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Mit Flugshow zum dritten Tournee-Triumph

Kamil Stoch stutzt der Konkurrenz wieder einmal die Flügel. Der Pole, 33-jährig und dreifacher Olympiasieger, gewinnt zum dritten Mal die Vierschanzentournee.

Agentur
sda
06.01.21 - 20:44 Uhr
Schneesport

Beim Finale in Bischofshofen kam kaum mehr Spannung auf. Der Routinier behielt nicht nur die Nerven im Griff, sondern er legte noch einen oben drauf. Zwei Flüge auf 139 m und 140 m trugen Stoch sogar den überlegenen Tagessieg ein. Somit kam er ungefährdet zum Tournee-Triumph, denn seine ersten Verfolger, der Titelverteidiger Dawid Kubacki und der Weltcupführende Halvor Egner Granerud, schwächelten. Zweiter der Overall-Wertung wurde letztlich der Deutsche Karl Geiger, der seine Ambitionen nach einem schwachen Wettkampf in Innsbruck hatte begraben müssen. Der Rückstand des Skiflug-Weltmeisters, der zum Auftakt in Oberstdorf gewonnen hatte, summierte sich auf 26,5 m.

Pünktlich zur Tournee setzte der Stoch das Erfolgspuzzle wieder zusammen. Er war nicht als Favorit angetreten. Nach einem mässigen Saisonstart hatte der Pole bei der Hauptprobe in Engelberg mit Platz 2 und 7 angedeutet, dass er mit einem Steigerungslauf den Kollegen Granerud, Geiger oder Eisenbichler gefährlich werden kann. Und dies traf dann auch ein: Zweiter in Oberstdorf, Vierter in Garmisch-Partenkirchen, Sieger in Innsbruck und Erster in Bischofshofen trugen ihm den goldenen Adler, eine der begehrtesten Trophäen im Skisprung-Sport, zum dritten Mal nach 2017 und dem Grand-Slam-Erfolg 2018 ein.

«Ich bin sehr glücklich, ich geniesse Skispringen momentan einfach», strahlte Stoch. «Es hat heute viel Spass gemacht. Ich habe jede Sekunde genossen, aber es war auch stressig», sagte der 33-Jährige, dessen Team vor dem ersten Wettkampf aufgrund eines vermeintlich positiven Coronavirus-Tests in der Mannschaft zwischenzeitlich ausgeschlossen worden war. Getragen von einem Auftrieb, den die Begnadigung offenbar ausgelöst hat, zogen die Polen das Momentum auf ihre Seite. Vier ihrer Athleten klassierten sich in den Top 6 des Gesamtklassements. Die skisprungverrückten Polen bejubelten ihren fünften Overall-Sieg, vier davon gelangen in den vergangenen fünf Jahren.

Polen feierte. Der Präsident Andrzej Duda gratulierte am Mittwoch per Twitter. «Ein schöner Triumph in grossem Stil. Wir danken von ganzem Herzen für diese schönen Momente der Freude in schweren Zeiten», schrieb das Staatsoberhaupt. Und der Regierungschef Mateusz Morawiecki meinte in Anspielung auf die polnischen Nationalfarben: «Heute ist Bischofshofen weiss-rot.»

Stoch hält sich konstant in der Weltspitze - sieht man von kleinen Schwankungen ab, die jeden Skispringer erfassen. Seit dem Winter 2010/11 belegte er im Weltcup-Schlussklassement mit einer Ausnahme stets einen Top-Ten-Platz. Inzwischen ist er bei 38 Weltcupsiegen angelangt.

Der Mann aus Zakopane gehört zu einem exklusiven Kreis im Skispringen. Der Olympiasieg, der Weltmeister-Titel, das Gold als Skiflug-Weltmeister (alle drei im Einzel), der Gewinn des Gesamtweltcups und der Triumph an der Vierschanzentournee bilden die fünf Monumente in seinem Sport. Einzig der exzentrische und inzwischen verstorbene Finne Matti Nykänen hat alles gewonnen, auf vier von diesen fünf Titeln bringen es von den Aktiven derzeit nur Simon Ammann (ohne Tournee-Sieg), Gregor Schlierenzauer (fehlender Olympiasieg im Einzel) und eben Stoch (fehlender Sieg an einer Skiflug-WM).

Deschwanden verpasst den Final

Gregor Deschwanden verpasste erstmals in dieser Saison den Finaldurchgang und rutschte im Tournee-Klassement vom 15. auf den 20. Rang ab. Nach einem Fehler beim Absprung schied der Luzerner mit einer Weite von 121 m aus und wurde 36. Ammann (49.) musste mit 112 m vorliebnehmen.

«Das war ein nerviges Ende», ärgerte sich Deschwanden. «Niemand, nicht einmal ich, hat das erwartet. Ich habe heute die Chance auf ein Top-Resultat versemmelt. Zum Glück geht es in zwei Tagen gleich wieder weiter.» Der Tross disloziert nun nach Titisee-Neustadt, wo am Wochenende zwei Weltcupspringen im Programm stehen.

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