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Michael Vogt - ins kalte Wasser geworfen

In der neuen Saison versucht ein neuer Name, die Kohlen für den Schweizer Bobsport aus dem Feuer zu holen. Die Hoffnungen ruhen auf dem 20-jährigen «Lehrling» Michael Vogt.

Agentur
sda
07.12.18 - 09:32 Uhr
Schneesport
Hoffnung auf eine bessere Schweizer Zukunft im Bobsport: Michael Vogt und Sandro Michel an den letztjährigen Schweizer Meisterschaften
Hoffnung auf eine bessere Schweizer Zukunft im Bobsport: Michael Vogt und Sandro Michel an den letztjährigen Schweizer Meisterschaften
Keystone/GIANCARLO CATTANEO

Nach nur acht Einsätzen im Europacup kommt der Schwyzer am Samstag im lettischen Sigulda bereits zu seinem ersten Auftritt auf höchster Stufe. Nie zuvor dürfte ein Schweizer bei seinem Weltcup-Debüt jünger gewesen sein. Vorgesehen war dieser Blitzaufstieg nicht - weder in der Planung des Verbandes noch von Vogt selber.

«Ich hatte gehofft, dass ich mich in dieser Saison im Europacup bestätigen kann und dann vielleicht zu ein paar Weltcup-Einsätzen komme», sagt der Polymechaniker aus der Turner-Hochburg Wangen. Die Rücktritte von Beat Hefti, Rico Peter und Clemens Bracher haben nun aber dazu geführt, dass die einst stolze Bobnation Schweiz zu einem kompletten Neuanfang gezwungen ist.

In der Vorbereitung reisten Vogt und seine Anschieber nach Nordamerika und fuhren in Lake Placid, Park City und Whistler Rennen im Rahmen des Nordamerika-Cups. Dabei ging es einerseits darum, neue Bahnen kennenzulernen, anderseits um wichtige Punkte im Ranking, um die Startposition zu verbessern. Die kommende Saison ist für Vogt und seine Anschieber - auch diese sind mit 19 bis 24 Jahren noch sehr jung - eine Zeit des Lernens.

Realistisch ist zunächst die Qualifikation für zweite Läufe (Top 20). Vogt weiss, dass er in grosse Fussstapfen tritt, sagt aber: «Ich fühle keinen allzu grossen Druck, denn ich bin noch jung.» Für den vom zweifachen Weltmeister Ivo Rüegg entdeckten und geförderten ehemaligen Steinstösser ist neben dem Weltcup auch die Junioren-WM Anfang Februar in Königssee ein wichtiges Ziel. Im letzten Winter gewann er an der U23-WM in St. Moritz Silber mit dem Vierer. Zum Auftakt im Weltcup könnte aber der 51-jährige Oldie Pius Meyerhans mit seinem privat finanzierten «A-Team» der beste Schweizer sein. Die Lösung für die Zukunft ist der schillernde Luzerner aber nicht.

Viel versprechender Nachwuchs

Das Potenzial für bessere Zeiten ist aber durchaus da, zumal mit Simon Friedli, Michael Kuonen und Yann Moulinier drei athletisch starke, ehemalige Anschieber die Pilotenschule absolviert haben und an die Lenkseile gewechselt haben. «Ein interner Konkurrenzkampf ist gut», meint Vogt dazu lachend. Die drei starten wie Timo Rohner diese Woche im Europacup in Altenberg. Eines der Teams dürfte früher oder später ebenfalls eine Chance im Weltcup erhalten. Ziel von Nachwuchstrainer Christoph Langen, der die letzten zwei Jahre Vogt intensiv betreute, ist es, 2022 in Peking je drei Frauen- und Männerteams am Start zu haben.

Auch bei den Frauen trat mit der Olympia-Neunten Sabina Hafner die beste Schweizer Pilotin zurück. Die Hoffnungen ruhen nun auf Martina Fontanive. Die 32-jährige Zürcherin deutete ihr Potenzial im letzten Winter mit einem 5. Rang beim Heim-Weltcup in St. Moritz an.

An der Spitze hat sich im Nach-Olympia-Winter wenig geändert. Die Deutschen, Kanadier und Amerikaner dürften erneut das Mass aller Dinge sein, bei den Männern kommen noch die Letten dazu. Erstmals findet in ihrer Heimat ein Weltcup statt. Weil die Bahn in der so genannten Lettischen Schweiz in erster Linie als Schlittelbahn mit entsprechend engen Radien konzipiert wurde, finden zum Auftakt zwei Zweierrennen statt. Es werden bis zu 4000 Fans pro Tag erwartet. Eine Woche später gibt es in Winterberg bei den Männern zwei Viererrennen.

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