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Russen erfüllen Mission nach spektakulärem Final

Das deutsche Märchen an den Olympischen Spielen in Pyeongchang nimmt kein Happy End. Die Russen vom Team OAR gewinnen den spektakulären Eishockey-Final mit 4:3 nach Verlängerung.

Agentur
sda
25.02.18 - 08:33 Uhr
Schneesport
Grenzenloser Jubel bei den russischen Eishockeyspielern nach dem erzitterten Finalsieg gegen Deutschland
Grenzenloser Jubel bei den russischen Eishockeyspielern nach dem erzitterten Finalsieg gegen Deutschland
KEYSTONE/EPA/KIMIMASA MAYAMA

Das Team OAR befand sich in Gangneung auf einer Mission. Aufgrund des Fehlens der NHL-Stars als klarer Favorit angetreten, wäre für die Equipe von Trainer Oleg Snarok alles andere als Gold eine Enttäuschung gewesen, umso mehr, als zuletzt 1992 in Albertville ein russisches Eishockey-Team Olympiasieger geworden war. Allerdings mussten sich die Russen den Erfolg im Final mehr als hart erkämpfen.

Zum Helden avancierte Kirill Kaprisow, der in der 70. Minute im Powerplay nach einem Querpass des überragenden Nikita Gussew, zuvor zweifacher Torschütze, mit einem Direktschuss erfolgreich war. In der 67. Minute hatte der deutsche Goalie Danny auf den Birken das 3:4 mit einer mirakulösen Parade noch verhindert. Die Chance vergab Ilja Kowaltschuk.

56 Sekunden fehlen zur Sensation

Die dritten 20 Minuten waren an Dramatik kaum zu überbieten. Zunächst brachte Gussew die Russen in der 54. Minute mit einem haltbaren Schuss aus spitzem Winkel zum zweiten Mal in Führung. Diese hielt aber nur zehn Sekunden, dann gelang Dominik Kahun, von Frank Mauer herrlich freigespielt, aus kurzer Distanz das 2:2 für die Deutschen. In der 57. Minute schoss Jonas Müller gar das 3:2 für den Aussenseiter. Und es kam noch besser für die DEB-Auswahl, musste doch der Russe Sergej Kalinin 131 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit auf die Strafbank. Die Sensation schien perfekt. Das Team OAR riskierte alles, ersetzte Torhüter Wassili Koschetschkin durch einen fünften Feldspieler. Und tatsächlich traf erneut Gussew mit einem herrlichen Backhand-Schuss zum 3:3 - den Deutschen fehlten 56 Sekunden zur Sensation.

Im ersten Drittel waren die Russen zu einem perfekten Zeitpunkt in Führung gegangen, nämlich 0,5 Sekunden vor der Pausensirene. Das Tor erzielte Verteidiger Wjatscheslaw Woinow, dem im Slot zu viel Platz gewährt wurde. Das 1:0 nach 20 Minuten ging absolut in Ordnung - der Favorit verzeichnete im ersten Abschnitt doppelt so viele Torschüsse wie die DEB-Auswahl (12:6). Im Mitteldrittel kontrollierten die Osteuropäer zunächst die Partie, allerdings suchten sie das 2:0 zu wenig konsequent. Das rächte sich. Nach einem Konter der Deutschen gelang Felix Schütz in der 30. Minute der Ausgleich, in dem er den Puck von der Seite aufs Tor brachte und ihn Goalie Koschetschkin unglücklich selber über die Linie beförderte. Das gab den Deutschen sichtlich Auftrieb, worauf es eine packende Partie wurde.

Dazjuk im Triple Gold Club

Nach dem Sieg der Russen, die erst die zweite Goldmedaille an diesen Winterspielen nach jener von Eiskunstläuferin Alina Sagitowa holten, gehört Pawel Dazjuk nun dem so genannten «Triple Gold Club» an, das heisst, dass er Olympiasieger, Weltmeister und Stanley-Cup-Gewinner ist. Die Osteuropäer, die mit einer 2:3-Niederlage gegen die Slowakei ins Turnier gestartet waren, traten mit einer sehr eingespielten Mannschaft an - 15 Spieler von SKA St. Petersburg gehörten zum Kader.

Für Deutschland, das im Achtelfinal die Schweiz und danach Weltmeister Schweden und Kanada ausgeschaltet hat, war Silber die erste olympische Eishockey-Medaille seit Bronze 1976 in Innsbruck.

Telegramm:

Team OAR - Deutschland 4:3 (1:0, 0:1, 2:2, 1:0) n.V.

5075 Zuschauer. - SR Lemelin/Rantala (USA/FIN), Dahmen/Suominen (SWE/FIN). - Tore: 20. (19:59) Woinow (Gussew, Kaprisow) 1:0. 30. Schütz (Macek, Hager) 1:1. 54. (53:21) Gussew (Kaprisow) 2:1. 54. (53:31) Kahun (Mauer) 2:2. 57. Jonas Müller (Ehliz, Hördler) 2:3. 60. (59:05) Gussew (Kaprisow, Sub/Ausschluss Kalinin!) 3:3 (ohne Torhüter). 70. (69:11) Kaprisow (Gussew, Woinow/Ausschluss Reimer) 4:3. - Strafen: 2mal 2 Minuten gegen Team OAR, 3mal 2 Minuten gegen Deutschland.

Team OAR: Koschetschkin; Woinow, Gawrikow; Nesterow, Kisselewitsch; Subarew, Sub; Jakowljew; Kowaltschuk, Kalinin, Andronow; Gussew, Kaprissow, Dazjuk; Barabanow, Prochorkin, Schirokow; Grigorenko, Mosjakin, Telegin; Kablukow.

Deutschland: Aus den Birken; Ehrhoff, Boyle; Moritz Müller, Hördler; Jonas Müller, Krupp; Noebels, Goc, Macek; Hager, Reimer, Seidenberg; Kahun, Mauer, Kink; Fauser, Ehliz, Plachta; Wolf, Schütz.

Bemerkungen: Timeout Team OAR (59:05). - Schüsse: Team OAR 30 (12-9-7-2); Deutschland 25 (6-8-10-1). - Powerplay-Ausbeute: Team OAR 1/3; Deutschland 0/2.

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