×

Keine Hauptprobe, dafür viele Fragezeichen

Die Alpin-Snowboarder starten heute in den Dolomiten in eine Saison der Ungewissheit. Neben der Corona-Pandemie schlägt sich die Schweizer Equipe vor dem Start mit Verletzungssorgen herum.

Agentur
sda
12.12.20 - 06:00 Uhr
Schneesport

Was ist überhaupt noch gewiss im Zeitalter der Corona-Pandemie? Auch für den Sport, das zeigte die Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio, gibt es keine Garantien. Umso mehr in einer vergleichsweise kleinen Disziplin wie dem Alpin-Snowboard, wo TV-Übertragungen schon für gewöhnlich schwer zu finden und Sponsoren hart zu kriegen sind. Die Planungsunsicherheit innerhalb der Equipe von Nationalcoach David van Wijnkoop geht aber über das Gewöhnliche hinaus, besonders im Weltcup-Kader der Männer.

Noch vor einer Woche standen die Zeichen bei den Männern auf Hoffnung und Neustart. Nach einer bald zweijährigen Odyssee mit abgebrochenen Renneinsätzen, Schmerzen und einer Rückenoperation war Olympiasieger und Teamleader Nevin Galmarini optimistisch, rechtzeitig auf den Saisonstart in Cortina d'Ampezzo bereit zu sein - soweit es sein Rücken eben zulässt. Am Dienstag folgte dann die Ernüchterung: Galmarini wird beim Saisonstart fehlen, der Rücken brauche weitere Aufbau- und Physiostunden. Der 34-Jährige plant das Comeback nun für den Heimweltcup in Scuol Anfang Jahr.

Auch der zweite Athlet des Schweizer Männer-Weltcupduos, Dario Caviezel, bekundete in der letzten Saison Verletzungspech. Vor dem Saisonstart erlitt der 25-Jährige einen Knorpelschaden im Knie, es drohte eine halbjährige Pause. Doch vier Monate später fuhr Caviezel beim Heimrennen in Scuol als Dritter bereits wieder aufs Podest. Es blieb das Highlight seiner Saison, die wegen Corona vorzeitig beendet werden musste. Die längere Pause bot Caviezel immerhin die Gelegenheit, den Körper komplett auszukurieren, sodass in dieser Saison der erste Weltcupsieg Tatsache werden soll.

Hohe Erwartungen bei den Frauen

Von körperlichen Problemen verschont geblieben ist das Schweizer Frauen-Trio Julie Zogg, Ladina Jenny und Patrizia Kummer. Das Feedback aus der Vorbereitung lässt derweil auf eine weitere, äusserst erfolgreiche Saison hoffen. Sowohl Slalom-Weltmeisterin und -Disziplinensiegerin Zogg wie auch Jenny, die die Slalom-Wertung der Vorsaison als Dritte abgeschlossen hatte, erklärten sich vor dem Start in Cortina als «topfit». Mehr als den Vergleich mit der Konkurrenz fürchten die Schweizerinnen darum die Absage der Wettkämpfe aufgrund von Corona.

Der vermeintliche Saisonhöhepunkt neben dem Heim-Auftritt in Scuol, die für Februar geplante Freestyle-WM in China, wurde bereits abgesagt. Die Wettkämpfe waren als Olympia-Hauptprobe gedacht, denn gleichenorts sollen in zwei Jahren die Olympischen Winterspiele stattfinden. Die Weltmeister-Titel sollen in diesem Jahr nun an anderen Orte vergeben werden, nicht im Rahmen einer Kollektiv-WM, sondern in den Einzeldisziplinen. Für die Alpin-Snowboarder könnte der Austragungsort der Titelkämpfe näher rücken, eventuell nach Europa, wo der Grossteil des Weltcups stattfindet.

Was ist das Erfolgsrezept für eine Saison während der Corona-Pandemie? Nationalcoach Van Wijnkoop setzt auf Flexibilität. «Wir müssen einfach jeweils das Beste aus der Situation machen», sagt er. Die Schweiz besitzt unbestritten die Qualität, Garantien gibt es aber keine.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu Schneesport MEHR