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Wer wird der Star der nordischen Ski-WM?

Therese Johaug wird die zweite WM-Woche mit einem Triumph über 10 km klassisch eröffnen und das Tirol letztlich mit 4 Goldmedaillen verlassen. Zum WM-König könnte auch Markus Eisenbichler avancieren.

Agentur
sda
26.02.19 - 10:11 Uhr
Schneesport

Keiner schreit die Freude so schön heraus wie Markus Eisenbichler. Er verkörpert den bayerischen Urschrei. «Vielleicht kommt der Tag, an dem es heisst: 'Heute mal ich'», hatte er im Vorfeld gesagt, weil es nie mit einem Weltcup-Sieg klappen wollte. Nun ist der 27-Jährige bereits zweifacher Weltmeister. «Sein Weg an die Spitze war nicht geteert, sondern mit vielen Schlaglöchern versetzt», sagte sein Trainer Werner Schuster treffend.

Dies macht die Geschichte so speziell, alle schliessen Eisenbichler in ihre Herzen. Das war bei der hübschen Therese Johaug auch mal so. Fällt heute ihr Name, kommt allerdings nicht mehr wie früher im gleichen Atemzug das Wort «Duracell-Häschen» über die Lippen. «Lippencreme» ist da geläufiger geworden.

Die Geschichte, wonach ihr der Teamarzt im Herbst 2016 zur Behandlung eines Sonnenbrandes versehentlich eine Salbe mit verbotenen Inhaltsstoffen verabreicht haben soll - der Warnhinweis war auf die Verpackung gedruckt - , mag niemand so recht glauben. Trotz der Unschuldsbeteuerung und aller Tränen seitens der Athletin. Zuerst wurde die populäre Sportlerin nur zögerlich aus dem Verkehr gezogen. Aber nach diversen Anhörungen und Berufungen legte schliesslich der Internationale Sportgerichtshof CAS in Lausanne das Strafmass auf 18 Monate fest. Johaug, 2007 in Sapporo mit 18 Jahren bislang jüngste Weltmeisterin, verpasste 2017 die Titelkämpfe in Lahti und im vergangenen Februar die Olympischen Spiele in Pyeongchang. Die Strafe ist abgesessen, der Neustart vollbracht. Aber zumindest in den hiesigen Breitengraden kann sie die Herzen nicht mehr im gleichen Mass erobern.

Eisenbichler muss nachlegen

Will Eisenbichler die Weltmeisterschaften in Seefeld aber wirklich prägen, muss er am Freitag auch auf der Normalschanze und am Samstag allenfalls im Mixed-Springen liefern. Denn die Norwegerin wird ebenso mit der Staffel und über 30 km noch gewinnen. Sie ist stärker zurückgekehrt, sie hat ihre Doping-Sperre nicht nur ohne Einbusse überwunden, sondern zu ihrer Ausdauerfähigkeit noch neue Kräfte obendrauf gesetzt. Das verdient Anerkennung. Experten sagen, sie laufe technisch besser, der Doppelstockstoss sei kräftiger geworden. Die inzwischen 30-Jährige dominiert. Punkto Medaillen hält möglicherweise auch Deutschlands Kombinierer Eric Frenzel mit. Seine Sportart verfügt aber über zu wenig Strahlkraft.

Die norwegischen Fans beherrschen in diesen Tagen Seefeld, mehr als die Deutschen, Österreicher oder Polen. Die Nordländer haben jeden Tag etwas zu feiern und begiessen auch die Erfolge ihrer Therese Johaug - so wie am vergangenen Samstag nach dem Skiathlon, als sie der Konkurrenz davongelaufen war und das Ziel mit einer Minute Vorsprung erreicht hatte. In Norwegen hat ihr die Dopingsperre kaum geschadet. Nach dem Rücktritt ihrer noch erfolgreicheren Teamkollegin Marit Björgen ist sie wieder die Gold-Garantin auf allen Distanzen, die über den Sprint hinausgehen.

Aber Johaugs Siege fallen derart überlegen aus, dass sie kaum mehr Emotionen auslösen. Eisenbichler hingegen winkt die Möglichkeit, Deutschland historische Weltmeisterschaften zu bescheren. Gold und Silber im Einzel sowie Gold im Team: So eine Ausbeute hatte es zuletzt vor 20 Jahren in Ramsau mit Martin Schmitt und Sven Hannawald gegeben. Setzt Eisenbichler noch einen drauf, gibt es einen König und nicht eine Königin von Seefeld.

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