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Ein Erlebnis für die Ewigkeit

Als Mechaniker ist der Glarner Jürg Rohr eine zentrale Stütze des Schweizer Olympia-Bobteams. Nach dem enttäuschenden Abschneiden im Zweierbob hofft er nun auf eine Medaille mit dem Viererbob.

Südostschweiz
23.02.18 - 01:00 Uhr
Schneesport
Im Olympiafieber: Der ehemalige Bobpilot Jürg Rohr ist in Pyeongchang als Mechaniker von Rico Peter im Einsatz.
Im Olympiafieber: Der ehemalige Bobpilot Jürg Rohr ist in Pyeongchang als Mechaniker von Rico Peter im Einsatz.
CHRISTOPH MERKI

Die Olympischen Spiele sind ein super Erlebnis, das mir ewig in Erinnerung bleiben wird», sagt Jürg Rohr und strahlt auf dem Zielgelände der Bobbahn in Pyeongchang. Noch vor wenigen Tagen stand er oben beim Start und kümmerte sich um die letzten Vorbereitungen für den vierten Lauf des Schweizer Zweierbobs mit Pilot Rico Peter. Zwar sass Rohr nicht selbst im Bob, doch emotional ist der Glarner ebenso im Olympiafieber wie die gestarteten Athleten selbst.

Qualifikation war Teamleistung

Schon seit vier Jahren ist der Glarner ein Teil von Peters Team und kümmert sich als Mechaniker um die technischen Finessen und Belange rund um das Sportgerät, den Bob. Früher raste er selbst als Bobpilot durch den Eiskanal, sogar gegen Peter als Konkurrenten gefahren. Leider nicht ganz so erfolgreich wie sein ehemaliger Kontrahent. «Ich bin einfach zu klein», sagt er und schmunzelt . Doch nun scheint er in seiner Funktion Mechaniker voll aufzugehen. «Das Allergrösste ist sicher, als Sportler an die Olympischen Spiele fahren zu können», betont er, «aber ich möchte die Wichtigkeit der verschiedenen Teammitglieder nicht verschieden einstufen. Man gehört zum Team und trägt seinen Teil für eine möglichst perfekte Fahrt bei.» Deshalb sei die Qualifikation für den Wettkampf in Pyeongchang auch im Team erreicht worden. Um eine solche Leistung herausfahren zu können, müssten alle Involvierten bestens harmonieren, gab Rohr zu bedenken. «Ich bin sogar mit Rico im selben Zimmer», betont er die Vertrautheit im Team.

Rückmeldungen umsetzen

Was aber ist die Aufgabe eines Bob-Mechanikers an den Olympischen Spielen? Weniger die Reparaturen, denn das Finetuning beschäftigt den begeisterten Bobsportler in Pyeongchang. «Ich sorge dafür, dass das Material und die Kufen in einem TopZustand sind», erklärt Rohr. Die Ku-fen müssten präpariert, der Schlitten poliert und alle Schrauben kontrolliert werden, die Startnummer wird jeweils ebenso von Rohr aufgeklebt. Er zeigt sich damit auch verantwortlich, dass der Bob den Regeln entsprechend vorbereitet wird. «Das alles ist ein relativ grosser Aufwand, bis die Schlitten rennfertig an den Piloten übergeben werden können.» An diesen Olympischen Spielen hätten es die Trainings und Startzeiten zugelassen, dass Rohr seiner Arbeit während des Tages nachgehen konnte. «Wenn es zeitlich aber knapp wird, müssen wir halt auch in der Nacht am Bob arbeiten», führt er weiter aus. Die Einstellungen würden vor jedem Rennen neu definiert. Aufgrund der Rückmeldungen des Piloten versuche Rohr jeweils, den Schlitten so herzurichten, dass der Pilot mit möglichst wenig Aufwand die Bahn absolvieren könne. «Wenn nicht alles zu 100 Prozent stimmt, kann man auch nicht vorne mitfahren.»

Grosse Hoffnung auf Medaille

Trotz der engagierten Arbeit von Jürg Rohr konnten die Schweizer mit dem Zweierbob nicht brillieren. Im Gegenteil. «Es ist schon eine Enttäuschung», gesteht er, «es wäre schön gewesen, wir hätten in die Top Ten fahren können, ein Diplom wäre das Optimum gewesen.» Für Rohr ist der Grund für das nicht ganz so gute Abschneiden klar. Am Start seien die Schweizer zu langsam. «Alle Piloten fahren so gut und machen keine Fehler», resümierte Rohr, «da kann die langsamere Startzeit auf der Bahn einfach nicht mehr kompensiert werden.»

Rohrs Highlight kommt aber noch: der Viererbob. Sollte Rico Peter so fahren wie im zweiten und vierten Lauf mit dem Zweierbob, stünden die Medaillenchancen gut. «Ich hoffe schwer, dass wir mit einer Medaille nach Hause fahren können», gibt sich Rohr optimistisch. Doch das Erlebnis Olympia sei an sich schon sehr speziell. Umso erfreuter zeigte er sich über den Medaillenerfolg seines Glarner Kantonskameraden Martin Rios. Während sich Rios und Perret noch in den Round-Robin-Spielen bewiesen, sei ihm Rios zufällig begegnet. Das nächste Mal im House of Switzerland bei der Medaillenfeier. «Wir wurden spontan eingeladen Da haben wir zusammen auf die Medaille anstossen können», erzählt Rohr. «Das war für mich eine riesige Ehre – an eine Medaillenfeier eingeladen zu werden und dann noch von einem Kantonskumpan.»

Sehr viele Eindrücke verarbeiten

Um all die vielen Eindrücke an den Olympischen Spielen begreifen zu können, brauche er wohl noch ein wenig Zeit, meint Jürg Rohr. Doch zuerst stehen nun am Samstag und Sonntag die vier Wettkampfläufe mit dem Viererbob auf dem Programm. Rohr wird darum bemüht sein, die besten technischen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Schweizer Bob hoffentlich erfolgreich der Medaille entgegenfahren kann.

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