest. Der Toggenburger tat sich in dieser Saison bislang schwer, verfügt aber mit seinem neuen Trick, den er exklusiv beherrscht, über eine Waffe, die ihn im Idealfall zum Titel führen könnte. Die Schweiz darf gespannt auf Nachrichten aus Aspen warten.

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